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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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beiseite, auf dem der St.- Leger-Drache zu sehen war, wie er über einem Dorf lag. Dahinter befand sich die Tür.
    Der Knauf ließ sich zu leicht herumdrehen, und schon fiel der Fackelschein auf eine gewundene Treppe, die bis in die Nacht selbst hinaufzuführen schien. Er bestieg die steinernen Stufen und erwartete jeden Moment, von Prosperos Eishauch getroffen zu werden. Kein St. Leger vor ihm hatte je gewagt, diesen Turm zu betreten. Während er hinaufstieg, kamen ihm all die Geschichten wieder in den Sinn, die man sich über den Ahnherrn erzählte. Sein Schlafgemach sollte unter einem besonderen Zauber liegen, der bewirkte, dass sich nie etwas in ihm veränderte. Die Kriege, Unruhen, Naturkatastrophen und Generationen der Mortmains in den vergangenen Jahrhunderten hatten dem Raum nichts anhaben können. Anatole hatte nie daran geglaubt - bis jetzt, als er das oberste Zimmer des Turms erreichte. Vollkommene Ruhe herrschte hier, so als könne nicht einmal das Gewitter draußen den Raum erreichen.
    Das breite Bett mit den Brokatvorhängen, der zierliche hölzerne Sekretär, das Buchregal mit den dickleibigen Bänden - alles wirkte so, wie Prospero es zurückgelassen hatte an dem Tag, als er mit dem gewohnten zynischen Lächeln auf den Lippen der eigenen Hinrichtung entgegengeritten war.
    Ehrfurcht befiel Anatole, als er über den Bettpfosten strich, an dem sich eigenartigerweise weder Staub noch Spinnweben entdecken ließen. Es hieß, der Ahnherr habe das Bett selbst aus dem Holz eines Druidenbaums gebaut. Hatte er damit die Herzen der Damen gewonnen und sie umso leichter verführt?
    Welches Geheimnis verbarg der alte Teufel? Versteckte es sich vielleicht in einem seiner Bücher? Anatole warf einen vorsichtigen Blick über die Schulter, doch die Fackel flackerte nicht, um Prosperos Erscheinen anzuzeigen. Anatole fasste Mut und steckte die Fackel in die Wandhalterung. Dann trat er an das Regal und überflog die Titel: uralte Manuskripte, mystische Schriften, kurzum alles, was mit Alchimie oder der Schwarzen Magie zu tun hatte. Er zog einen Band nach dem anderen heraus und spürte die dunklen Geheimnisse, die darin enthalten waren. Doch waren die Texte in Französisch, Italienisch, Arabisch und anderen Sprachen verfasst, die Anatole nicht verstand.
    »Verflucht«, murmelte er, »gibt es denn hier nicht wenigstens einen Band, der im guten alten Englisch geschrieben ist?«
    Er öffnete das letzte Buch, um nur auf Zeichen und Lettern zu starren, die ihm absolut fremd waren. Frustriert sah er sich in der Kammer um: »Also gut, alter Satansbraten, wo steckt Ihr. Ihr wart stets rasch zur Stelle, wenn ich Euch nicht gebrauchen konnte.« Sein Ruf löste nicht mehr als ein leises Rascheln der Bettvorhänge aus. Er eilte dorthin und riss sie auf. Nichts.
    Doch dann spürte er etwas. Sein Nacken prickelte, und er wusste, dass er nicht mehr allein war. »Zeigt Euch!«
    Diesmal ratterte der Bettpfosten.
    »Verdammt, Prospero, kommt hervor aus den Tiefen der Hölle, in die es Euch verschlagen -« Ein warnendes Grollen erfüllte die Luft, und ein Luftstoß schlug ihn wie eine Faust in den Magen. Anatole prallte gegen eine Wand, und ein blendendes Licht entstand vor ihm. Im nächsten Moment zeigte sich Prospero in all seiner Pracht. Ein scharlachroter Umhang hing von einer Schulter, und eine reich bestickte Tunika bedeckte seinen Leib. Nicht der bleiche Geist, als der er sich sonst zu manifestieren pflegte, sondern in strahlender Helligkeit und mit sauber getrimmtem, schwarzem Bart. So real er auch erscheinen mochte, Anatole wusste, dass dieser Prospero nur Illusion war. In den wilderen Tagen seiner Jugend hatte er sich einmal dazu verleiten lassen, seinen höchst irritierenden Ahn zu schlagen. Zu Prosperos großer Erheiterung hatte seine Faust nur Wand getroffen. Doch der Geist schien zur Zeit alles andere als amüsiert zu sein. Nicht oft musste er sich jemandem zeigen, und das Missvergnügen war ihm deutlich anzusehen.
    »Was, bei allen Göttern, wollt Ihr von mir, Bube?« Anatole richtete sich rasch auf, als er begriff, dass er immer noch an der Wand lag, an die Prospero ihn geschleudert hatte.
    »Ich ... ich benötige Eure Hilfe.«
    »Ach, wirklich? Neulich schient Ihr meiner Hilfe nicht so sehr bedurft zu haben. Wie lauteten doch noch gleich Eure Worte? Hm, ich glaube, es war etwas in der Art von: > Haltet Euch fern, alter Teufel, von Euch will ich nichts< - oder so ähnlich.«
    Der Ahnherr hatte offenbar nicht vor, es Anatole

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