ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
nicht stärker verletzen können.
Da Barrows diese Sache nicht mit noch mehr Bitterkeit beenden wollte, als sie bereits fühlte, versuchte sie sich mit einem tiefen Atemzug zu beruhigen. »Ich glaube dir«, meinte sie. »Du bist mir ebenfalls wichtig. Aber irgendwie funktioniert es zwischen uns nicht, und ich denke, das wissen wir beide.« Sie hätte ihm die Schuld dafür geben können, doch sie entschied sich, es nicht zu tun. Sie glaubte wirklich, dass sie ihm
wichtig
war, doch sie
liebte
ihn, und darin bestand das ganze Problem. Sie konnte nicht wütend auf ihn sein, weil er nicht das Gleiche für sie empfand wie sie für ihn. Was sie wütend machte, war, dass er ihr diese Gefühle lieber vorgespielt hatte, als ehrlich zu ihr zu sein, was letztendlich zu der Distanz zwischen ihnen geführt hatte.
Er stand langsam auf. »Es tut mir leid, Tonia, ich …«, begann er, doch sie unterbrach ihn, bevor er fortfahren konnte.
»Nein«, bat sie und hob abwehrend eine Hand. »Sag es nicht.«
Sie standen für einen Moment einfach nur reglos und schweigend da. Barrows spürte die Spannung zwischen ihnen und auch die emotionale Kluft, die sie trennte. Sie ließ die Hand sinken, als ihr klar wurde, dass sie sich auf den Weg machen musste. Doch dann ergriff Leonard wieder das Wort und stellte eine Frage, die sie nicht erwartet hatte.
»Wohin hast du dich versetzen lassen?«
Was kümmert dich das?
, dachte Barrows. Würde Leonard sie auf dem Schiff, dem sie neu zugeteilt worden war, kontaktieren? Würde er sich darum bemühen, eine Freundschaft mit ihr aufrechtzuerhalten? Wollte sie das? Konnte sie damit
umgehen
? Ihre Instinkte rieten ihr, die Frage nicht zu beantworten, um dadurch nicht ihre eigenen Hoffnungen zu schüren, eines Tages von ihm zu hören. Sie wollte sich nicht an die Möglichkeit klammern, dass sie sich irgendwann wieder versöhnen könnten. Doch sie verriet es ihm trotzdem. »Auf die
Gödel
.«
»Das ist ein Wissenschaftsschiff«, stellte Leonard fest. »Ich kenne es.« Barrows nickte, denn sie war nicht in der Lage, noch mehr zu sagen. Dann schickte sich Leonard an, hinter seinem Schreibtisch hervorzukommen. Sie hob wieder die Hand.
»Nein«, sagte sie. »Lebewohl, Leonard.« Sie schritt schnell zur Tür, die vor ihr aufglitt. Sie erwartete, dass er ihr hinterherrief, um sie vom Gehen abzuhalten, und fühlte sich deswegen dumm und verletzlich.
Selbst als sie den Korridor zum Transporterraum bereits entlangmarschierte, fragte sich Barrows, ob Leonard sich irgendwann bei ihr melden würde. In den nächsten Tagen auf Sternenbasis 10 und dann auf ihrem neuen Posten an Bord der
Gödel
kam ihr dieser Gedanke immer wieder in den Sinn, obwohl sie diesen Teil ihres Lebens einfach nur hinter sich lassen wollte. Mit der Zeit ließ der Schmerz nach, und ihre Monate mit Leonard wurden zu oft vergessenen Erinnerungen. Doch gelegentlich dachte sie noch an ihn. Und manchmal, wenn sie eine Nachricht auf dem Computer in ihrem Quartier vorfand, fragte sie sich, ob sie vielleicht von ihm stammte.
Barrows diente fast drei Jahre lang auf der
U.S.S. Gödel
, und in all dieser Zeit hörte sie nie wieder etwas von Leonard.
McCoy sah zu, wie Tonia davonging. Die Bürotür schloss sich hinter ihr – einem Skalpell gleich, das einen verwundeten Teil seines Lebens wegschnitt. Er fühlte sich auf unbestimmte Weise schlecht, wusste jedoch eines mit Sicherheit: Er hatte die Frau, die gerade aus seinem Büro gegangen war, sehr verletzt. Noch schlimmer war, dass er es absichtlich getan hatte. Er
wollte
sie nicht verletzen, hatte es nicht
versucht
, doch er wusste, was sie für ihn empfand. Wie hätte er also erwarten können, dass sein Verhalten sie
nicht
treffen würde?
»Du bist ein Idiot«, murmelte er in der Stille seines Büros. Er war überzeugt, das Richtige getan zu haben –
für uns
beide, sagte er sich. Aber er war es völlig falsch angegangen. Er war ein Feigling gewesen und vor Tonia weggelaufen, obwohl er einfach nur ehrlich zu ihr hätte sein müssen. Er hätte …
Seine Bürotür öffnete sich erneut, und McCoy zuckte zusammen, weil er dachte, Tonia sei zurückgekehrt. Stattdessen trat jedoch Schwester Chapel mit einem leeren Erlenmeyerkolben in der Hand ein. »Oh, Doktor McCoy«, sagte sie. »Sie sind ja immer noch hier.«
»Wo sollte ich denn sonst sein?«, fragte er gereizt. Er nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz.
»Nun, ich dachte, dass Sie mit den anderen Ihren Landurlaub genießen würden«, meinte
Weitere Kostenlose Bücher