ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
bewusstlos und zwischen zwei Decks gefangen.«
»Geht es ihnen gut?«, verlangte McCoy atemlos zu wissen, obwohl er die Frage beinahe lieber nicht gestellt hätte, da er die Antwort fürchtete.
»Sie wurden ein wenig durchgeschüttelt, und der Captain und Lieutenant Sulu sind noch bewusstlos, aber sie sind alle sechs am Leben.«
Alle sechs!
, wiederholte McCoy in Gedanken. »Wo genau auf Deck drei befinden Sie sich, DeSalle?«, fragte er.
»Im mittleren Turboliftschacht«
, antwortete DeSalle.
»Wir haben die Schwerkraft im Schacht deaktiviert, um leichter voranzukommen, und holen sie gerade nacheinander raus.«
»In Ordnung«, sagte McCoy. »Ich komme sofort.« Er schloss den Interkom-Kanal und sah zu Lieutenant Rahda, die ein breites Lächeln aufgesetzt hatte. Das Gleiche galt für die anderen beiden Patienten im Raum. So schnell er konnte holte sich McCoy einen Trikorder und seine Arzttasche und eilte aus der Krankenstation.
Obwohl er unglaublich müde war, fand er dennoch irgendwie die Kraft, zu rennen.
FÜNFUNDZWANZIG
1932
Als Phil durch den kühlen Novembermorgen fuhr, winkte er den Leuten zu, die am Rand des Parks entlangliefen. Wie immer kletterte ein halbes Dutzend Männer auf die Ladefläche seines Lasters. Als er die Hauptstraße erreichte, entdeckte er Len McCoy, der gerade aus Mrs. Hartwells Pension kam. Phil rief nach ihm, und sein Freund lief zum Laster und sprang ebenfalls auf die Ladefläche. Len lebte mittlerweile seit ein paar Monaten in der Pension, doch Phil zog ihn häufig damit auf, dass er und Lynn ihn nun öfter sahen als vorher. Im September und Oktober hatte er jeden Morgen draußen bei ihnen auf dem Hof verbracht und Baumwolle geerntet, bevor er nachmittags zu seiner Arbeit im Saatgut- und Futtermittelgeschäft aufgebrochen war. Außerdem hatte er angefangen, sie hin und wieder in die Kirche zu begleiten. Er nahm zwar nicht aktiv am Gottesdienst teil, saß aber aufmerksam da und hörte respektvoll zu. Phil wusste, dass es Lynn glücklich machte, ihn dabeizuhaben, und er glaubte, dass Len das ebenfalls klar war.
Als Phil die Mill Road entlangfuhr und der Linkskurve folgte, dachte er darüber nach, wie er und Lynn sich so schnell mit Len angefreundet hatten. Tatsächlich fühlte sich Phil Len näher als seinem eigenen Bruder – und vermutlich vertraute er ihm auch mehr. Sie verbrachten sehr viel Zeit miteinander. Len kam nach der Arbeit oft zu ihnen nach Hause und saß an vielen Abenden mit ihnen im Wohnzimmer, wo sie stundenlang redeten. Auch wenn sich die Unterhaltungen meist um Phil und Lynn oder die Leute in der Stadt drehten, hatten sie mit der Zeit auch ein paar Dinge über Len erfahren. Einmal hatte er kurz von seiner Kindheit in Atlanta gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass niemand aus seiner Familie mehr lebte – abgesehen von seinem »Cousin« Phil natürlich. Darüber hatten sie alle gelacht. Und eines Nachts, als es schon sehr spät war und Lynn ihre Eltern schrecklich vermisste, hatte Len ihnen erzählt, dass seine Ma bei seiner Geburt gestorben war und sein Pa nach einer langen schmerzhaften Krankheit ebenfalls das Zeitliche gesegnet hatte.
Der Laster erklomm den letzten Hügel auf der Mill Road, und Phil bog ab und parkte neben den anderen Fahrzeugen, die bereits vor Ort waren. Nachdem er sich sein Mittagessen gegriffen hatte, stieg er aus. Len stand neben der Ladefläche und wartete auf ihn. Die anderen Männer waren schon auf dem Weg zur Mühle. »Morgen, Phil«, grüßte Len.
»Morgen, Len«, erwiderte Phil und ging zu ihm. »Bettelst du Mister Duncan immer noch um eine Stelle an?« Len hatte den Vorarbeiter der Mühle in den vergangenen Monaten immer wieder in der Hoffnung aufgesucht, Arbeit von ihm zu bekommen, und weigerte sich aufzugeben. Bisher war es Mister Duncan jedoch nicht möglich gewesen, ihn einzustellen. Bei all der Baumwolle, die momentan angeliefert wurde, hatte die Mühle zwar ein paar neue Männer gebraucht, aber diese Stellen waren an Leute gegangen, die schon sehr viel länger in der Stadt lebten als Len. Len verstand das, aber er kam trotzdem immer wieder.
»Eines Tages wird Mister Duncan es leid sein, mich ständig in seinem Büro zu sehen, und dann wird er mir Arbeit geben«, meinte Len.
»Sicher«, sagte Phil, während sie auf die Mühle zugingen. »Ich würde dir sofort einen Job geben, wenn ich dafür dein Gesicht nicht jeden Morgen sehen müsste.«
»Mein Lieber, du
verdienst
es gar nicht, mein Gesicht jeden Morgen zu sehen«,
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