Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
von einem Spaziergänger mit Hund entdeckt.“
„Und wo sind Jonas und Josefine?“, fragte ich ängstlich. Die Hand meiner Mutter zitterte, als sie antwortete. „Die Kinder waren bei uns.“
„Und wo sind sie jetzt?“, fragte ich verwirrt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Eltern die beiden alleine zu Hause gelassen hatten. Das war absolut untypisch für sie.
„Thomas’ Eltern haben sie zu sich genommen. Nützt ja niemandem, wenn wir alle hier herumhängen“, erwiderte mein Vater.
„Ach, mein Schatz ...und das ausgerechnet an deinem Geburtstag. Ich habe dir extra noch eine große Torte gebacken“, warf meine Mutter seufzend ein.
„Danke, Mama.“
„Alles Gute, mein Junge“, sie küsste mich auf die Wange und drückte meine Hand. Mein Vater umarmte mich geistesabwesend. Uns allen war nicht nach Feiern zumute.
„Gut seht ihr aus, so erholt“, bemerkte er müde lächelnd.
Wir nickten und setzten uns auf die harte Klinikbank.
Gegen Mittag schickten wir meine Eltern in die Cafeteria und versprachen, ihnen Bescheid zu geben, sobald wir was Neues hörten. Ich schaute auf meine schicke Armbanduhr, die mir Jürgen und Klaus zu Weihnachten geschenkt hatten. Es war bereits nach eins. Wie lange dauerte das denn?
Eine Tür wurde geöffnet und ein großgebauter Mann in blauem Kittel kam aus dem OP. „Guten Tag, gehören Sie ... ähm ... zu den beiden Unfallopfern?“
Ich nickte und wollte etwas sagen, aber meine Stimmbänder waren wie eingefroren.
Thorsten eilte mir zur Hilfe. „Das ist Frau Bruhnhoffs Bruder. Wie geht es den beiden?“
Der Arzt knetete nervös auf seiner Haube herum, die er mittlerweile vom Kopf gezogen hatte. Seine viel zu großen Augenbrauen rutschten in die Tiefe. „Wir konnten sie vorerst stabilisieren. Aber wir gehen nicht davon aus, dass es das Baby schafft. Frau Bruhnhoff war immerhin die halbe Nacht bewusstlos und schwer verletzt. Die Blutungen haben wir stoppen können. Jetzt müssen wir abwarten.“
„Meine Schwester ist schwanger?“ Ich drehte mich weg. Guter Gott, davon hatte sie mir gar nichts erzählt. Ich war so mit meiner Hochzeit und den Flitterwochen beschäftigt gewesen, dass ich sie vollkommen vernachlässigt hatte. Ich war ein schlechter Bruder!
„Sie ist im fünften Monat. Aber wie gesagt, wir wissen nicht, ob sie den Embryo behalten wird. Vorerst haben wir ihr wehenhemmende Mittel verabreicht.“ Zerknirscht zuckte der Arzt mit den Schultern. „Tut mir leid. Mehr können wir im Augenblick nicht tun.“
„Und was ist mit meinem Schwager? Wie geht es Thomas?“
„Er ist stabil. Alles andere regelt jetzt die Natur.“
Alles andere regelt die Natur. Wie das klang! Hilflos wandte ich mich an Thorsten, während der Arzt in den OP zurückmarschierte. Thorsten umarmte mich und sprach mir Trost zu.
Dann kamen auch schon meine Eltern zurück. Ich lief ihnen entgegen und berichtete, was uns der Arzt soeben mitgeteilt hatte. Meine Mutter atmete erleichtert aus und fiel meinem Vater in die Arme.
„Gott sei Dank, Klaus. Unserem Mädchen geht es gut.“
Mein Vater brummte.
„Und was ist mit dem Baby?“, fiel es meiner Mutter plötzlich ein.
„Du wusstest davon?“, fragte ich vorwurfsvoll.
Meine Mutter nickte. „Ja, Marten. Katja hat es uns kurz vor deiner Hochzeit erzählt.“
„Warum hat sie mir nichts gesagt?“, schimpfte ich beleidigt. Irgendwie verabschiedeten sich alle Frauen aus meinem Leben. Meine Schwester vertraute sich mir nicht mehr an und Julia hatte sich in den dunklen Osten in ihr neues Haus verzogen. Irgendwo auf irgendeinem Berg. Ganz romantisch und furchtbar weit weg. Ich wollte auch was Weibliches haben, mit dem ich ein Tässchen Tee trinken konnte - mit meiner Elfe war das schlecht möglich.
„Du warst so im Stress mit den ganzen Hochzeitsvorbereitungen, davor hattest du deinen Umzug ...“
„Na, der ist ja schon mehr als vier Monate her ...“
Betreten wechselten meine Eltern einen Blick.
„Wann wolltet ihr eigentlich in den Urlaub fahren? Hattet ihr nicht gesagt, dass ihr in den Süden fliegt, jetzt, wo es in Hamburg langsam herbstlich wird?“
„Ja, mein Junge. Eigentlich fliegen wir morgen früh nach Madeira. Wir haben den Bungalow für ganze sechs Monate gemietet und im voraus bezahlt“, erwiderte mein Vater.
Meine Mutter nickte. Nervös zuppelte sie an ihrem langen Faltenrock herum und entfernte einen Fussel, der gar nicht da war. Dann prüfte sie, ob ihre Haare noch saßen und wandte sich schließlich
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