ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Vorfreude auf die Reise mit dem Transporter. Und als der Augenblick endlich gekommen war und er auf die öffentliche Plattform in Riverside stieg, von der aus er und seine Familie »beamen« würden, konnte er einfach nicht stillstehen. Der zuständige Techniker weigerte sich, den Transporter zu bedienen, während Jim so wild herumzappelte. Sein Vater musste ihn erst schelten, bevor er seinen Enthusiasmus zügeln konnte. Als der Transporterstrahl ihn erfasste, wurde ihm ein wenig schwindelig, aber nicht übermäßig. Vielleicht hatte seine Aufregung das kurze Gefühl der Ohnmacht einfach überlagert. In der einen Sekunde stand er auf der Transporterplattform in Riverside und in der nächsten war sie bereits verschwunden.
Dann kehrte die Welt um ihn herum zurück. So hatte es sich damals angefühlt. Nicht so, als ob er von einem Ort zum anderen transportiert und sein Körper in seine Atome aufgelöst und dann wieder zusammengesetzt worden wäre. Es war vielmehr so gewesen, als ob das Universum um ihn herum in seine Einzelteile zerfallen und herumgewirbelt wäre, bis es sich schließlich wieder so zusammengesetzt hatte, dass eine andere Transporterplattform unter seinen Füßen erschienen war. Diese Sichtweise ähnelte sehr der Weltvorstellung der Otevrel, wie Kirk nun erkannte.
Nach der Beerdigung, nachdem Jim und seine Familie nach Hause zurückgekehrt waren und er ein zweites Mal »gebeamt« war, erklärte er seinem Vater, wie es sich für ihn angefühlt hatte. Er erinnerte sich daran, dabei stockend gesprochen zu haben, weil er es unbedingt erzählen wollte, aber befürchtete, sein Vater würde seine Vorstellung albern finden. Im Nachhinein betrachtet wäre das allerdings sehr untypisch für seinen Vater gewesen. Und tatsächlich hatte sein Vater weder gelacht noch gesagt, dass seine Ideen albern oder falsch seien. Stattdessen hatte er ihm zugehört und dann für einen Moment vor sich hin gestarrt und darüber nachgedacht, was sein Sohn ihm gerade mitgeteilt hatte. Als er schließlich sprach, erklärte er Jim, dass sowohl Gefühle als auch die Realität von Sichtweisen und Richtwerten abhingen. Da sich offenbar alles im Universum in Abhängigkeit von allem anderen bewegte, ging er davon aus, dass man wohl einen völlig willkürlichen Punkt auswählen und ihn zum Mittelpunkt des Universums erklären konnte, um den herum sich alles bewegte. Wenn sie also Jim – und seinen Bruder – als den Mittelpunkt des Universums betrachteten, würde sich das Universum tatsächlich um sie herum auflösen und wieder neu bilden. Seinem Vater gefiel Jims Vorstellung so gut, dass er sie von nun an auch für sich selbst annehmen wollte.
Damals hatte Kirk nicht alles verstanden, was sein Vater ihm mitgeteilte. Jahre später erinnerte er sich jedoch an diese Unterhaltung und erkannte, dass sein Vater damit Jim und Sam zum Mittelpunkt
seines
Universums erklärt hatte. Selbst jetzt, viele Jahre nach dem Tod seines Vaters, rührte Kirk diese Vorstellung noch immer. Er hoffte oft, dass er ein paar der guten Eigenschaften seines Vaters geerbt hatte und versuchte stets, die Welt so zu sehen wie er.
Bin ich deswegen hier?
, fragte Kirk sich.
Um mich um meine sensible Seite zu kümmern?
Doch natürlich war er eigentlich hergekommen, um eine lebensverändernde Entscheidung zu treffen. Und diese Erfahrung würde ihm helfen, über seine Entscheidung nachzudenken und herauszufinden, ob er die richtige getroffen hatte.
Keine
Enterprise
mehr, keine Sternenflotte mehr
, dachte er, als er auf der Straße stand und auf das Haus starrte, in dem er und sein Bruder ihre Kindheit verbracht hatten.
Keine Mom und kein Dad mehr, kein Sam mehr
.
Keine Edith mehr
.
Er verdrängte den letzten Gedanken, da er noch nicht bereit war, sich den Auswirkungen zu stellen, die diese Entscheidung auf sein Leben gehabt hatte. Die Zeit dafür würde noch früh genug kommen. Doch momentan musste er es ein bisschen langsamer angehen lassen und darüber nachdenken, wo er gewesen war, damit er herausfinden konnte, wo er als Nächstes hingehen würde – oder ob er überhaupt irgendwo hingehen sollte.
Er wusste, dass Spock und Pille im Leben vorankommen wollten. Sie hatten die gemeinsame Zeit genossen – selbst Spock, auch wenn er sich wie immer stoisch gab –, aber Jims Freunde hatten eigene Ziele. Kirks loyaler und unermüdlicher Erster Offizier verdiente natürlich ein eigenes Kommando, hatte sich aber stattdessen entschlossen, zu unterrichten und sein Wissen sowie
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