ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Staaten, Kanada und Mexiko war es bisher gelungen, Nordamerika vor weiteren Angriffen zu schützen. In Europa wütete der Krieg ungehindert weiter. McCoy hoffte nur, dass die Alliierten dort siegen würden, bevor Deutschland noch mehr dieser neuen V2-Raketen produzieren konnte. Denn sobald sich den Nazis die Möglichkeit bot, mit diesen Raketen Atombomben über den Atlantik zu schicken, würde den Vereinigten Staaten kaum etwas anderes übrig bleiben, als sich zu ergeben.
In den letzten paar Tagen hatte sich das Leben in Hayden jedoch wieder mehr oder weniger normalisiert. Nach dem schrecklichen Verlust Atlantas und seiner Bevölkerung hatte der Rest der Nation den Großteil des vergangenen Monats damit verbracht, sich auf weitere Angriffe innerhalb des Landes vorzubereiten. Als jedoch nach Wochen nichts geschehen war, begannen die Menschen endlich wieder, ruhiger zu werden.
Und McCoy selbst war unaufhaltsam auf den heutigen Abend zugesteuert.
Er entkorkte den Champagner und schenkte sich und Lynn zwei Gläser zum Abendessen ein. Sie hatte noch nie Champagner getrunken und konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihn mochte oder nicht. Ihr gefielen die Bläschen, aber beim Geschmack war sie sich nicht sicher.
Nach dem Abendessen und dem Abwasch, machten sie es sich im Wohnzimmer gemütlich. Innerhalb der letzten paar Jahre hatten sie eine Möglichkeit gefunden, ihre gemeinsame Begeisterung für Romane in ihre Freundschaft einzubinden. Sie wählten ein Buch, das sie beide interessierte, und dann las der eine es dem anderen laut vor. Ursprünglich war dies auch heute Abend geplant gewesen, doch als sie sich auf das Sofa setzten, beschloss McCoy, nun endlich das zu tun, was er schon vor einem Monat tun wollte.
Er legte die Ausgabe von
Moby Dick
zur Seite, mit der sie heute eigentlich anfangen wollten, und sagte: »Lynn, ich habe etwas für dich.«
»Champagner
und
ein Geschenk?«, fragte sie. »Womit habe ich das denn verdient?«
»Indem du einfach du bist«, antwortete er und griff in seine Tasche. Als er seine Hand wieder hervorzog, hielt er sie mit der Handfläche nach oben vor Lynn. Darauf lag das mit Granaten verzierte goldene Armband, das er ihr vor über fünf Jahren zum Geburtstag hatte schenken wollen. Sie starrte es an und warf ihm dann einen fragenden Blick zu. »Es ist kein Ring«, sagte er, »aber willst du mich heiraten?«
Über Lynns Gesicht flackerten in kurzer Abfolge so viele Ausdrücke, dass McCoy sie auf die Schnelle gar nicht alle mitbekam. Er glaubte vollkommene Überraschung zu sehen und darüber hinaus Verwirrung, Freude, Schock, und schließlich Entzücken. Lynn warf sich regelrecht über das Sofa in McCoys Arme. Sie hielt sich nicht damit auf, das Armband entgegenzunehmen. »Ja, ja, ja«, jubelte sie. Sie küsste sein Gesicht, bis sie endlich seine Lippen fand. Sie küssten sich lang und leidenschaftlich, als ob sich in den Jahren, die sie gemeinsam, aber dennoch getrennt verbracht hatten, ein Überschuss an Emotionen angestaut hätte.
Als sie schließlich wieder voneinander abließen und sich ansahen, legte sie ihre Hände an sein Gesicht. »Oh, Leonard McCoy, du steckst voller Überraschungen«, sagte sie.
Er lächelte sie an. »Heißt das, du willst das Armband?«
»Was glaubst du denn?«, erwiderte sie und griff nach seiner Hand. Sie nahm das Armband und betrachtete es. »Es ist so schön«, sagte sie. Dann stand sie auf, öffnete den Verschluss und legte es um ihr Handgelenk. »Ach du meine Güte«, sagte sie und streckte ihren Arm aus, um das Schmuckstück zu bewundern. »Ach du meine Güte.« Sie durchquerte den Raum und hielt das Armband unter die Stehlampe. »Ach du …« Als sie verstummte, glaubte McCoy, dass sie der Anblick ihres neuen Armbands einfach überwältigte. Doch dann schaute sie ihn an, und der Ausdruck der Verwirrung, den er vorhin schon kurz gesehen hatte, kehrte auf ihr Gesicht zurück.
»Was ist los?«, fragte McCoy.
»Warum jetzt?«, wollte sie wissen. »Nach all dieser Zeit, warum jetzt?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er, obwohl das natürlich nicht stimmte. Als er dachte, Lynn wäre ums Leben gekommen und sie dann kurz darauf vor seiner Tür stand, war er so erleichtert gewesen wie noch niemals zuvor. In diesem Moment wusste er, dass er es nicht riskieren wollte, sie jemals wieder zu verlieren. Natürlich würde eine Ehe das nicht verhindern und sie auch nicht vor allen Gefahren schützen, aber er fühlte sich verpflichtet, ihr Mann zu werden. »Ich
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