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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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Abgesehen davon, dass der Vorschlag wenig realitätsnah ist, entspricht er den hier angestellten Überlegungen: Man zahlt seine Schulden zurück, indem man Teile des Vermögensbestands veräußert. Diese Methode der Entschuldung wird im öffentlichen Bereich durchaus manchmal angewandt (beispielsweise bei der Privatisierung der Telekom), führt aber gesamtwirtschaftlich nicht notwendigerweise zu negativen Investitionen.
    Ein anderer Weg für ein Land, temporär über seine Verhältnisse zu leben, besteht darin, sich Geld im Ausland zu leihen, also auf ausländische Ersparnisse zurückzugreifen. Dazu müssen wir das Ausland in unsere formalen Überlegungen einbeziehen. Gleichung (5) gilt dementsprechend für eine so genannte offene Volkswirtschaft, eine Volkswirtschaft mit Außenhandel. Was müssen wir ändern, wenn wir die Beziehungen des Inlandes zum Ausland berücksichtigen wollen? Eigentlich nur zwei Dinge: Einen Teil unserer Produktion verwenden wir nun dazu, nicht zu konsumieren oder zu sparen, sondern ihn ins Ausland zu verkaufen. Der Verkauf von Gütern ins Ausland sind die Exporte, die müssen wir in Gleichung (1) auf der Verwendungsseite dazu addieren. Was wir aber abziehen müssen sind Güter, die wir aus dem Ausland beziehen, also die Importe. Das sind Güter, die wir konsumieren, aber nicht selbst hergestellt haben. Die neue Verwendungsgleichung lautet dann:
(5) Bruttoinlandsprodukt = Konsumausgaben + Staatsausgaben + Investitionsausgaben + (Exporte–Importe)
    Die Differenz zwischen Exporten und Importen ergibt den
Außenhandelssaldo
eines Landes. In Deutschland sind die Exporte meist größer als die Importe und es gibt demnach einen Außenhandelsüberschuss. Ein Land kann andererseits auch (zumindest zeitweilig) mehr konsumieren als es selbst produziert, indem es mehr Güter aus dem Ausland bezieht als es dorthin verkauft.
    Löst man Gleichung (5) in derselben Weise auf, wie wir es mit Gleichung (1) gemacht haben, ergibt das:
(6) Ersparnisse der Privaten + Budgetsaldo des Staates = Investitionen + (Exporte – Importe)
    Auch hier steht auf der linken Seite alles, was die Bevölkerung und der Staat sparen, also nicht sofort konsumieren (wobei der Budgetsaldo des Staates in der Regel negativ sein wird), und auf der rechten Seite steht wiederum, was mit diesen Ersparnissen geschieht. Im Fall einer offenen Volkswirtschaft werden die Ersparnisse entweder für Investitionen im Inland verwendet, oder aber man exportiert einen Teil des Sozialprodukts, den man nicht konsumiert, ins Ausland.
    Mittels dieser Gleichung lassen sich die möglichen Folgen einer staatlichen Neuverschuldung (also eines negativen Budgetsaldos) buchhalterisch darstellen. Gibt der Staat mehr aus als er einnimmt, so kann dies auf vier verschiedenen Wegen finanziert werden:
    – die Privaten sparen mehr, konsumieren also weniger (der erste Term der Gleichung wird größer und kompensiert, dass der zweite Term, der Budgetsaldo, negativ ist). Die Staatsverschuldung wird von den inländischen Bürgern finanziert.
    – die Investitionen sinken, was die Gleichung ebenfalls wieder ins Gleichgewicht bringt – der höhere Staatsverbrauch, der sich in dem negativen Budgetsaldo niederschlägt, wird finanziert, indem weniger investiert wird.
    – der Staat zehrt bestehendes Vermögen auf (seine Investitionen werden negativ),
    – der Außenhandelssaldo wird negativ und sorgt dafür, dass die Gleichung trotz des negativen Budgetsaldos auf der linken Seite wieder aufgeht.
    Es ist nun der letzte Punkt, der uns interessiert (die anderen Punkte haben wir ja bereits besprochen). Demnach kann ein staatliches Budgetdefizit auch durch ein Außenhandelsdefizit,also durch Importe finanziert werden. Um das zu verdeutlichen, nehmen wir einmal an, dass sich bei einer Erhöhung der Staatsverschuldung die Ersparnisse der Privaten nicht verändern, ebenso die Investitionen. Damit sinkt der Wert auf der linken Seite der Gleichung (6). Um wieder zu einem Ausgleich zu kommen, muss bei konstanten Investitionen der Außenhandelssaldo negativ werden – das bedeutet, dass das Land mehr importiert als es exportiert.
    Ökonomisch betrachtet passiert Folgendes: Der Staat erhöht seine Neuverschuldung, er braucht mehr Geld. Wenn aber die Bürger ihre Ersparnisbildung nicht erhöhen wollen und die Investitionen nicht sinken sollen, wo sollen dann diese zusätzlichen Ressourcen herkommen? Sie kommen aus dem Ausland, indem die Importe steigen. Dadurch erhält das Inland
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