ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
dafür. Aber mir ist einiges klar geworden, und ich wollte dir das alles mitteilen, weil … nun, weil ich dich geliebt habe … Ich habe dich
sehr
geliebt … und es ist mir wichtig, dich wissen zu lassen, dass ich dich nicht verletzen wollte und dass es mir sehr leidtut.«
Barrows wollte zu ihm gehen, seine Hand nehmen, ihn umarmen. Doch sie wusste, dass das falsch gewesen wäre. Eine solche Geste würde Leonards Geständnis die Bedeutung nehmen. Sie wartete darauf, dass er fortfuhr, doch als er nichts sagte, ergriff sie das Wort. »Leonard, ich habe dir bereits vergeben.« Sie hielt inne, überdachte ihre nächsten Worte und fragte sich, ob er den Scherz zu schätzen wissen würde. Dann beschloss sie, es einfach darauf ankommen zu lassen. »Ich habe dir
zwei Mal
vergeben!« Sie war dankbar, als er lächelte. »Als wir uns auf der
Enterprise
trennten, verstand ich nicht, was zwischen uns schiefgelaufen war. Doch nach unseren zwei gemeinsamen Jahren in San Francisco kam mir der Gedanke, dass du vielleicht gegen etwas in deinem Inneren ankämpfst. Ich wusste nicht genau, warum du mich verlassen hast, aber mir war klar, dass es dir mindestens genauso wehgetan haben musste wie mir.«
»Ich weiß nicht«, sagte Leonard. »Das mag schon sein. Ich habe in letzter Zeit viel über mich gelernt. Ich gehe seit einem Jahr zu einem Psychiater, und er hilft mir wirklich sehr.«
Seit einem Jahr
, dachte Barrows und glaubte, den Auslöser für Leonards Sinneswandel erkannt zu haben: der Tod seines guten Freundes Jim Kirk. Als Barrows vom heldenhaften Tod des Captains an Bord der neuen
Enterprise
erfahren hatte, war sie sehr traurig gewesen. Sie hatte an seiner Gedenkfeier teilgenommen. Leonard hatte damals eine sehr schöne Rede gehalten, aber sie glaubte nicht, dass sie ihm unter all den Anwesenden aufgefallen war. Vielleicht hatte dieser weitere tragische Verlust dazu geführt, dass Leonard sich nun mit seinen Problemen auseinandersetzte.
»Wie dem auch sei«, sagte er mit einem schwachen Lächeln, das ein wenig gezwungen wirkte. »Da ich jetzt darüber reden kann, ohne zusammenzubrechen, dachte ich mir, es wäre an der Zeit, dich aufzusuchen.«
»Ich verstehe«, entgegnete Barrows. »Ich denke …« Das Türsignal erklang und unterbrach sie. »Oh!«, rief sie und stand auf. »Das ist Ricardo.« Da sie Leonard nicht anlügen oder etwas vor ihm verbergen wollte, fügte sie hinzu: »Meine Verabredung.«
»Oh«, entfuhr es Leonard, der sich ebenfalls erhob. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, glaubte aber, es könnte sich um Enttäuschung handeln.
Nein
, dachte sie. Nach all diesen Jahren, nach allem, was er ihr soeben eröffnet hatte, konnte er da immer noch Gefühle für sie haben?
»Es tut mir leid«, sagte Leonard. »Ich wollte mich wirklich nicht in dein Leben einmischen.«
»Schon gut«, versicherte sie. »Das hier war wichtig.« Sie ging zur Tür und berührte die Kontrolle. Die Tür öffnete sich, und dieses Mal stand tatsächlich Ricardo dahinter. Er war ein großer, dunkelhäutiger, gutaussehender Mann mit markanten Gesichtszügen, der sie monatelang umgarnt hatte, bis sie sich schließlich auf eine Verabredung mit ihm einließ. Heute sollte ihre zweite Verabredung stattfinden. »Hallo Ricardo«, begrüßte sie ihn. »Komm rein.«
»Hi«, sagte Ricardo, als er durch die Tür trat. Tonia wollte die Tür schließen, entschied sich dann aber dagegen. Sie hörte, wie Ricardo Leonard Hallo sagte und sie glaubte, Verwirrung, vielleicht sogar Abneigung in seiner Stimme wahrzunehmen. Er hatte eindeutig nicht erwartet, einen Mann in der Wohnung der Frau vorzufinden, mit der er an diesem Abend ausgehen wollte.
»Das ist mein guter Freund, Doktor Leonard McCoy«, erklärte Barrows. »Leonard, das ist Professor Ricardo Beltrán.« Die beiden Männer gingen aufeinander zu und schüttelten sich die Hände.
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Leonard.
»Gleichfalls«, erwiderte Ricardo.
»Nun denn«, sagte Leonard dann, »ich wollte gerade gehen.« Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu Barrows um, bevor er die Wohnung verließ. »Danke für deine Zeit, Tonia. Ich weiß das wirklich zu schätzen.« Er streckte seine Hand aus und sie ergriff sie. Doch anstatt sich mit einem nüchternen Händedruck von ihm zu verabschieden, zog sie ihn zu sich heran und küsste ihn auf die Wange.
»Danke, Leonard«, sagte sie. »Mach’s gut.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, und er ging davon. Sie schloss die
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