ST - TOS 103: Feuertaufe: Kirk - Der Leitstern des Verirrten

der Klingone.
    »Keineswegs«, erwiderte Kirk und bluffte damit. Das konnte er sich durchaus leisten. Da die meisten Systeme der
Gr’oth
aufgrund der großen Schäden nicht mehr funktionstüchtig waren, drohte nun auch die Lebenserhaltung, ihren Dienst zu versagen. Die klingonische Besatzung konnte froh sein, wenn sie unter diesen Umständen überhaupt mit dem Leben davonkam.
    Überraschenderweise lachte Korax.
»Witzig«
, sagte er.
»Die Captains der
Minerva
und der
Clemson
waren nicht so entgegenkommend wie Sie.«
    Obwohl er es sich nicht anmerken ließ, machte ihn die bloße Erwähnung der beiden von den Klingonen zerstörten Föderationsschiffe wütend. Um seine Wut zu verbergen, erhob sich Kirk vom Kommandosessel. »Ich bin eben ein entgegenkommender Geselle«, sagte er ruhig. »Lassen Sie zu, dass wir Ihre Mannschaft an Bord der
Enterprise
beamen, bevor Ihre Lebenserhaltungssysteme versagen.«
    Dieses Mal warf Korax den Kopf zurück und lachte herzhaft.
»Sie sind außerdem ein amüsanter Geselle, Kirk. Ich freue mich schon darauf, Ihr Schiff ins Imperium zu bringen. Es ist zwar nur eine kleine Trophäe, aber dennoch eine Trophäe.«
    In Kirks Kopf wurde Roter Alarm ausgelöst. Er realisierte plötzlich, dass die Transporter der
Gr’oth
noch immer funktionsfähig sein könnten, auch wenn Waffen, Schilde und viele andere Systeme ausgefallen waren. In diesem Moment wurde ihm klar, dass die Schilde seines eigenen Schiffs ebenfalls unten waren und Korax vorhatte, die
Enterprise
zu entern. »Uhura!«, rief er. Der Lieutenant unterbrach augenblicklich die Funkverbindung mit der
Gr’oth
, und das Bild des durchs All trudelnden Schiffs erschien sofort wieder auf dem Schirm. »Chekov, Torpedos abfeuern!«
    Chekov drückte die entsprechenden Knöpfe, aber nichts passierte. »Captain, alle Waffen sind funktionsunfähig.«
    Verdammt!
»Räumen Sie die Brücke!«, befahl Kirk. Korax würde seine Entermannschaften zuerst hierher und in den Maschinenraum schicken, das war ihm klar. Er schaute sich um und sah, dass Haines sich von ihrem Posten an der Wissenschaftsstation erhob, Uhura von der Kommunikation und Lieutenant Leslie von der Technikkontrolle, doch Sulu und Chekov saßen noch immer auf ihren Plätzen. »Sofort!« schrie er, und schließlich räumten auch die beiden Offiziere ihre Posten. Kirk wartete, bis der junge Ensign an ihm vorbeigelaufen war und folgte ihm dann die Stufen zur äußeren Sektion der Brücke hinauf.
    Als Kirk am Turbolift ankam, befand sich dort bereits die gesamte Brückenbesatzung. Während er selbst den Lift betrat, sah er, wie sich Sulus Augen weiteten und der Lieutenant an ihm vorbei auf die Brücke starrte. Kirk nahm an, dass sich in diesem Moment die ersten Klingonen hinter ihm materialisierten. Er streckte seine Hand nach der Kontrolltafel des Lifts aus, doch Leslie kam ihm zuvor. »Deck zwei«, sagte der Lieutenant. Kirk rechnete schon fast damit, dass er jeden Moment von einem Disruptor getroffen werden würde, doch dann schlossen sich die Türen zischend hinter ihm. Als der Turbolift nach unten sauste, erkannte er zufrieden, dass sie es tatsächlich geschafft hatten.
    Doch dann wurde der Lift von einer Explosion erschüttert. Kirk wurde nach vorn geschleudert und riss die Arme hoch, um sowohl sich selbst als auch seine Besatzungsmitglieder zu schützen. Er schlug mit dem Kopf hart gegen die Seitenwand des Lifts und dann … … wurde alles dunkel.
    Kirk saß auf einem Lehnstuhl, und auf seinem Schoß lag ein aufgeschlagenes Buch, ein Klassiker des einundzwanzigsten Jahrhunderts:
Renaissance und Blues
. Er hatte denselben Satz jetzt schon ein halbes Dutzend Mal gelesen und beschloss nun, es aufzugeben. In seinem Kopf schwirrten einfach zu viele Gedanken herum, und ein bestimmtes Bild kehrte immer wieder in seinen Geist zurück. Er klappte das Buch zu und legte es vor sich aufs Bett. Dann erhob er sich und ging durch das Quartier, das ihm Commodore Stocker hier auf Sternenbasis 10 zugewiesen hatte. Kirk war erst heute Morgen von der Krankenstation der Basis entlassen worden, nachdem er dort sechzehn Tage in Behandlung gewesen war. Die Explosion, bei der die Brücke der
Enterprise
zerstört und die Mitglieder einer klingonischen Entermannschaft getötet worden waren, hatte die Turbolift-kabine im Schacht abstürzen lassen. Schließlich war sie zwischen den Decks hängen geblieben. Alle sechs Mitglieder der Brückenbesatzung hatten überlebt, doch Kirk war am Kopf verletzt worden und ins