Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
wegschicken.“
„Hm.“
„Jetzt sag doch auch mal was!“
„Wird sie uns die Kinder überhaupt überlassen?“, war die einzige Frage, die jetzt in meinem Kopf herumspukte.
„Ähm ...“, fing Thorsten an, herumzudrucksen. „So, wie es aussieht, wird sie Deutschland noch nicht gleich wieder verlassen. Sie ... sie ...“
Was? Hatte ich mir ein faules Ei gelegt? Geschah mir ganz recht! „Was ist mit ihr?“, fragte ich leise nach.
„Sie ... scheint die Kinder behalten zu wollen.“
Ich legte auf. Was war ich bloß für ein Menschenkenner! Die Gute hat mal eben schlappe fünfzigtausend Euro für die Schwangerschaft eingesteckt, da konnte sie natürlich auch auf die weiteren fünfzigtausend für die Übergabe der Babies verzichten. Mir wurde schlecht!
Es klingelte an der Tür. Gleichzeitig meldete sich mein Handy. Es war Thorsten. Ich drückte ihn weg und ging zur Tür.
Jürgen und Klaus sahen mir mitleidsvoll hinterher.
Oh Gott, Mama! Was sollte ich nur tun? Ich hatte meinen Mann dazu überredet, eine teure Leihmutter zu engagieren, die er flach legt, besamt und jetzt wohl auch noch ehelichen wird. Ich kam mir vor wie ein kompletter Idiot! Wie eine Null!
„Guten Tag, ich habe hier ein wichtiges Einschreiben für Herrn Marten van der Benke. Er ist nicht zu Hause, aber an der Tür hängt ein Schild, dass ich hier klingeln soll.“ Der Postbote starrte mich gestresst an.
Ich nickte „Ich bin Marten van...“ Meinen Nachnamen brachte ich nicht über die Lippen. Stattdessen nahm ich dem Postboten den Brief aus der Hand und quittierte den Empfang.
Der Brief kam aus Australien. Merkwürdig, wen kannte ich denn in Australien? Mein Gehirn lief so langsam, dass es fast schon rückwärts arbeitete. Der Brief war von einem Notar. Lustlos riss ich ihn auf.
Sehr geehrter Herr Marten van der Benke,
leider haben wir Ihnen die traurige Mitteilung zu machen, dass die mit Ihnen ehemals liierte Miriam Kröger und ihr Mann Chris Kröger bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Beide haben testamentarisch darum gebeten, dass Sie im Todesfall ihren Sohn Stevie zu sich nehmen und adoptieren, da beide über keinerlei weitere Verwandte verfügen. Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung, damit wir alles weitere klären können.
Hochachtungsvoll
Notar Dr. Smith
Wynyard St 5
NSW 2000 Sydney
Australia
Wenn du denkst, schlimmer geht’s nich’ mehr, kommt von irgendwo ein Hammer daher!
Mir wurde schwindelig. Jürgen sah, wie ich strauchelte und kam aus dem Wohnzimmer geflitzt, um mich aufzufangen.
Ich erwachte wenig später auf ihrer Couch und starrte gegen die hübsche Stuckdecke aus dem neunzehnten Jahrhundert.
„Er ist wach“, rief Klaus, der neben mir Wache gehalten hatte.
Ich richtete mich auf und fasste an meinen Kopf. Gott, hatte ich Kopfschmerzen. War ich irgendwo gegengekracht?
Jürgen kam herbeigelaufen. „Mensch, Marten! Hast du uns ’nen Schrecken eingejagt. Kippst einfach so um.“
„Ist ja auch ein bisschen viel für einen Tag“, nahm Klaus mich in Schutz. Liebevoll streichelte er meine Schulter. „Miriam war deine kleine Freundin aus der Studienzeit, richtig?“, fragte Jürgen.
„Meine einzige, um genau zu sein ...“ Mir fiel der Brief wieder ein. Gott, ich konnte gar nicht glauben, dass sie tot war. Schlimmer noch, dass sie einen kleinen Junge hinterlassen hatte, der als Vollwaise nicht einmal Großeltern oder Onkel und Tanten aufweisen konnte. Ich fasste einen Entschluss. Ich musste nach Australien.
* * *
„Möchten Sie noch etwas trinken, Sir? Darf es noch ein kleiner Snack sein?“ Freundlich lächelte mich die Stewardess an. Ich wählte ein Glas Cola und bedankte mich brav. Geistesabwesend hielt ich den Plastikbecher auf meinem Schoss fest und schaute aus dem Fenster. Es war gerade mal vier Stunden her, dass ich den Brief vom Notar in Sydney erhalten hatte. Jürgen hatte sofort beim Flughafen angerufen und sich nach den Flügen erkundigt. Da die Langstreckenflüge oftmals nicht komplett ausgebucht waren, hatte ich Glück und bekam noch einen Sitzplatz mit der Abendmaschine. Die beiden hatten mich zum Flughafen gebracht und mir hoch und heilig versprochen, Thorsten Bescheid zu geben, sobald er aus dem Krankenhaus nach Hause kam.
Müde lehnte ich mich zurück und schloss die Augen.
„Sir, wir sind da!“ Verwirrt schlug ich die Augen auf. Das Flugzeug war bereits vollkommen verlassen. Die nette Stewardess wartete geduldig, bis
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