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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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Bürgern zugutekommt (sie können mehr konsumieren) oder aber die Investitionen erhöht.
    – Der realistische Fall ist ein Budgetdefizit des Staates, er gibt also mehr aus, als er einnimmt, das staatliche Sparen ist negativ und der entsprechende Term in Gleichung (4) ist negativ. Damit die Gleichung aufgeht, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Privaten sparen mehr, dann bleibt die Höhe der Investitionen unverändert – die Mehrersparnisse der Bürger ermöglichen es dem Staat, mehr auszugeben, als er über Steuern und Abgaben einnimmt. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass die Bürger ihre Konsumgewohnheiten unverändert lassen, also nicht mehr sparen, dann aber müssen die Investitionen sinken. Das bedeutet, dass der Staat in diesem Fall nur zu Lasten der Investitionen Defizite machen kann.
    Es ist der letzte Zusammenhang, der uns zeigt, wie ein staatliches Budgetdefizit, also eine Zunahme der Neuverschuldung, im Wirtschaftskreislauf wirkt: Jeder Euro, den der Staat ausgibt, ist ein Euro, den er den Bürgern wegnehmen muss. Gibt der Staat mehr aus als er einnimmt (er verschuldet sich), so funktioniert dies nur bei einer Konsumreduktion der Bürger, wenn die Höhe der Investitionen unverändert bleiben soll. Dieser Teil der Ersparnis der Bürger entspricht dann der Verschuldung des Staates gegenüber seinen Bürgern, also der
Inlandsverschuldung
– die Bürger sparen mehr, und diese Mehrersparnis leihen sie dem Staat (sie legen ihre Ersparnisse in Staatsanleihen an). Die Alternative dazu wäre, dass der Staat sein Budget über höhere Steuern ausgleicht.
    Reduzieren die Bürger im Fall eines staatlichen Budgetdefizits ihren Konsum nicht, dann sinken die Investitionen. Um es auf den Punkt zu bringen: in einer geschlossenen Volkswirtschaft zieht eine höhere Staatsverschuldung entweder Konsumverzicht der Bürger oder einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Investitionen nach sich. Vor allem dieser Zusammenhang ist es, der eine Erhöhung der Staatsverschuldung problematisch machenkann, da geringere Investitionen in der Regel ein geringeres Wachstum bedeuten.
    Aus dieser Überlegung ergibt sich noch ein wichtiger vermögenstheoretischer Zusammenhang. Bisher haben wir nur vom Sozialprodukt einer Volkswirtschaft gesprochen (also einer Stromgröße). Dem steht das Vermögen einer Volkswirtschaft als Bestandsgröße gegenüber. Zwischen dem Sozialprodukt einer Volkswirtschaft und ihrem Vermögen besteht folgender Zusammenhang: Alle Güter, die nicht konsumiert werden, also alle Investitionen, erhöhen das Vermögen einer Volkswirtschaft. Wenn wir in einem Jahr Güter im Wert von zwei Billionen Euro herstellen, aber nur Güter im Wert von 1,8 Billionen Euro konsumieren, haben wir 200 Milliarden Euro gespart respektive investiert, unser Vermögensbestand wächst also um 200 Milliarden Euro. Vermögen ist daher nichts anderes als noch nicht verbrauchte Wertschöpfung der Vergangenheit. Wenn also ein staatliches Budgetdefizit zu sinkenden Investitionen führt, so ist das gleichbedeutend mit einer geringeren Vermögensbildung.
    Man kann nun sogar einen Schritt weiter gehen und überlegen, wie ein Land zumindest temporär mehr konsumieren kann als es erwirtschaftet. Bisher haben wir implizit unterstellt, dass die Investitionen in Gleichung (4) nicht kleiner als Null sein können – die Bürger und der Staat sparen dann nichts, sondern konsumieren alles, was hergestellt wurde. Berücksichtigt man jedoch den Vermögensbestand einer Volkswirtschaft, so wird klar, dass die Investitionen zeitweilig auch negativ werden können, und zwar dann, wenn eine Volkswirtschaft die in den Vorjahren angehäuften Vermögenswerte aufzehrt. Wenn wir also im Vorjahr Güter im Wert von 2 Billionen Euro hergestellt haben, aber nur 1,8 Billionen ausgegeben haben, so ist unser volkswirtschaftliches Vermögen um 200 Milliarden gestiegen – diese 200 Milliarden können wir dann theoretisch im Jahr darauf konsumieren.
    Die 200 Milliarden, die wir zusätzlich konsumieren können, stellen einen Vermögensabbau, also negative Investitionen, dar, die unseren Kapitalstock verringern. Eine Volkswirtschaft kann demnach über eine bestimmte Zeit hinweg mehr konsumieren als sie herstellt, indem sie ihren Kapitalstock schrumpfen lässtund damit ihr Vermögen aufzehrt. Diese Überlegungen stehen letzten Endes hinter dem im Jahr 2009 gemachten Vorschlag, die Griechen sollten doch zur Rückzahlung ihrer Auslandsverschuldung ihre Inseln verkaufen.
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