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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte sich bereits zurückgezogen.
    »Prospero!«, brüllte er, als ihm bewusst wurde, dass der Geist ihn wieder einmal zum Narren gehalten hatte. Der Zauberer hatte nur mit ihm gespielt und nie wirklich vorgehabt, ihm zu helfen.
    »Verflucht sollt Ihr sein!«, krächzte Anatole und zerriss das Pergament in tausend Fetzen.
    Er ergriff die Fackel und rannte aus dem Turm. Das Lachen, das ihm folgte, kam aus vollem Herzen, war aber durchaus nicht ohne Mitgefühl.

15
    Das Unwetter verzog sich und machte morgendlicher Ruhe Platz. Sonnenlicht glitzerte auf taubedeckten Blumen und Gräsern. Doch Anatole nahm kaum wahr, wie die Sonne ihm die Haut wärmte. Nach der Nacht im Freien trottete er mit steifen Gelenken und wundem Herzen zur Burg zurück. Schon als Junge war er oft über Nacht draußen geblieben, wenn Kummer und Schmerz ihn wieder einmal zu überwältigen drohten. Auch Stürme und Unwetter hatten ihn nicht davon abhalten können, und der arme Fitzleger hatte sich vor Sorge halb umgebracht.
    Manchmal hatten der schwarze Himmel und das Toben der Elemente genug Kraft besessen, um den Schmerz des Jungen in sich aufzunehmen; die Pein darüber, nicht geliebt und nicht gewollt, gefürchtet und verabscheut zu werden. Während die Wellen gegen die Klippen geschlagen hatten, hatte er seine Gabe dazu benutzt, auf die Felsen am Ufer einzuschlagen, und das mit aller Wut, zu der er fähig war, bis er irgendwann in Ohnmacht gefallen war. Für gewöhnlich hatte der Reverend ihn am nächsten Morgen gefunden und ins Torhaus zurückgetragen. Doch in der vergangenen Nacht hatte Anatole weder Linderung noch Ruhe gefunden. Das Hemd kratzte an der Haut, und der Rücken tat ihm weh. Vermutlich war er zu alt geworden, um nachts auf Klippen einzuschlagen.
    Die meiste Zeit hatte er nur auf den Felsspitzen gestanden, sich nassregnen lassen und sich immer erbärmlicher gefühlt, während ihm Prosperos Gelächter im Kopf widerhallte.
    Liebt sie einfach.
    Mit dem idiotischen Rat von dem alten Zauberer war seine letzte Chance vertan, Madelines Herz zu gewinnen. Kein Zaubertrank, kein magischer Spruch, nichts. Er fuhr sich durch die schwarzen Haare und hatte nur noch einen Wunsch.
    Ungesehen in seine Burg zurückschlüpfen zu können, damit niemand bemerkte, welche Narretei er angestellt hatte oder wie tief er gesunken war.
    Anatole machte einen Umweg, um nicht am Stall vorbeizukommen, wo seine Knechte schon längst auf den Beinen waren. So gelangte er in Deidres Garten, doch auch hier fand er keine Sicherheit.
    Denn der Mensch, von dem er am allerwenigsten gesehen werden wollte, kam gerade hier heraus.
    Madeline.
    Er fluchte leise, weil diese Frau es wieder einmal verstand, ihn zu überraschen. Im letzten Moment brachte er sich hinter einem Strauch in Sicherheit.
    Schon als Kind hatte er sich hier verborgen. Anatole kroch tiefer unter die Zweige und verhielt sich vollkommen still. Früher hatte er auf diese Weise seiner Mutter einmal nahe kommen können. Tränen traten ihm in die Augen, als ihm klar wurde, dass er schon wieder zu einer solchen Maßnahme gezwungen war.
    Der Burgherr konnte nur hoffen, dass Madeline nicht gekommen war, um hier einen Strauß Blumen zu pflücken.
    Doch als sie näher kam, sah er ihr an, dass auch ihr Tag nicht fröhlich begonnen hatte. Ihr Blick schien nach innen gerichtet zu sein, und sie bemerkte auch nicht, wie die Stola ihr langsam von den Schultern rutschte. Anatole verrenkte den Hals, um ihr Gesicht erkennen zu können, doch das lag unter dem Schatten ihrer Haube verborgen.
    Endlich hob sie den Kopf und blinzelte verwundert, so als sei sie überrascht, dass ausnahmsweise einmal die Sonne am Himmel stand.
    Doch sie sah furchtbar blass aus, und die Neugier auf die Welt, die sonst immer in ihrem Antlitz gestrahlt hatte, schien erloschen zu sein. Die Augen waren rot gerändert und geschwollen, und Anatole fragte sich, ob sie die ganze Nacht geweint hatte.
    Nach ein paar Schritten blieb Madeline stehen und starrte in den Garten. Dann seufzte sie und kehrte ins Haus zurück, ohne auch nur eine Blume gepflückt zu haben. Anatole glaubte, einen Schatten auf ihr zu bemerken, den er nur zu gut kannte. Ein ähnliches Dunkel hatte sich auch in die Züge seiner Mutter geschlichen, bevor sie ... Gott! Anatole presste die Stirn an die Ronde. Er hätte seinem Instinkt folgen und sie gleich am ersten Tag wieder nach Hause schicken sollen.
    Doch dafür war es jetzt zu spät. Was konnte er überhaupt noch tun.
    Sie einfach

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