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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Frau wusste, der es wohl ähnlich ergangen war wie ihr. Leonard war für kurze Zeit mit der Mutter seiner Tochter verheiratet gewesen. »Okay«, sagte sie unverbindlich.
    »Ich glaube, ich wusste das schon immer«, fuhr er fort, »aber nur unterbewusst. Ich hätte es nicht benennen können. Aber jetzt verstehe ich endlich, warum ich mich so verhalten habe und warum ich immer wieder vor ernsthaften romantischen Beziehungen geflohen bin.«
    »Okay«, wiederholte Barrows. Sie war sich nicht sicher, warum Leonard ihr das mitteilen wollte und wusste auch nicht, warum sie es sich anhören sollte.
    »Tonia, ich erwarte nicht, dass du mir für das vergibst, was ich dir angetan habe. Aber ich glaube, es ist wichtig für mich, dass ich es dir erklären darf«, sagte er. »Es ist definitiv wichtig für mich, es auszusprechen, aber vielleicht auch wichtig für dich, es zu hören.«
    »Gut, ich höre«, sagte Barrows.
    »Das ist nicht einfach«, begann McCoy. »Bei meiner Geburt gab es Komplikationen. Meine Mutter starb, als sie mich zur Welt brachte.«
    »Oh«, entfuhr es Barrows. Seine Worte überraschten sie, nicht nur der Inhalt, sondern auch, dass er es für notwendig ansah, ihr davon zu erzählen. Ihr war nicht klar, inwiefern das mit seiner Entschuldigung zusammenhing.
    »Ich lernte meine Mutter daher nie kennen«, ergänzte Leonard. »Aber schon bald wurde mir eindeutig klar, dass mein Vater sie sehr geliebt hatte.« Er zögerte für einen Moment und holte tief Luft bevor er weitersprach. »Und mir wurde ebenfalls bewusst, dass er mir die Schuld an ihrem Tod gab.«
    Die Behauptung kam Barrows lächerlich vor. Sie klang einfach zu grausam, als dass sie wahr sein könnte. »Das klingt nicht richtig«, sagte sie.
    »Mein Vater war ein anständiger Mann«, fuhr Leonard fort. »Ich glaube nicht, dass er mir die Schuld geben
wollte
, aber er tat es. Tief in seinem Innern machte er mich für den Tod meiner Mutter verantwortlich. Ich denke, für den Großteil seines Lebens hat er in mir in erster Linie den Grund für den Tod seiner Frau gesehen.«
    »Leonard«, sagte Tonia mitfühlend.
    »So ist es eben«, meinte Leonard. »So war es immer. Und als ich ein junger Arzt war, wurde mein Vater sehr krank. Er hatte schreckliche Schmerzen, und nach einer Weile bat er mich …
flehte
er mich
an
… ihn zu erlösen. Ich wollte es nicht tun. Es gab tausend Gründe für ihn, am Leben zu bleiben, aber der einzige Grund, der wirklich zählte – die Liebe seiner Frau – war schon vor langer Zeit verloren gegangen. Nachdem ich geboren war, verbrachte er Zeit mit anderen Frauen. Eine lebte sogar ein paar Jahre mit ihm zusammen, als ich ein Jugendlicher war. Aber ich glaubte, er tat das nur, um sich von seinem emotionalen Schmerz abzulenken. Als er krank wurde, war er bereits eine ganze Weile wieder allein gewesen. Tatsächlich war mein Vater aber schon seit dem Tag allein, an dem meine Mutter starb. Als er mich darum bat, ihn von seinen Schmerzen zu erlösen, meinte mein Vater vermutlich nicht nur die körperlichen Schmerzen. Ich glaube, er wollte es schon seit Langem beenden.«
    Barrows wusste, dass sie die Frage nicht stellen sollten, aber sie tat es trotzdem. »Hast du …?« Leonard wurde blass, aber er sprach weiter. Seine innere Stärke beeindruckte sie.
    »Ja, ich habe es getan«, sagte er. »Und ich trage die Narben dieser Tat immer noch mit mir herum. Doch schon davor hatte ich Narben … wenn ich so darüber nachdenke, waren es eher offene Wunden. Ich konnte dir nicht nah sein, Tonia. Ebenso wenig wie Jocelyn, die ich heiratete, als ich Medizin studierte. Ich konnte keiner Frau nah sein, mit der ich eine Beziehung führte, weil … weil ich nicht wollte … weil ich nicht mit dem Schmerz umgehen konnte, wieder jemanden zu verlieren, der mir nahe steht.«
    Barrows sagte nichts. Leonards Geständnis schockierte sie zu sehr. Sie hätte es niemals für möglich gehalten, aber seine Worte halfen ihr tatsächlich. Sie verringerten den unterschwelligen Schmerz, der nach ihrer zerbrochenen Beziehung immer noch in ihr war. Sie dachte darüber nach, ihm genau das zu sagen, entschied sich dann aber dagegen. Hier ging es nicht um sie, sondern um Leonard. »Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll«, gestand sie ihm.
    »Du musst gar nicht reagieren«, sagte er. »Ich will keine Vergebung. Ich bin nicht einmal sicher, dass ich sie verdiene. Nur weil ich jetzt einen Grund für mein Verhalten habe, ist das noch lange keine Entschuldigung

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