ST - New Frontier 5: Ort der Stille
falsche Identität als Riella gefestigt war, hatte sich erwiesen, dass Kallinda zu unberechenbar war. Sie hatte der Frau, die sie für ihre Mutter halten sollte, niemals vollständig vertraut. Und mit dem Eingreifen der Hunde des Krieges war der gesamte Plan zunichte gemacht worden.
Sumavar. Wer hätte gedacht, dass Sumavar, der zähe alte Krieger, der Zoran gemeinsam mit dem Genetiker wieder zusammengeflickt hatte … wer hätte gedacht, dass Sumavar das schwache Glied in der Kette sein würde?
Zoran hatte Sumavar nicht getötet, nachdem er die Unterstützung des Kriegers nicht mehr benötigte (im Gegensatz zu dem Genetiker und dem Psi-Chirurgen). Er hatte ihn aus einem Gefühl der Loyalität und des offensichtlich unbegründeten Vertrauens heraus am Leben gelassen. Dieses Debakel war ihm eine Lektion gewesen, sich nicht von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Zoran würde sie nie vergessen.
Zum Glück war ihm der Sender als letztes Mittel geblieben. Wohin Kallinda auch immer gebracht wurde, Zoran würde sie in jedem Fall finden.
Und schon bald würden ihm die Geheimnisse des Ortes der Stille gehören. Ihm – nur ihm allein!
XIII
»Hier gibt es nichts. Kann ich sie jetzt töten?«
Kruls Verärgerung schien in der Tat wohlbegründet, da sich in der Nähe des Sternes 7734 nichts befand, was auch nur ansatzweise von Interesse war. Es war ein recht heller Stern, der nie eine Planetenfamilie ausgebildet hatte. Und auch sonst war nichts vorhanden, das auf den Ort der Stille hinweisen mochte.
Sie standen auf der Brücke von Riers persönlichem Kreuzer. Nachdem das erste Schiff auf Barspens zerstört worden war, hatte er dieses Schwesterschiff mit der siebzigköpfigen Besatzung aus der Reserve geholt. Eigentlich hatte er es weiterhin in Reserve halten wollen, aber er sagte sich immer wieder, dass eine Reserve genau für einen solchen Fall gedacht war. Auf dem Bildschirm strahlte der Stern 7734 im Weltraum und war kein Stück interessanter als bei ihrer Ankunft.
»Bringt die junge Dame auf die Brücke«, sagte Rier gelassen.
Wenig später stand Riella vor Rier. Sie schenkte ihm keine besondere Beachtung, sondern konzentrierte sich ganz auf den langweiligen Stern.
»Bis jetzt bin ich alles andere als beeindruckt«, sagte er. »Es wäre besser für dich, wenn du bald etwas daran änderst.«
Er war sich nicht sicher, ob sie seine Worte verstanden hatte. Er wollte sich bereits wiederholen, was durchaus nicht zu seinen Gewohnheiten gehörte, als sie plötzlich nach rechts zeigte. »Dahin«, sagte sie.
Die Hunde blickten sich verunsichert an. »Im Weltraum sind normalerweise etwas spezifischere Angaben nötig, um ein Ziel zu erreichen. Wer mit dem Finger zeigt und ‚dahin‘ sagt, kommt meist nicht weit«, teilte Rier ihr mit.
»Wenn ihr mir ein kleineres Schiff geben wollt, um mir zu folgen, während ich mir selbst den Weg suche, bitte.«
»Damit du versuchen kannst, zu entkommen? Wohl kaum.«
»Wenn ihr so dumm seid und mir zutraut, ich könnte versuchen, euch davonzufliegen …«
Rier baute sich vor ihr auf, und der stechende Blick seiner schwarzen Augen bohrte sich ohne einen Hauch von Mitgefühl in sie. »Vielleicht hast du meine Höflichkeit und Geduld mit Schwäche verwechselt«, sagte er drohend. »Aber du solltest dich keinen Illusionen hingeben. Es würde mir keine Mühe bereiten, dich auf der Stelle zu zerfleischen. Du kannst dich ohne Furcht an Bord meines Schiffes bewegen, aber nur, weil ich dir dieses Privileg gewähre. Ich kann jederzeit dafür sorgen, dass du sehr große und schreckliche Angst empfindest. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Er wartete darauf, dass sie ihm widersprach. Wenn sie auch nur ein falsches Wort von sich gab, würde er ihr ein Stück aus dem Gesicht reißen, einfach zum Vergnügen. Aber diesen Gefallen tat sie ihm nicht. Sie protestierte nicht, äußerte kein sarkastisches oder trotziges Wort. »Ja«, sagte sie stattdessen, in so neutralem Tonfall, dass er es nur für bare Münze nehmen konnte (obwohl er den starken Verdacht hatte, dass es in Wirklichkeit anders gemeint war).
Er dachte eine Weile über die Situation nach, dann sagte er: »Wenn ich dich an die Navigation setze, glaubst du, dass du uns an den Ort dirigieren kannst, der dir vorschwebt?«
»Damit habe ich keine Erfahrung.«
»Dann wirst du jetzt deine ersten Erfahrungen sammeln. Omon«, sprach er den Hund an, der die Navigationsstation besetzte. »Arbeite mit unserem Passagier zusammen, so gut es
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