ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
wie die, ob man sich einen Film ansehen sollte oder nicht, den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen konnte. »Allerdings war die Fahrt so problemlos und schnell verlaufen, dass ich bereits bei meiner Ankunft in Atlanta entschieden hatte, zurück nach Hayden zu fahren, statt mir ein Hotel zu suchen. Aber ich wollte trotzdem noch ins Kino gehen und mir
Zwischen zwei Meeren
ansehen. Ich fragte Mister Kane sogar, ob er wisse, wo der Film laufe, und er gab mir eine Wegbeschreibung zum Kino. Als ich jedoch dort ankam …« Lynn verspürte einen pochenden Schmerz hinter ihren Schläfen und wusste, dass sie plötzlich den Tränen nah war.
»Als du dort ankamst …?«, half ihr Leonard auf die Sprünge.
Lynn atmete tief und langsam ein und versuchte, sich zu beruhigen. Nachdem sie ihre Gefühle zumindest für den Moment wieder unter Kontrolle gebracht hatte, fuhr sie fort. »Als ich am Kino ankam, wurde mir klar, dass ich den Film nicht ohne dich sehen wollte.« Sie bemühte sich, zu lächeln, doch es fühlte sich in diesem Augenblick nicht richtig an. »In gewisser Weise«, sagte sie und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, »hast du mir das Leben gerettet.«
»Oh, Lynn«, sagte Leonard. Er rückte näher an sie heran und nahm sie wieder in den Arm. Leonard wiegte sie sanft hin und her und flüsterte ihr zu, dass alles wieder in Ordnung kommen würde. Die Wärme seines Körpers und die Stärke seiner Arme umgaben sie und sorgten dafür, dass sie sich sicher fühlte. In gewisser Weise konnte sie selbst nicht glauben, dass sie endlich nach Hayden zurückgekehrt war.
»Es war schrecklich«, brachte sie schließlich hervor, als ihre Tränen nachließen. Ihre körperliche und emotionale Erschöpfung fing langsam an, ihren Tribut zu fordern. Sie wollte Leonard von ihrer langen Nacht auf der Straße erzählen, konnte aber nicht aufhören, an die schrecklichen Geschehnisse in dem Ort zu denken, an dem sie gestern noch gewesen war. All die Menschen, die sie dort gesehen hatte, gab es nun nicht mehr. »Ich machte mich auf den Rückweg nach Hayden, und alles verlief reibungslos, bis …«
»Bis die Bombe über Atlanta abgeworfen wurde«, beendete Leonard den Satz. Seine Stimme spiegelte den Schmerz wider, den sie empfand.
Lynn schüttelte ihren Kopf. »Ich habe es nicht gesehen«, erklärte sie ihm. »Ich denke, ich war wohl schon zu weit entfernt. Doch plötzlich tauchten immer mehr Autos auf der Straße auf, und viele von ihnen waren voll bepackt, so als wollten die Leute in den Urlaub fahren oder umziehen. Nach einer Weile waren es so viele Autos, dass die ganze Straße voll war. Es war unmöglich, in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, aber das versuchte auch niemand.«
»Ich habe es versucht«, sagte Leonard. »Sobald ich im Fernsehen mitbekommen hatte, was passiert war, stieg ich in meinen Wagen und machte mich auf, um nach dir zu suchen.« Trotz ihrer Verzweiflung über alles, was in den letzten zwölf Stunden geschehen war, rührte es Lynn enorm, dass Leonard sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte. »Bei all dem Verkehr, der Richtung Norden drängte, bin ich nicht sehr weit gekommen.«
Lynn nickte. »Die Straße war verstopft, und der Verkehr kam vollends zum Erliegen. Ich fragte jemandem im Auto neben mir, wo denn alle hinwollten.« Sie erinnerte sich noch sehr genau an den mitgenommenen Gesichtsausdruck der Frau, mit der sie gesprochen hatte. Sie erzählte ihr, was den Bewohnern Atlantas zugestoßen war, doch ihre Worte klangen für Lynn so unglaublich, dass sie ihren Ohren nicht traute. Sie fragte daraufhin noch weitere Leute, die alle bestätigten, dass Georgias Hauptstadt mit einer schrecklichen Waffe angegriffen worden war, die sie so gut wie ausgelöscht hatte.
»Das muss furchtbar für dich gewesen sein«, meinte Leonard.
»Das war es«, bestätigte Lynn, auch wenn ihr klar war, dass es für sie keineswegs so furchtbar gewesen sein konnte wie für die Bewohner Atlantas. »Ich konnte nicht weiterfahren«, sagte sie. »Ich stellte den Laster am Straßenrand ab und …« Für eine Weile hatte sie einfach im Wagen gesessen und gezittert. »Als ich endlich wieder in der Lage war, zu fahren, war die Straße voller Autos, sodass es nur langsam voranging. Manche Leute liefen am Straßenrand entlang, und manchmal waren sie schneller als die Autos.« Sie hielt für einen Moment inne und seufzte tief. »Ich habe bis eben gebraucht, um nach Hayden zurückzukehren«, sagte sie. »Ich wollte dich
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