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Staatsverschuldung

Staatsverschuldung

Titel: Staatsverschuldung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Hanno u Prinz Beck
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kann die
Steuern erhöhen.
Damit findet ein Ressourcentransfer von den Bürgern zum Staat statt, und der Staat nutzt diese Ressourcen zur Rückzahlung seiner Auslandsschulden. Die Bürger können diese Steuererhöhung ausgleichen, indem sie entweder weniger konsumieren oder weniger sparen. Eine geringere Ersparnis wird mit geringeren Investitionen einhergehen, wie in der volkswirtschaftlichen Saldenmechanik gezeigt, die wir bereits kennen gelernt haben. Die Schulden gegenüber dem Ausland werden letztlich dadurch abgetragen, indem man im Inland produzierte Güter ins Ausland exportiert. Das ist nur möglich, wenn die Bürger ihre Ansprüche an die Produktion im eigenen Land reduzieren, also entweder weniger davon konsumieren oder weniger davon investieren.
    – Alternativ kann der Staat die staatlichen
Investitionen reduzieren.
Die Schulden im Ausland werden also dadurch finanziert, dass der Staat auf geplante Investitionen verzichtet. Dieser Verzicht auf die Beanspruchung der inländischen Produktion ermöglicht wiederum einen größeren Spielraum, heimische Güter ins Ausland zu exportieren. Die Folgen für das inländische Wachstum sind in der Regel negativ.
    – Die einzige Möglichkeit, Schulden gegenüber dem Ausland zurückzuzahlen, ohne gegenwärtig auf Konsum oder Investitionen verzichten zu müssen, besteht darin, inländische Vermögenswerte ins Ausland zu verkaufen. Umgangssprachlich ist dann vom «Verkauf des Tafelsilbers» die Rede. Langfristig bedeutet diese Strategie allerdings einen Verlust an Volksvermögen, der ebenfalls eine langfristige Reduktion der gesamtwirtschaftlichen Produktivität und damit des Wirtschaftswachstums zur Folge haben kann.
    Die Entscheidung eines überschuldeten Staats, die Zahlungsunfähigkeit gegenüber dem Ausland zu erklären, hängt also auch von seiner Außenhandelsbilanz ab. Die Frage ist nur, ab welchen Schwellenwerten ein Außenhandelsdefizit beziehungsweise eine negative Nettoauslandsposition ein Land in die Schuldenkrise stürzt. Als Faustregel wird in der Literatur[ 57 ] und derPolitik[ 58 ] ein Außenhandelsdefizit in Höhe von 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts genannt. In der Vergangenheit zeigte sich, dass ab diesem Schwellenwert ökonomische Anpassungsprozesse einsetzten, die dem Defizit tendenziell entgegenwirkten[ 59 ], ohne dass dies automatisch in einem Staatsbankrott mündete. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass es sowohl Länder gab und gibt, die ein Außenhandelsdefizit oberhalb der 5-Prozent-Schwelle aufweisen, ohne in eine Krise zu geraten, als auch Länder, die schon mit niedrigeren Defiziten in Krisen geraten sind.
    Entscheidend bei einem Außenhandelsdefizit ist – wie grundsätzlich auch bei Staatsverschuldung –, wozu die aus dem Ausland ins Inland fließenden Mittel verwendet werden. Verschuldet man sich im Ausland für wachstumsträchtige Investitionen, aus deren Erträgen man später die Schulden nebst Zinsen zurückzahlen kann, so ist auch ein großes Defizit kein Problem. Werden die ausländischen Gelder aber für den Konsum bzw. für unproduktive Zwecke verwendet, so wird die Rückzahlung der Schulden gegenüber dem Ausland irgendwann in Frage gestellt.
6. Staatsverschuldung in einer Währungsunion
    Alle bislang angestellten Überlegungen gelten zwar auch für Staatsverschuldung in einer föderalen Staatengemeinschaft oder in einer Währungsunion, aber es gibt darüber hinaus in solchen Fällen zusätzliche Aspekte, die man berücksichtigen muss. In einer Währungsunion einigen sich souveräne Mitgliedsstaaten darauf, auf flexible innergemeinschaftliche Wechselkurse zu verzichten. Das kann, muss aber nicht mit einer gemeinschaftlichen Währung einhergehen. Die Geldpolitik aller Mitgliedstaaten unterliegt dann nicht mehr der Hoheit der einzelnen Staaten, sondern wird an eine einzige supranationale Zentralbank ausgelagert. Damit entfällt der nationale Wechselkurs als Mechanismus des Ausgleichs im Außenhandels- und Kapitalverkehr der beteiligten Länder.
    Der Verlust des Wechselkurses und der eigenständigen Geldpolitik hat massive Folgen für die Fiskalpolitik der Mitgliedstaatender Währungsunion. Die Mitgliedschaft in einer Währungsunion kann dazu führen, dass einzelne Mitgliedstaaten ihre nationale Verschuldung stärker auszuweiten als im Falle einer eigenständigen Währung. Die Anreize dazu stammen aus mehreren Quellen.
    Zunächst entfällt, wenn es keine Wechselkurse mehr gibt, für Investoren in einem Mitgliedsstaat

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