ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
nicht wecken, aber ich musste dich einfach sehen.«
»Ich weiß«, beruhigte sie Leonard und nahm ihre Hände in seine. »Ich bin so froh, dass du hergekommen bist. Ich habe ohnehin nicht richtig geschlafen.«
»Wie geht es den Leuten in der Stadt?«, wollte Lynn wissen.
»Sie sind ziemlich aufgewühlt«, sagte Leonard. »Pru Glaston wusste natürlich, dass du nach Atlanta gefahren warst, daher hat sie sich Sorgen um dich und auch um Audie gemacht.«
»Weil er, wenn ich seine Medizin nicht besorgt hätte …«, begann sie, musste den Gedanken jedoch nicht beenden.
»Aber ich sagte ihr, du hättest das Phenytoin besorgt und seist auf dem Rückweg nach Hayden«, erklärte Leonard. »Ich sagte, du hättest mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass du in Ordnung bist. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht, und dachte mir, dass ich nun einfach einen anderen Ort finden müsste, um Audies Medikament zu besorgen.«
»Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe«, entschuldigte sich Lynn. »Ich wollte nicht anhalten. Ich wollte einfach nur nach Hause. Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde.«
»Das verstehe ich«, sagte Leonard. »Ich bin einfach nur froh, dass du wieder da bist.«
»Ich auch«, entgegnete sie. »Jetzt fühle ich mich wieder sicher.«
»Bisher haben wir hier großes Glück gehabt«, meinte Leonard. »Die anhaltenden Winde über Atlanta wehen nach Osten und Südosten. Wir werden wohl keinen radioaktiven Niederschlag zu befürchten haben.«
»Was für einen Niederschlag?«, fragte Lynn. Sie hatte dieses Wort noch nie gehört.
»Äh, die Bombe, die auf Atlanta abgeworfen wurde, hat die Luft vergiftet«, erklärte Leonard. »Wenn diese Luft nun nach Hayden gelangen würde, könnten die Menschen hier sehr krank werden.«
»Oh nein«, entfuhr es Lynn. »Dann werden nun also die Menschen in Georgia krank werden?«
»Ich fürchte ja«, sagte Leonard. »Aber den Nachrichtenbeiträgen zufolge verlassen bereits viele Leute die Gegend. Du hast es selbst miterlebt.«
»Ja«, bestätigte Lynn. Ihr Kopf schmerzte, und sie schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, lag sie auf dem Sofa. Leonard stand vor ihr und legte ihr eine Decke über. Sie wollte mit ihm reden, konnte aber nicht genügend Kraft dafür aufbringen. Sie schloss die Augen wieder und schlief ein.
Als McCoy aus dem Auto stieg, griff er nach der kleinen flachen Schachtel und ließ den Inhalt in seine Hand gleiten. Danach nahm er die Papiertüte, die er mitgebracht hatte, und ging zur Tür. Er wusste, dass Lynn in der Küche sein würde, um das Abendessen für sie beide zuzubereiten. Er klopfte und hörte, wie sie »Komm rein!« rief. McCoy griff nach dem Türknauf und trat ein. Sofort drangen ihm die köstlichen Düfte von Lynns Kochkünsten in die Nase. Er steckte den Kopf zur Küchentür hinein, atmete tief ein und sagte: »Hier drinnen riecht es aber gut.«
»Das sagst du immer«, erwiderte Lynn, die am Herd stand und mit einem Holzlöffel in einem Topf rührte.
»Und es ist immer wahr«, sagte McCoy. Er stellte die Tüte auf den Küchentisch zwischen die beiden Gedecke, die Lynn bereits aufgelegt hatte.
»Was hast du da?«, wollte sie wissen und schaute über ihre Schulter.
McCoy griff in die Tüte und zog mit einem Tusch die Flasche heraus, um deren Bestellung er Ashby Robinson – Turners Sohn, der nun den Gemischtwarenladen betrieb – vor ein paar Tagen gebeten hatte. »Ich habe uns eine Flasche Champagner besorgt«, verkündete er.
»Champagner?«, fragte Lynn. »Schick. Gibt es irgendwas zu feiern?«
Obwohl McCoy genau wusste, dass sie in Kürze etwas zu feiern haben würden, wollte er noch nichts verraten. »Man kann nie wissen«, sagte er geheimnisvoll.
In letzter Zeit war niemandem in der Stadt – niemandem im
Land
– nach feiern zumute gewesen, besonders nachdem vor etwas über einem Monat die Atombombe der Nazis in Atlanta explodiert war. McCoy konnte nur mutmaßen, dass die fehlerhafte Bombe, die man auf Boston abgeworfen hatte, mittlerweile geborgen worden war. Diese würde nun den amerikanischen Wissenschaftlern bei der Entwicklung einer eigenen Atombombe von großem Nutzen sein. Vermutlich war McCoys Veränderung der Zeitlinie dafür verantwortlich, dass die Entwicklung erst deutlich später eingesetzt hatte und bisher noch nicht sehr erfolgreich gewesen war. Im Pazifik waren Peru und ein Großteil Chiles mittlerweile den japanischen Streitkräften zum Opfer gefallen, doch den Vereinigten
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