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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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Land mit allen in einer Periode hergestellten Gütern machen kann, sie wird deswegen auch als
Verwendungsrechnung
bezeichnet. Formt man Gleichung (1) um, indem man sie nach den Investitionsausgaben auflöst, erhält man:
(2) Bruttoinlandsprodukt – Konsum – Staatsausgaben = Investitionen
    Das ist immer noch die gleiche Aussage wie in Gleichung (1): Man nimmt den gesamten Güterberg (das Inlandsprodukt), zieht davon das ab, was die Bürger konsumieren (den Konsum), was der Staat verbraucht (die Staatsausgaben), und das, was übrig bleibt, sind alle Güter, die nicht in der betreffenden Periode verbraucht werden – die Investitionen. Gleichzeitig erkennt man an der linken Seite von Gleichung (2), dass dort offensichtlich diejenige Menge an Gütern stehen muss, die nicht in derselben Periode verbraucht werden; das sind die gesamtwirtschaftlichen Ersparnisse. Gleichung (2) kann also auch geschrieben werden als:
(3) Ersparnisse = Investitionen
    Diese elementare Gleichung für eine geschlossene Volkswirtschaft gilt im Nachhinein betrachtet immer: Jede Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft ohne Außenhandel wird entweder von den Bürgern und dem Staat verbraucht oder sie wird gespart. Ersparnisse entsprechen daher den Investitionen, denn es kann nur derjenige Teil der Güterproduktion investiert werden, der nicht verbraucht wird. Damit liefert diese Gleichung eine einfache Erkenntnis: Alle Güter, die in der laufenden Periode hergestellt werden, aber nicht konsumiert werden, sind Ersparnis, zugleich aber auch Investition. Die Höhe der Ersparnis einer Volkswirtschaft entscheidet also zugleich über die Höhe der Investitionen.
    Um die Rolle der Neuverschuldung des Staates in diesem Wirtschaftskreislauf zu verstehen, muss man sich die Ersparnisse etwas näher anschauen und zwischen den Ersparnissen der Privaten und den Ersparnissen des Staates unterscheiden. Die Ersparnis der Privaten ist deren Einkommen, abzüglich dessen, was sie für Konsum ausgeben und abzüglich der Steuern, die sie an den Staat zahlen. Die Ersparnis des Staates sind seine Einnahmen – die Steuern und Abgaben der Bürger – minus die Staatsausgaben. Mit anderen Worten, die Ersparnis des Staats ist sein Budgetsaldo. Übersteigen die Ausgaben des Staates seine Einnahmen, so entsteht ein Budgetdefizit (also eine negative Ersparnis)und damit eine Zunahme der Staatsverschuldung. Wir können Gleichung (3) also auch schreiben als:
(4) Ersparnisse der Privaten + Budgetsaldo des Staates = Investitionen,
    wobei – wie gesehen – die Ersparnisse der Privaten plus der Budgetsaldo des Staates die Gesamtersparnis einer Volkswirtschaft darstellen. Diese Formel sagt Folgendes: Alles das, was eine Volkswirtschaft in einem Jahr nicht sofort verbraucht, bedeutet einen Verzicht auf Konsum – entweder die Bürger verzichten darauf, diese Güter zu konsumieren (Ersparnisse der Privaten), oder der Staat verzichtet darauf (das wäre dann ein positiver Budgetsaldo des Staates). Man kann sich das Sozialprodukt als einen riesigen Kuchen vorstellen, von dem jeder Akteur – der Staat und die Bürger – ein Stück abbekommt und dann darüber entscheidet, ob er dieses Stück sofort isst (also konsumiert) oder aufhebt (also spart). In einer Volkswirtschaft ohne Außenbeziehungen fließt die Gesamtsumme dieser Ersparnisse dann als Investition in die nächste Periode. Man kann sich die drei Elemente in Gleichung (4) wie kommunizierende Röhren vorstellen: Wenn man an einem Element etwas hinzufügt oder wegnimmt, verändert sich automatisch auch eines der beiden anderen Elemente.
    Jetzt liefert Gleichung (4) die Blaupause für Verteilungskämpfe um den hergestellten Güterberg – entweder die Bürger bekommen die Güter und konsumieren sie, oder der Staat bekommt sie und konsumiert sie, oder aber sie werden gespart, also investiert. Dazu ein paar Szenarien:
    – Wenn der Budgetsaldo des Staates Null ist, der Staat also genau so viel ausgibt, wie er über Steuern einnimmt, so entspricht die Höhe der Investitionen einer Volkswirtschaft den Ersparnissen der Privaten – je mehr (weniger) sie sparen, umso höher (geringer) sind die Investitionen.
    – Wenn der Staat spart, also weniger ausgibt, als er über Steuern einnimmt, dann ist sein Budgetsaldo positiv (er hat einen Budgetüberschuss). Das bedeutet, dass entweder die Investitionensteigen können oder aber die Bürger weniger sparen. Der Staat verzichtet also darauf, alles, was er einnimmt, auszugeben, was entweder den
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