ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Kultur tatsächlich nur eine einzige Weltsicht, die seit Ewigkeiten aufrechterhalten wurde. Das Volk von Yonada lebte in einer Illusion, die zu seinem Wohl erschaffen worden war, und abweichende Meinungen wurden nicht geduldet. Wie hätte Natira etwas anderes wissen können? Aber noch viel wichtiger war die Tatsache, dass die Tränen in ihrem Gesicht ihre Liebe zu Pille bewiesen. Dafür konnte Kirk nicht wütend auf sie sein.
»Einen Moment«, bat Kirk. Er nahm die Hand von ihrem Mund, hielt aber nach wie vor ihren Arm fest. »Natira, wenn Sie mir nicht glauben, was ich Ihnen jetzt erzählen werde, können Sie die Wachen rufen. Wir werden jede Strafe akzeptieren, die Sie bestimmen.« Er ließ ihren Arm los und wartete, um zu sehen, ob sie fliehen würde.
Sie blieb. Von ihrem Sprint Richtung Tür und dem Gerangel mit ihm immer noch außer Atem fragte sie: »Was wollen Sie mir mitteilen?«
Kirk erzählte ihr die Wahrheit über ihre Welt, die keine Welt war.
Natiras auf dem Boden liegende Gestalt regte sich. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie sämtliche Gedanken darin vertreiben, und wandte sich ihm dann zu. McCoy, der auf der fünfeckigen Plattform in der Mitte der Kammer saß, sah, wie sie an ihm vorbei zu Kirk und Spock blickte, die den Zugang zu Yonadas Kontrollraum hinter dem Orakel gefunden hatten. Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln, und er wusste, dass schon bald alles vorbei sein würde.
Er verfluchte sich dafür.
»Das Orakel kann uns nicht länger bestrafen«, sagte er. Nachdem Jim Natira erklärt hatte, dass Yonada ein Schiff war, ein Schiff, das sich auf einem fehlerhaften Kurs befand, war sie geflohen, um das Orakel zu konfrontieren. McCoy, Jim und Spock hatten sie bewusstlos davor aufgefunden, und McCoy hatte den subdermalen Extraktor benutzt, um ihr Instrument des Gehorsams zu entfernen. Dann hatten Jim und Spock das
Buch des Volkes
aufgespürt und mit dessen Hilfe Yonadas Kontrollraum ausfindig gemacht. Nun arbeiteten sie daran, das Asteroidenschiff wieder auf seinen ursprünglichen Kurs zu bringen.
»Deine Freunde haben es aufgehalten?«, fragte Natira.
»Ja«, bestätigte McCoy und verspürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Das Orakel konnte Natira nicht mehr verletzen, aber McCoy konnte es noch. Und so sehr er sich auch einredete, dass er dieser ganz besonderen Frau nicht wehtun würde, wusste er doch, dass er sich nur etwas vormachte.
»Werden sie dieses … dieses Schiff«, stammelte Natira, die sich immer noch an die Vorstellung gewöhnen musste, »in das Land schicken, das die Erschaffer für uns vorgesehen haben?«
»Ja«, sagte McCoy erneut. Er war für jede gute Neuigkeit, die er ihr mitteilen konnte, dankbar.
»Das ist gut«, meinte sie, und er erkannte, dass sie bereits spürte, was als Nächstes kommen würde. Er kannte sie erst seit so kurzer Zeit, dennoch fand er sie auf so viele Arten außergewöhnlich.
»Natira, deine Welt und dein Volk sind nun sicher«, sagte er. Er spielte seine Rolle und wusste, wie sich die Unterhaltung entwickeln würde. Und er hasste sich dafür. »Aber ich bin es nicht.«
»Ich weiß, McCoy«, sagte sie, den Blick zu Boden gerichtet. »Es betrübt mich in jeder wachen Minute, und ich ertrage es nur dank der Liebe, die ich für dich empfinde.«
Ich liebe dich auch, Natira
, dachte er, doch er sprach die Worte nicht laut aus. »Ich dachte, ich könnte mein Schicksal akzeptieren«, fuhr er fort. »Ich dachte, ich könnte mein letztes Jahr in Frieden verbringen, ohne Angst vor dem, was vor mir liegt, und ohne ständig darum zu kämpfen, mein Leben im Angesicht der Krankheit zu erhalten.«
»Gibt es … gibt es eine Möglichkeit für McCoy, das, was vor ihm liegt, zu bekämpfen?«, fragte Natira. Sie schien plötzlich erwartungsvoll.
»Ich weiß nicht, ob ich gewinnen werde, Natira«, sagte McCoy, dem nur allzu bewusst war, wie aussichtslos der Kampf gegen eine Krankheit war, die seit über einem Jahrhundert als unheilbar galt. »Aber ich bin Arzt und Wissenschaftler und Forscher und deswegen
kann
ich es bekämpfen.« Er hatte das Angebot, das er Natira unterbreiten wollte, bereits in Gedanken formuliert, und nun war es an der Zeit, es auszusprechen. »Yonada hat ein Ziel, das es in einem Jahr erreichen wird. In dieser Zeit – in der Zeit, die mir noch bleibt – wird die
Enterprise
an sehr viel mehr Orte reisen. Dort werde ich zumindest die Möglichkeit haben, nach einem Heilmittel zu suchen, oder, wenn das nicht gelingt, nach einer
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