ST - New Frontier 5: Ort der Stille
Schwester … müsste genauso rote Haut haben wie Sie, nicht wahr?«
»Natürlich. Warum?«
»Ich brauche sofort eine Kommunikationsverbindung zu meinem Schiff!«
Sie verstanden nicht, was auf einmal in ihn gefahren war, aber es gab keinen Grund, ihm diese Bitte zu verweigern. Wenig später stand die Verbindung.
»Lyla«, sagte er. »Ich brauche einen Zugang zum visuellen Logbuch. Ich zeichne alles auf, was sich an Bord meines Schiffes ereignet«, erklärte er den anderen beiläufig.
»Das ist in der Sternenflotte die Standardprozedur«, sagte Soleta. »Vielleicht sollten Sie eine Flottenkarriere in Erwägung ziehen.«
»Darüber sollten Sie keine Scherze machen!«, erwiderte er mit überraschender Heftigkeit. »Hast du es, Lyla?«
»Natürlich, Xyon«
, antwortete die Stimme seines Schiffs.
»Würdest du uns bitte ein Bild von Riella übermitteln?«
»Kommt sofort, Xyon.«
Der Bildschirm des Runabouts flackerte kurz, dann war das Bild eines jungen Mädchens zu sehen. Ihre Haut war etwas blass, und sie hatte seltsame Beulen auf der Stirn, als hätte sich dort etwas befunden, das jetzt nicht mehr vorhanden war.
Si Cwan näherte sich langsam dem Bildschirm. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber den anderen war klar, dass er sich dazu zwingen musste, äußerlich unbeeindruckt zu bleiben, insbesondere als er eine Hand nach dem Bildschirm ausstreckte. Sie zitterte leicht und verriet damit die heftigen Gefühle, die in ihm tobten. Dann berührte er beinahe zärtlich die Mattscheibe, als würde er befürchten, dass sich das Bild auflösen könnte, wenn er nicht vorsichtig war.
»Kally«, flüsterte er.
»Wer?«
Er wandte sich an Xyon: »Wie haben Sie sie genannt?«
»Äh … Riella«, sagte Xyon mit offensichtlicher Verwirrung.
Si Cwan schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, ihr Name ist Kallinda. Oder Kally, wie wir … wie ich sie nenne. Sie ist meine Schwester.«
»Ihre Schwester? Aber sie sieht überhaupt nicht wie … Nein. Natürlich nicht!« Für Xyon fügte sich alles plötzlich zusammen. »Sie wurde einer besonderen Behandlung unterzogen, einer Art Konditionierung. Ihr Aussehen wurde verändert. Das ist doch möglich, nicht wahr?« Er wandte sich an Soleta, da sie diese Frage vermutlich am besten beantworten konnte.
Sie nickte langsam. »Ja, das ist möglich. Aber die … ‚Illusion‘ wäre nicht zwangsläufig von Dauer, je nachdem, auf welche Weise sie verändert wurde. Vielleicht muss sie von Zeit zu Zeit erneuert werden.«
»Was für eine Behandlung könnte das sein?«
»Schwer zu sagen. Vielleicht durch eine bestimmte Strahlung. Falls eine zelluläre Transformation eingesetzt wurde, ließe sie sich durch die tägliche Einnahme bestimmter Substanzen aufrechterhalten. Wenn sie abgesetzt werden, müsste die eigene DNA wenig später wieder die Oberhand gewinnen, und die Fassade würde sich allmählich auflösen.«
»Wenn ihre Mutter ihr also regelmäßig …«
»Ihre Mutter?« Si Cwan schüttelte den Kopf. »Ihre Mutter – unsere Mutter – ist tot. Ich habe sie in den Armen gehalten, als sie starb.«
»Es wird immer offensichtlicher, dass wir erst dann weitere Antworten erhalten, wenn wir das Mädchen gefunden haben. Wo ist sie?«, fragte Soleta.
»Ich werde es Ihnen sagen, sobald Sie mein Schiff repariert haben.«
Si Cwan bewegte sich so schnell, dass Xyon nicht mal wusste, wie ihm geschah. Eben noch stand Xyon ahnungslos da, und im nächsten Moment hatte Si Cwan ihn mit beiden Händen gepackt und gegen die nächste Wand gedrückt. »Stellen Sie keine Forderungen, wenn Sie weiterhin ungehindert atmen wollen«, knurrte er. Jetzt gab er sich keine Mühe mehr, den äußerlichen Eindruck der Gefasstheit aufrechtzuerhalten. »Wo ist sie?
Wo ist sie?
« Um seiner Frage Nachdruck zu verleihen, presste er ihn noch etwas fester gegen die Wand.
Aber Xyon ließ sich nicht einschüchtern. »Sie wollen zu ihr? Dann helfen Sie mir, mein Schiff zu reparieren. Je schneller wir fertig werden, desto früher werden wir sie finden.«
»Wir können es in Schlepptau nehmen und unterwegs reparieren«, sagte Soleta. Es war der einfachste Kompromiss, der weitere Gewalttätigkeiten unterbinden würde. »Könnten Sie sich damit arrangieren?«
»Woher weiß ich, dass Sie mich und mein Schiff nicht einfach zurücklassen, wenn ich Ihnen die Koordinaten verraten habe?«
»Ich gebe Ihnen mein Wort«, sagte Soleta, »als hinreichend autorisierte Repräsentantin der …«
»Ich will
sein
Wort«, sagte Xyon und deutete
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