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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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aus konnte McCoy die Gesichter der Personen in den ersten paar Reihen erkennen. Der Rest des Publikums war aufgrund der Lichter, die auf die Bühne gerichtet wurden, nur eine undeutliche Masse. Er sah Joanna, die vor Freude strahlte, und neben ihr Jim. Er erkannte auch Jabilo M’Benga, Christine Chapel und andere. Doch Tonia konnte er nicht entdecken.

FÜNFZIG
1954
    Da es bereits weit nach Mitternacht war, dauerte es fünf Minuten, bis jemand reagierte, doch schließlich wurde die Tür geöffnet.
    »Leonard«, sagte Lynn. Zuerst schien er sie nicht zu sehen. Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war bleich, seine Augen blutunterlaufen und sein Haar völlig zerzaust. Sie hatte gewusst, dass sie ihn aufwecken würde. Allerdings fiel ihr auch sofort auf, dass er die gleiche Kleidung wie gestern trug, bevor sie nach Atlanta aufgebrochen war. Sie war völlig zerknittert, was darauf hinwies, dass er in ihr geschlafen hatte – falls er überhaupt geschlafen hatte. Die dunklen Ringe unter seinen Augen ließen sie vermuten, dass es nicht der Fall war. »Leonard«, wiederholte sie.
    »Ach du meine Güte«, flüsterte er, als ob er in Trance wäre. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, er würde sie nicht erkennen, doch dann weiteten sich seine Augen. »Ach du meine Güte!«, rief er so laut, dass seine Stimme die Straße hinunter und durch den leeren Park hallte. Er sprang ihr entgegen und umarmte sie stürmisch. Sie legte ihre Hände um seinen Hals und hielt ihn ebenso fest. »Lynn, Lynn, Lynn«, sagte er, als ob er nicht glauben könnte, dass sie zurückgekehrt war.
    Nach ein paar Sekunden spürte sie, wie Leonard zu zittern anfing und merkte, dass er weinte. »Ist schon gut«, sagte Lynn. Sie streichelte ihm über den Rücken und versuchte, ihn zu beruhigen. »Ist schon gut. Ich bin in Sicherheit.«
    Sie standen eine halbe Minute eng umschlungen da, dann eine Minute, dann länger. Er hielt sie fest und schützend umklammert. Irgendwann ließen seine Tränen jedoch nach und versiegten schließlich ganz. Sie ließ ihn los und sah ihm ins Gesicht. Er starrte mit glasigen Augen zurück. »Ich kann nicht glauben, dass es dir gut geht«, keuchte er. Seine Stimme klang wie ein raues Echo ihrer selbst.
    »So ist es aber«, versicherte sie. »Können wir reingehen?« Ihr war kalt. Leonard nickte und drehte sich zur Tür um, doch plötzlich fiel Lynn etwas ein. »Ich komme gleich nach«, sagte sie und eilte über den Steinweg zurück zur Straße, wo sie die Fahrertür ihres Lasters öffnete. Sie lehnte sich über den Sitz und zog eine kleine Pappschachtel hervor. Darin befanden sich die kleinen Arzneiflaschen, deretwegen sie überhaupt erst nach Atlanta gefahren war. Sie trug die Schachtel zum Haus, wo Leonard nach wie vor in der Tür stand. Er starrte die Schachtel an, als ob er keine Ahnung hätte, was sich darin befinden mochte. »Audies Medizin«, half sie ihm auf die Sprünge. Sie reichte sie ihm und ging dann an ihm vorbei ins Haus.
    Als Leonard die Tür schloss, ließ sich Lynn aufs Sofa fallen. »Ich bin total erschöpft«, sagte sie. Leonard stellte die Schachtel in ein Regal neben ein paar Bücher und setzte sich dann neben sie aufs Sofa.
    »Ich kann nicht glauben, dass es dir gut geht«, wiederholte er. »Was …?« Er schien von ihrer Rückkehr nicht nur überwältigt zu sein, sondern völlig entrückt, so als ob er dachte, er würde träumen.
    »Ich bin gestern zügig nach Atlanta durchgekommen«, erzählte Lynn. Sie wollte eigentlich nicht über die Geschehnisse nachdenken, wusste aber, dass sie es Leonard mitteilen musste. »Ich folgte der Wegbeschreibung, die du mir gegeben hattest, und fuhr direkt zur Arzneimittelfirma. Ich bat darum, mit Mister Kane zu sprechen, und zeigte ihm deinen Brief. Er ließ mich kurz warten, dann kam er zurück und gab mir die Schachtel. Als ich wieder zum Wagen ging, öffnete ich sie und überprüfte die Etiketten auf den Flaschen, um sicherzugehen, dass sie die richtige Medizin für Audie enthielten.« Lynn hielt inne. Der Gedanke, dass Mr. Kane, der ihr gegenüber gestern so aufmerksam und hilfsbereit gewesen war, zweifellos ein paar Stunden nach ihrem Besuch ums Leben gekommen war, schmerzte sie sehr.
    »Du wolltest doch ins Kino gehen«, sagte Leonard. Sein Schock ließ langsam nach, und er schien wieder mehr er selbst zu sein. »Einen Film schauen und danach in der Stadt übernachten.«
    »Ich weiß«, bestätigte Lynn, die immer noch erstaunt war, dass eine so simple Entscheidung

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