St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
Zimmer und hatte sie wahrscheinlich gar nicht mehr gehört.
Stöhnend lag sie da. Sollte sie ihm hinterherlaufen und ihm alles zu erklären versuchen? Oder auf ihr Kissen einschlagen? Oder so lange weinen, bis ihre Augen leer waren?
Was stimmte bloß nicht mit ihr? So viele Nächte hatte sie sehnsüchtig darauf gewartet, dass er zu ihr käme, und als er dann da war, hatte sie nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn gleich wieder zu vertreiben.
Und er hatte sich doch solche Mühe gegeben, sanft und rücksichtsvoll zu sein. Was konnte sie denn noch mehr verlangen?
Die Leidenschaft, welche die St.-Leger-Männer in ihren Frauen zu erwecken verstehen, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Madeline presste das Kissen an sich und erschrak fürchterlich über diese Gedanken. Nein, nie und nimmer würde sie sich an die verdammten St.-Leger-Sagen klammern. Sie zog sich die Decke über den Kopf, um alle unerwünschten unvernünftigen Gedanken auszusperren. Über eines gewann sie allerdings Gewissheit.
Die Zurückhaltung war nicht Anatoles Art, mit einer Frau zusammenzuliegen. Madeline hatte genug Feuer in seinen Augen erblickt, um zu wissen, dass viel mehr in ihm steckte und nur darauf wartete, von der richtigen Frau geweckt zu werden.
Doch war sie offensichtlich nicht diese Richtige.
Die Türen flogen vor ihm auf, und Anatole brauchte nicht mehr dazu zu tun, als einen kurzen Blick auf sie zu werfen. Fast hätte er glauben können, Castle Leger selbst habe begriffen, dass es ihm heute Nacht möglichst nicht in die Quere kommen sollte.
Anatoles Stiefel knallten über die Steinböden, während er in Richtung alte Burg stampfte. Die letzte Barriere tat sich vor ihm auf, er legte die Finger an die Stirn, und Schloss und Riegel fuhren zurück. Anatoles Kopf schmerzte von der Anstrengung, aber dieses Pochen war nichts verglichen mit dem Schmerz in seiner Seele.
Draußen wütete immer noch der Sturm, aber Anatole hörte nur das, was in seinem Kopf widerhallte. Ich glaube, dass etwas mehr an dieser Sache sein muss ... Was denn noch? Er hatte sie mit aller Rücksicht und Zartheit behandelt, zu der er in der Lage war, und sich selbst so stark zurückgehalten, bis er es kaum noch ertragen konnte.
Verdammt, was verlangte diese Frau noch? Er biss die Zähne zusammen, während er die alte Halle betrat und die Fackel in den Wandhalter steckte. Die Porträts seiner Vorfahren starrten unbewegt auf ihn herab. Prospero der Zauberer, Deidre die Heilerin, Simon der Gestaltwandler ... bis hin zu Grayson dem Allesseher. Und eines Tages würde hier ein weiteres Bild angebracht. Anatole, der nicht wusste, wie er seine Frau lieben musste. Er stampfte weiter, warf Stühle um, versetzte dem Banketttisch einen derben Stoß und schlug mit der bloßen Faust gegen Wände.
Als die Frustration in ihm verraucht war, blieb nur noch kalte Verzweiflung übrig. Er stellte einen Stuhl wieder gerade hin und ließ sich darauf nieder. Nur ein Gutes hatte dieser Abend gebracht. So zahm, wie er Madeline beigelegen hatte, konnte unmöglich ein Kind daraus entstehen. Das erfüllte ihn mit Befriedigung, wollte er doch niemals einen St. Leger zeugen, der genauso verflucht aufwachsen müsste wie er selbst. Bei Gott, er hatte alles getan, um Madelines Herz zu gewinnen, war geduldig, rücksichtsvoll und ungeheuer beherrscht. Sogar zu dieser verwünschten Gesellschaft mit der Familie hatte er sich überreden lassen. Und als er sich später alle Mühe gegeben hatte, Madeline sanft zu lieben, hatte er sie damit nur zum Weinen gebracht. Er sank im Sessel zusammen und raufte sich das Haar. Vielleicht hatten Roman und sie ja Recht, und die Sage von der auserwählten Braut war nichts als ein einziger Humbug. Auch möglich, dass Fitzleger zum ersten Mal einen Fehler begangen hatte.
Doch was spielte das jetzt noch für eine Rolle ... Sein Blick wanderte zum hinteren Ende der Halle. Dort in den Schatten befand sich die Tür zum verbotensten Teil von Castle Leger. Zu Prosperos Turm.
Anatoles Geist zuckte davor zurück. Nein. Er hatte sein Leben damit verbracht, gegen die Fremdartigkeit seines Erbes anzukämpfen. Und er wollte verdammt sein, wenn er sie jetzt suchte.
Doch dann erhob er sich tatsächlich und setzte sich dorthin in Bewegung; denn er hatte diesen Teil der Anlage nicht ohne Grund aufgesucht.
Verzweifelte Männer suchen auch nach der dunkelsten Lösung.
Wenn eine Frau ins Leben eines Mannes trat, verlor Vernunft alle Bedeutung.
Anatole schob den Wandvorhang
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