ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
war und dazu neigte, jede seiner Entscheidungen zu hinterfragen. Doch in solchen Momenten hatte der Captain dennoch immer seine Autorität bewahrt und den Eindruck vermittelt, seine Befehle letztendlich mit absoluter Sicherheit auszusprechen. Heute Morgen hingegen, als er sich einfach verabschieden wollte, hatte Jim wie ein völlig anderer Mann gewirkt: kleiner, unsicher, voller Schmerz.
Obwohl McCoy sich wegen allem, was sein Freund in letzter Zeit verloren hatte, schrecklich fühlte, war er mit dem, was er an diesem Morgen gesehen hatte, recht zufrieden gewesen. Wenn Jim erfolgreich über seine Verluste hinwegkommen wollte, würde er sich seine Trauer eingestehen und sich ihr stellen müssen. So wie er auf seinem Weg zum Transporterraum gewirkt hatte, schien er damit bereits angefangen zu haben.
Der Arzt wies den Computer an, die medizinischen Daten des Captains anzuzeigen, einschließlich der Ergebnisse der letzten beiden Untersuchungen. Die aktuellste hatte McCoy erst vor ein paar Tagen durchgeführt und die davor – Jims jährliche Routineuntersuchung – vor über drei Monaten. Aufmerksam studierte er die neuesten Werte und verglich sie mit den früheren Ergebnissen des Captains.
Der mühselige Vorgang dauerte fast eine Stunde und näherte sich dem Ende, als McCoy die Abweichung bemerkte. Die Werte waren so winzig, und der Unterschied zwischen ihnen so gering, dass er ihn fast übersehen hätte. Wäre die Krise auf Deneva nicht gewesen, hätte er ihn
tatsächlich
übersehen. Als normale Scans nicht in der Lage gewesen waren, die Parasiten in den Körpern der Wirte zu entdecken, hatte Dr. M’Benga eine Methode entwickelt, um das möglich zu machen. Er hatte einen Algorithmus erstellt, der die Werte verwendete, die bereits von medizinischen Standardtrikordern gesammelt worden waren. Daraus wurde die zu erwartende Energie des Nervensystems eines Patienten errechnet und mit der tatsächlichen Energie verglichen. Obwohl die Methode nicht gerade elegant und oft sogar recht ungenau war, hatte sie dennoch gut funktioniert, um die Opfer der Parasiten zu identifizieren. Das rapide Wachstum der fremden Organismen entlang des Nervensystems ihrer Wirte hatte bei den angepassten Scans zu eindeutigen Ergebnissen geführt.
M’Bengas Algorithmus, der sich seitdem in der medizinischen Datenbank der
Enterprise
befand, sammelte sämtliche Werte der diagnostischen Scans und speicherte sie gemeinsam mit den anderen verarbeiteten Daten. Die Werte des Captains wichen zwar nicht stark genug voneinander ab, um den Befall durch einen Neuralparasiten vermuten zu lassen, doch sie zeigten definitiv eine Auffälligkeit.
Aber ist es tatsächlich eine Abweichung?
, fragte sich McCoy. Der Unterschied zwischen den Werten der letzten und der vorletzten Untersuchung lag innerhalb des Schwankungsbereichs von M’Bengas Scanmethode, daher war er bisher auch nicht weiter aufgefallen. Doch McCoy war die Zahl ins Auge gesprungen, weil sie den bisher höchsten Wert darstellte – nicht nur für Jim, sondern überhaupt.
Er legte den Stift ab, lehnte sich vor und betätigte den Hebel unter dem Monitor, um eine Audioverbindung herzustellen. »Computer«, sagte er.
»Bereit«
, erklang die mechanische Antwort.
»Zeige die reinen Sensordaten an, die während Captain Kirks medizinischer Untersuchung aufgezeichnet wurden.«
»Anfrage wird bearbeitet«
, meldete der Computer, und kurz darauf erschien ein anderer Datensatz auf den Bildschirm.
McCoy studierte die Informationen. Er wollte nicht nur die Scans überprüfen, die diese unerwartet hohen Werte ergeben hatten, sondern sich außerdem vergewissern, dass die anderen Scanergebnisse innerhalb der Norm lagen. Er entdeckte nichts Ungewöhnliches und auch nichts, das zu der Abweichung geführt haben könnte. »Computer«, sagte er und wartete, bis das Gerät seine Bereitschaft signalisierte, bevor er fortfuhr. »Übertrage sämtliche Scans von Captain Kirks letzter medizinischer Untersuchung auf Diagnostikliege Nummer zwei.«
Sobald der Computer den Befehl bestätigt hatte, machte sich McCoy auf den Weg in den Behandlungsbereich der Krankenstation. Er trat an die Diagnostikliege heran und aktivierte den Scanner in der darüber angebrachten Konsole, um die Datenübertragung des Computers zu verarbeiten. Der Monitor erwachte augenblicklich zum Leben. Weiße dreieckige Pfeile stiegen senkrecht in die Höhe, um die Biofunktionen anzuzeigen, rote runde Symbole standen für Puls- und Atemfrequenz. McCoy
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