Staatsanwalt sucht Polizist
„Hallo, Marten!“, hauchte eine wohlbekannte Stimme. Überrascht drehte ich mich um.
„Julia! Was machst du denn hier?“
Julia grinste. „Nun, ich konnte meinen Mann zum ersten Mal überreden, zwei Karten zu kaufen. Zuhause sitzt unsere Babysitterin und hütet die Kinder.“ Julia beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr. „Hast du die Tischordnung gesehen? Ich hatte meinen Mann gefragt, ob er seinen Kollegen bitten kann, uns alle zusammenzusetzen … war doch ‘ne gute Idee von mir, oder?“
Ich hob den Daumen. „Super!“ Wobei ich mich noch mehr darüber gefreut hätte, wenn Nico am anderen Ende des Saales gesessen hätte. Julia sah meinen Blick und schaute zum grimmigen Nico hinüber. Dann drehte sie sich zu ihrem Mann um, flüsterte ihm etwas ins Ohr und verschwand. Kurz darauf kam sie lächelnd zurück. Entschuldigend beugte sie sich zu Annemarie hinunter.
„Annemarie! Hallo! Kennst du mich noch?“
Verwirrt sah Annemarie zu Julia hoch und lächelte verlegen.
Julia winkte ab. „Macht nix. Ist ja auch schon lange her, dass wir zusammen studiert haben. Wie dem auch sei, Tom ist leider bei der Besetzung der Tische ein Fehler unterlaufen. Er lässt sein Versehen vielmals entschuldigen … auf jeden Fall ist euer Platz dort hinten. Tisch zwei.“ Julia zeigte auf das andere Ende des Saales und zuckte mit einem zuckersüßen Lächeln im Gesicht entschuldigend mit den Schultern.
Stöhnend, aber gefasst, erhob sich Annemarie und zog Nico hinter sich her. Kurz darauf erschien ein anderes Pärchen, das Julias Mann überschwänglich begrüßte.
„Ach“, Julia kam noch einmal zu mir. „Das ist übrigens Toni, mein Mann. Bisher haben wir es ja nie geschafft, euch miteinander bekannt zu machen.“
Das stimmte. Ich kannte Julia nun schon so viele Jahre und immer, wenn wir uns gesehen haben, war ihr Mann nicht da. Er sah nett aus. Schüchtern, ruhig, aber sympathisch. Er schüttelte meine Hand und setzte sich zu unserem Neuzugang an den Tisch.
Julia beugte sich noch einmal zu mir hinunter. „Sorry. Hatte total vergessen, Tom Bescheid zu geben, dass er Nico woanders hinsetzen soll. Aber ist ja jetzt noch mal gut gegangen.“ Sie drückte meine Schulter und lief um den Tisch herum zu ihrem Mann.
„Meine sehr verehrten Kollegen, liebe Gäste, ich freue mich, Sie nun zu unserem dreißigsten Polizeiball begrüßen zu dürfen. Anlässlich unseres Jubiläums haben wir uns etwas ganz besonderes für Sie ausgedacht. Es gibt nicht nur ein Fünf-Gänge-Menü, sondern dazwischen auch noch etwas Unterhaltung vom Zirkus Roncalli.“
Lauter Beifall brach aus. Einige der männlichen Gäste – knackige Polizisten – johlten und pfiffen. Offenbar zeigten die ersten Bier- und Weingenüsse bereits ihre Wirkung. Mir war alles egal. Ich wollte das Essen, die Kunststücke und meinen Wein genießen… und natürlich … Thorsten. Wir redeten unaufhörlich und am Ende des Essens hatte ich das Gefühl, meinen passenden Deckel gefunden zu haben. Über die Tatsache, dass er noch liiert war, dachte ich lieber nicht nach. Aber auch Thorsten machte nicht den Eindruck, als sei er unglücklich neben mir. Er lachte, quatschte und berührte mich bei jeder Gelegenheit. Ich war wie verzaubert.
Nach dem Essen war Damenwahl. Eine kleine Band ließ die ersten Töne erklingen. Julia sprang auf und wollte ihren Mann vom Stuhl ziehen, aber Toni blieb unnachgiebig darauf sitzen. „Vielleicht nachher“, vertröstete sie.
Sie verdrehte die Augen. Hilfesuchend blickte sie zu mir. Ich grinste ihr zu. Sie verstand sofort und forderte mich auf. Verwirrt schaute Toni uns nach.
Wir tanzten gleich zwei Lieder hintereinander und kamen dann ausgelassen an den Tisch zurück. Das Licht wurde im Saal etwas gedämpft und nun spielte die Band auch Musikstücke, die man alleine tanzen konnte. Sofort nutzte ich die Gelegenheit und fragte Thorsten, ob er mit zur Tanzfläche kommt. Begeistert sprang er auf und folgte mir. Aus den Augenwinkeln sah ich Nico, der uns auf Schritt und Tritt beobachtete. Ich tanzte neben Thorsten und ließ mich von der Musik treiben. Zwischendurch quatschten wir, dann gingen wir an die Bar, um noch etwas zu trinken.
Gegen Mitternacht kamen Nico und Annemarie zu uns, um sich zu verabschieden. Nico sagte kein Wort. Stattdessen schaute er mich mordlüstern an. Kaum war er verschwunden, drehte sich Thorsten zu mir um.
„Du sag mal, wer war das denn? Kanntest du ihn?“
Ich nickte. „Ja. Das war Nico.“
„Hattet ihr mal
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