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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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werden kann. In der gebräuchlichsten Form spricht man von einem Staatsbankrott, wenn ein Staat seine Schulden nicht mehr zu den Bedingungen bedient bzw. zurückzahlt, zu denen er sie aufgenommen hat. Dies ist der Fall, wenn er:
    – nur einen Teil des Nennwerts seiner Schulden zurückzahlt (ein so genannter
Haircut
);
    – die Zinszahlungen auf seine Schulden reduziert,
    – Zinszahlungen oder die Rückzahlung seiner Schulden über einen längeren Zeitraum streckt (Stundung).
    Ein Staatsbankrott bedeutet also nicht notwendigerweise, dass der Staat seine Schulden überhaupt nicht mehr zurückzahlt – er zahlt eventuell nur noch einen Teil zu schlechteren Konditionen zurück. Die Kosten eines Staatsbankrotts für die Anleger berechnet man mittels der «Recovery Rate» (auch Verwertungs- oder Erlösrate genannt): sie gibt an, wie viel Prozent des investierten Geldes ein Gläubiger nach der Umschuldung noch zurückerhält. Die geschätzten Recovery Rates aus der Vergangenheit sind dabei recht unterschiedlich: Für die Insolvenz Argentiniens im Jahr 2005 betrug sie 27 Prozent, für Pakistan 69 Prozent, für Ecuador 62 Prozent, und für andere Staaten pendelt dieser Wert zwischen 40 und 80 Prozent. Moldawien reduzierte im Jahr 2002 seine Zahlungen lediglich um fünf Prozent, ebenso wie die Dominikanische Republik im Jahr 2005. Darüber hinaus hängt die Recovery Rate manchmal von der Identität des Gläubigers ab, so werden zum Beispiel in- und ausländische Gläubiger oft unterschiedlich behandelt. Uruguay erstattete nach einer Umschuldung den ausländischen Gläubigern 87 Prozent ihres Geldes zurück, die eigenen Bürger hingegen erhielten nur 76 Prozent. Die Ukraine zahlte bei einigen ihrer umgeschuldeten Anleihen den inländischen Gläubigern 93 Prozent ihrer Anlagen, den Ausländern aber nur 43 Prozent. Ähnlich war es im Fall von Russland – 55 Prozent für die Inländer, 38 Prozent für die Ausländer[ 50 ].
    Die Folgen eines Staatsbankrotts sind für das betreffende Land weitreichend:
    – Studien zeigen, dass ein Staatsbankrott das Wachstum des Sozialprodukts des Landes um 0,5 bis zwei Prozentpunkte senkt. Allerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass dieser Effekt recht kurzfristig ist und sich mehr oder weniger auf das erste Jahr des Staatsbankrotts beschränkt – schon zwei, drei Jahre später lässt sich kein spürbarer Effekt mehr nachweisen[ 51 ].
    – Eine weitere Folge eines Staatsbankrottes sind
höhere Zinskosten
für die betreffenden Staaten und schlechtere Bonitätsnoten von den Rating-Agenturen, welche die Zinskosten fürneue Schulden zusätzlich erhöhen. Nach einem Staatsbankrott muss ein Land im Jahr der Staatspleite einen Zinssatz zahlen, der im Schnitt um vier Prozentpunkte über den marktüblichen Zinsen liegt. Allerdings ist unklar, wie nachhaltig dieser Effekt ist – es finden sich Belege dafür, dass er eher kurzfristiger Natur ist[ 51 ]. Für Schwellenländer gibt es aber Hinweise, dass Staaten, die in der Vergangenheit zahlungsunfähig waren, von den Rating-Agenturen über längere Frist eine geringere Bonitätsnote erhielten als Staaten mit ansonsten ähnlicher Finanzstärke[ 52 ].
    – Die Zahlungsunfähigkeit eines Staates geht zumeist mit einer
Bankenkrise
oder einer
Währungskrise
einher. Eine Staatspleite in Kombination mit einer Bankenkrise bringt im Schnitt die höchsten Kosten für eine Volkswirtschaft mit sich. Lediglich eine dreifache Krise, bestehend aus Insolvenz, Bankenkrise und Währungskrise ist noch teurer[ 53 ]. Dabei steigt das Risiko einer Bankenkrise um bis zu elf Prozentpunkte, wenn ein Land zahlungsunfähig wird. Eine solche Krise ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn die inländischen Banken dem Staat viel Geld geliehen haben, das dieser nun nicht zurückzahlen kann. Eine solche Bankenkrise kann zu einem Zusammenbruch des Zahlungsverkehrs im Inland führen, der die ökonomischen Aktivitäten eines Landes zusätzlich lähmt.
    – Bereits im Vorfeld der Zahlungsunfähigkeit kann es zu einer Abwertung der inländischen Währung kommen: der Wechselkurs fällt, die inländische Währung wird für das Ausland billiger. Die Abwertung wird umso stärker ausfallen, je höher die Verschuldung im Ausland ist. Wie wir in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gesehen haben, geht die Verschuldung im Ausland einher mit einer negativen Außenhandelsbilanz, die zu einer Abwertung der inländischen Währung beiträgt. Verstärkt wird diese Abwertungstendenz durch eine

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