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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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hast.“
    „Oh, das hätte ich fast vergessen“, stöhnte Jürgen und sprang auf. Er lief zu einem Sideboard und holte etwas heraus.
    „Du denkst auch an alles“, lobte Klaus ihn.
    Jürgen lächelte matt und kam, wie ein Cowboy mit den Händen am Halfter, zum Sofa zurück. Das Geschenk legte er auf den Tisch. „Dann schlage ich vor, wir vergnügen uns noch ein Weilchen mit euren Fotos, essen einen Snack, den ich schon vorbereitet habe und stoßen dann auf deinen Geburtstag an.“
       
    Endlich! Noch eine Minute bis Mitternacht. Die letzten Stunden hatten sich, trotz unserer erinnerungsträchtigen Fotos und Klaus’ Lieblingsspiel - Pantomime - quälend langsam hingezogen. Nächstes Mal bestehe ich auf Scrabble oder Kniffel. Da fühle ich mich wenigstens nicht wie ein Hampelmann.
    Wir zählten die Sekunden. Mitternacht. Ich war ganze einunddreißig Jahre alt. Wie die Zeit verging! Mein dreißigster Geburtstag kam mir vor, als sei er erst gestern gewesen. Wir stießen mit Champagner an - so feudal hätte Jürgen es nun doch nicht machen müssen - und ich ließ mich küssen und beglückwünschen. Dann durfte ich endlich dieses ominöse Paket öffnen. Voller Spannung saßen die drei auf dem Sofa und schauten mir zu, wie ich Schicht für Schicht mit dem Cuttermesser einritzte und abblätterte. Nachdem ich die letzte Papierschicht abgekratzt hatte und ein schnöder Pappkarton das Licht der Welt erblickte, sprang Thorsten auf.
    „Mach doch lieber erst das Präsent von Jürgen und Klaus auf, Schatz!“
    Oh nee, jetzt wollte er auch noch künstlich die Spannung erhöhen. Zweifelnd sah ich ihn an. Da er seinen Dackelblick so geschickt einsetzte, dass ich nicht widerstehen konnte, begab ich mich zurück zum Tisch und wickelte das kleine Geschenk aus. Ein silberner Kugelschreiber.
    „Ein Kugelschreiber? Wow, der sieht aber edel aus.“
    Jürgen nickte und zeigte auf die Kappe. „Das ist ein Siegelschreiber aus echtem Sterlingsilber.“
    Tatsächlich. Auf der Spitze der Schreibkappe war das Wappen eingestanzt, das Thorsten und ich uns zur Hochzeit ausgesucht hatten.
    „Und was ist das?“, fragte Thorsten perplex und zeigte auf eine dunkelrote Wachsstange.
    „Das ist Siegelwachs“, erklärte Jürgen, „aber davon versteht ihr jungen Dinger nichts mehr.“
    „Eigentlich versiegelt man ja heutzutage auch kaum noch was“, warf Klaus ein.
    „Wo hast du das machen lassen?“, fragte ich. „Das muss doch ein Vermögen gekostet haben.“
     „Bei einem Juwelier in Lüneburg.“
    „Wann warst du denn in Lüneburg, Schätzchen?“ Fragend schaute Klaus seinen Verlobten an.
    Jürgen zuckte mit den Schultern. „Ist ungefähr drei Wochen her. Ich hatte diesen merkwürdigen Fall mit dieser jungen Mutter, für die ich eigentlich einen Haftbefehl hätte erlassen müssen, bei der wir uns aber letztendlich wegen der vier kleinen Kinder zur Fußfessel durchgerungen hatten.“
    „Fußfessel? So, wie in Amerika?“, hakte Thorsten interessiert nach.
    Jürgen wiegte den Kopf hin und her. „Ja, allerdings läuft das ganze hier nur als Forschungsprojekt, das ein Hamburger Uniprofessor leitet. Seitdem die diese Initiative gestartet haben ‚Schwitzen statt Sitzen’, haben die sich noch andere Feinheiten überlegt, um die Justizvollzugsanstalten zu entlasten. Es gibt, glaube ich, im ganzen Bundesgebiet nur zehn Frauen, bei denen der Strafvollzug durch die Fußfessel ersetzt wurde, damit sie bei ihren Kindern bleiben können. Eine größere Anzahl wäre auch viel zu aufwendig, denn die Damen müssen ja elektronisch überwacht werden.“
    „Ich finde diese Möglichkeit ist trotzdem die bessere Alternative. Für Kinder ist es ein Graus, wenn sie in eine Pflegefamilie müssen, nur weil ihre Mütter Mist gebaut haben. Leider denken nicht alle Frauen so verantwortungsbewusst und vergessen bei ihren Straftaten, dass sie sich noch um ihre Kinder kümmern müssen“, mischte ich mich ein.
    „Seien wir doch ehrlich, Marten. Wie auch die Männer glauben auch die Frauen, dass sie nicht erwischt werden“, fügte Thorsten hinzu und zog noch ein kleines Päckchen aus der Hosentasche.
    Neugierig nahm ich es entgegen und packte es aus, während ich wehmütig auf das große Paket schielte.
    „Ein silberner Teller mit unserem Wappen. Wow, danke.“ Ich gab Thorsten einen Kuss und stand auf, um mich auch bei Jürgen und Klaus zu bedanken. Dann hüpfte ich in freudiger Erwartung endlich zum Postpaket.
    „So, nun bist du fällig ... irgendwelche

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