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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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wir!“ Jürgen und Klaus standen an einer Säule und wedelten uns aufgeregt zu.
    „Mensch, Klaus, Jürgen, was macht ihr denn hier?“
    „Na, euch abholen, natürlich! Wir haben uns extra freigenommen“, erwiderte Klaus entrüstet.
    Wir umarmten unsere Freunde und schlenderten neben ihnen aus der Ankunftshalle. Draußen war schönstes Wetter. Die Sonne brannte bereits vom Himmel. Es versprach, ein herrlicher Tag zu werden. „Kommt ihr mit zum Hafengeburtstag?“, fragte Klaus.
    „Uh, ich weiß nicht. Das ist immer so voll“, brummte Thorsten. Überrascht sah ich ihn an. Normalerweise war er von solchen Massenaufläufen gar nicht fern zu halten.
    „Also, ich hätte schon Lust“, murmelte ich unsicher. „Ich dachte, du magst solche Veranstaltungen?“
    „Ja, eigentlich schon. Aber ich würde gerne erst mal nach Hause und was Ordentliches frühstücken.“
    „Okay, dann ab nach Rahlstedt. Wir essen was und fahren dann an den Hafen“, trieb Jürgen uns an.
    Unterwegs hielt Jürgen bei einem Bäcker an und holte ein paar Brötchen. Dann fuhren wir in unsere bescheidene Altbauvilla und genossen das Frühstück, nachdem wir unsere Sachen schnell ausgepackt und in die Waschmaschine gestopft hatten.
    „Wo ist eigentlich Maria?“, fragte Klaus und schaute sich um, als würde er sie hinter einem unserer Vorhänge finden.
    „Keine Ahnung“, erwiderte Thorsten mürrisch und erhob sich. Ich hörte, wie er leise die Treppe hinauflief. Kurz darauf kam er außer Atem mit Schreckensmiene heruntergestürmt und flitzte ans Telefon.
    „Ja, einen Krankenwagen bitte ... Ja, Wehen. Mehrlingsgeburt. Ist aber eigentlich zu früh.“
    Neugierig ging ich in den Flur und wartete ab, bis Thorsten das Gespräch beendet hatte.
    „Was ist los? Stimmt was nicht mit Maria?“
    Thorsten war völlig panisch. Er konnte gar nicht so schnell sprechen, wie er wollte und brachte die Worte komplett durcheinander. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, doch er schupste mich weg. „Jetzt nicht. Ich muss nach oben.“
    Ich folgte ihm und half ihm, Maria die Treppen hinunter zu tragen. Zwei Minuten später waren die Feuerwehrleute da. Maria wurde auf eine Trage gepackt und ins Krankenhaus gebracht. Thorsten stieg in sein Auto und brauste hinterher, ohne mich auch nur mit einem Blick zu versehen. Wie ein begossener Pudel stand ich auf unserer Auffahrt und schaute ihm hinterher.
    Jürgen steckte seinen Kopf aus der Tür. „Wo ist er denn jetzt hin?“
    „Schätze, in die Klinik ...“
    Jürgen stöhnte und verdrehte die Augen. „Und da hätte er dich nicht mitnehmen können?“
    „Keine Ahnung“, murmelte ich tränennah und ging ins Haus.
    Missbilligend schaute Klaus auf den Tisch. Dann fing er an, die Teller einzusammeln und in die Küche zu bringen. „Er hätte dich wenigstens mitnehmen können, findest du nicht? Irgendwie entwickelt er leicht heteroähnliche Züge. Da läuft doch nix zwischen den beiden, oder?“
    „Was weiß ich.“ Meine Laune war auf dem Tiefpunkt. Es war ja nicht so, dass ich mir keine Sorgen um Maria und die Babys machte, aber ich fand auch, dass Thorsten etwas höflicher mit mir hätte umgehen können. Was war nur mit ihm los? Er hatte sich doch nicht etwa in Maria verliebt? Ein Restzweifel blieb.
       
    * * *
       
    „Danke, Jürgen. Lieb von dir, dass du mich hierher gefahren hast. Dann werde ich mal in die Höhle der Löwin gehen.“
    Lustlos verließ ich den Mercedes und winkte meinem Freund zum Abschied zu. Dann marschierte ich mit klopfendem Herzen auf die Klinik zu. Maria war erst im sechsten Monat, viel zu früh, um die Kinder zu kriegen. Ich hatte erst neulich einen Artikel über die schlimmen Folgen einer Frühgeburt gelesen und mir war gar nicht danach, zwei behinderte Kinder großzuziehen. Nicht, dass sie weniger liebenswert waren, aber ich konnte einfach nicht sonderlich gut mit Behinderten umgehen. Ich hatte mal eine behinderte Tante gehabt, die mir schon als Kind Angst eingejagt hatte, wenn sie grunzend und johlend auf mich zugestürmt war und ihre verkrampften Hände nach mir ausstreckte. Katja war da ganz anders. Die reagierte echt cool im Umgang mit unserer Tante.
    Ich fragte an der Anmeldung nach Maria und man schickte mich auf Station 4, wo sie untergebracht war. Als ich ihr Zimmer betrat, saß Thorsten mit sorgevollem Gesicht an ihrem Bett und hielt Händchen.
    Na, toll.
    Maria hing am Tropf und lag leichenblass in dem weißen Bett. Überall roch es nach Sterilium. Furchtbar. Ich riss mich

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