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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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klingen.
    Sie nickte.
    »Und weißt du auch, warum du hier bist?«
    »Weil ihr mich hierher gebracht habt.« Ihre Stimme zitterte leicht, als würde ihr die Kehle zugeschnürt.
    »Richtig. Und weißt du, warum?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Wir suchen nach dem Ort der Stille.«
    Sie lachte leise. »Tatsächlich? Und welchen Sinn hätte es, wenn ich euch verrate, wo er ist?«
    »Welchen Sinn? Es hätte den Sinn, dass wir dich nicht töten, wenn du dich kooperativ verhältst.«
    »Ich war schon bei den Erlösern kooperativ. Aber sie wollten mir nicht glauben.«
    »Die Erlöser sind Volltrottel«, warf Atik ein.
    »Wir können wirklich sehr viel von ihnen lernen«, schniefte Krul.
    »Wir müssen nur beobachten, wie sie sich verhalten, und dann das genaue Gegenteil tun.« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    »Aber ich warne dich«, sagte Rier mit Nachdruck. Er näherte sich Riella und baute sich bedrohlich über ihr auf. »Wenn du uns anlügst … werde ich es wissen.«
    »Tatsächlich?« Sie wirkte eher neugierig als eingeschüchtert. »Und wie willst du das anstellen? Wie wirst du es wissen?«
    »Wenn jemand lügt, sondert er zwangsläufig einen typischen Geruch der Furcht ab. Und ich kann diese Angst riechen.«
    »Und ihr mögt diesen Geruch, nicht wahr?«
    »Was?« Er legte den Kopf schief. »Wie meinst du das?«
    Rier hatte schon so einige Verhaltensweisen bei Gefangenen beobachtet, aber so etwas hatte er bislang noch nicht erlebt. Die Stimme und die Haltung des Mädchens machten den Eindruck, als wäre es ihr völlig gleichgültig, was er über sie dachte oder was mit ihr geschah. Es war, als spräche sie von einem erhabenen Ort zu ihm, den er niemals würde erreichen können. Er war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte.
    »Ich meine«, sagte sie, »dass euch dieser Geruch betört. Euch erregt. Deshalb macht es euch so großen Spaß, andere Leute im direkten Kampf anzugreifen. Es geht euch gar nicht darum, Dinge zu zerstören oder in euren Besitz zu bringen. Ihr liebt den Geruch der Furcht, wenn die Gegner euch näher kommen sehen. Den Geruch ihrer Panik, wenn sie um ihr Leben betteln oder sich in Panik beschmutzen. Dem könnt ihr einfach nicht widerstehen. Ihr liebt diesen Geruch. Nur dafür lebt ihr. So ist es doch, oder nicht?«
    Rier, Atik und Krul warfen sich gegenseitig schiefe Blicke zu, bis sie sich wieder dem Mädchen zuwandten.
    »Ja«, sagte Rier zögernd.
    Sie nickte. Dennoch schien sie im Grunde überhaupt nicht daran interessiert zu sein, was er auf ihre Frage antwortete.
    »Ich werde euch zum Ort der Stille führen«, sagte sie nach einer Weile. »Ihr werdet keine weiteren Fragen stellen. Wenn ich euch anlüge, was ich nicht tun werde, könnt ihr mich töten. Tötet mich oder tötet mich nicht, mir ist es inzwischen gleichgültig. Es interessiert mich nicht mehr. Weil ich allmählich verstehe, wie bedeutungslos all diese Dinge sind.« Geistesabwesend zupfte sie an der Haut ihres Unterarms, bis sich eine rote Stelle bildete.
    »Der Ort der Stille«, sagte Krul begierig. »Werden wir dort Unsterblichkeit finden? Reichtümer? Man flüstert von so vielen Dingen, die es dort geben soll.«
    »Ihr werdet dort all das und noch viel mehr finden«, sagte sie. »Ihr werdet einen Ort der Freude finden. Ihr werdet Reichtümer finden, die jeden Traum der Habgier übersteigen. Ihr werdet dem Himmel so nahe sein, wie es auf dieser Seite des großen Vorhangs der Ewigkeit möglich ist. Ihr werdet all das und noch viel mehr bekommen.«
    Die Hunde blickten sich an. Riers Nüstern blähten sich, aber er konnte kein Anzeichen der Lüge entdecken. Entweder sagte sie die absolute Wahrheit, oder sie glaubte ohne jeden Zweifel, die Wahrheit zu sagen, was letztlich auf dasselbe hinauslief.
    »Für jemanden, der kein Hund ist«, sagte er, »bist du eine faszinierende Persönlichkeit. Ich mag dich.« Dabei fletschte er die Lippen, um seine Eckzähne zu entblößen.
    »Du meine Güte!«, tönte sie. »Was für große Zähne du hast!«
    »Damit ich meiner zitternden Beute besser das Fleisch von den Knochen reißen kann.«
    »Ich habe schreckliche Angst«, sagte sie in gleichgültigem Tonfall.
    Natürlich hatte sie gar keine Angst. Daran gab es für ihn keinen Zweifel. Er war noch nie jemandem begegnet, der so gelassen in sich ruhte. In Wirklichkeit ärgerte er sich ein wenig darüber, vielleicht machte es ihm sogar etwas Angst. Obwohl es überhaupt keinen Grund dafür gab. Sie war ihm vollkommen ausgeliefert, und

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