Stacee's Soldat (German Edition)
Mittlerweile bist du ja in deiner WG angekommen. Ist deine Mitbewohnerin so nett wie du dachtest? Hast du einen Job gefunden? Wann fängt eigentlich das Semester an? Du musst nicht auf alle Fragen eingehen, wenn du willst, aber mich interessiert dein Leben. Und wenn du mir Dinge schreibst, die du als Kleinmädchenkram bezeichnest, bin ich stolz darauf, weil du mir vertraust. Freunde sind doch dafür da, für einen da zu sein. In guten, aber auch in schlechten Momenten. Oder nicht? Ich lese lieber zehn Briefe darüber wie idiotisch sich Dick in deinen Augen benimmt, als einen langen über das Wetter und den Präsidenten.
Sei einfach du selbst. Weißt du noch dass du mir das mal geraten hast? Ich bin bisher damit gut gefahren. Vielleicht ist es an der Zeit, dass du deinen eigenen Rat befolgst?
In ein paar Wochen oder Tagen werde ich übrigens versetzt. Wie wissen noch nicht genau wann und wohin, aber ich habe den starken Verdacht, dass ich in Afghanistan lande. Mach dir also keine Sorgen, wenn du dann ein paar Tage lang keinen Brief bekommst.
Was liest du eigentlich gerade? Etwa schon Lektüre, die auf deiner neuen Bücherliste steht?
Ich habe gerade meinen ersten Jules Verne angefangen. Es ist interessant, was der Mann für eine Fantasie hatte! Und was daraus geworden ist... So ähnlich wie bei anderen Sciencefiction-Autoren. Die Maschinen die sie sich vorgestellt haben gibt es ja teilweise heute. Ich finde das cool.
Na ja, ich muss zu einer Übung.
Viel Glück bei der Jobsuche! Lass den Kopf nicht hängen. Wenn was ist, schreibst du einfach und Rettung wird kommen, in Ordnung?
Alles Gute,
Andy
Ich lächelte leicht melancholisch. in meinem Kopf hörte ich seine Stimme, als würde er neben mir stehen und mir die exakt selben Worte sagen. Dass er bald versetzt wurde ließ das Lächeln jedoch verschwinden.
Trotz
seiner Bitte machte ich mir Sorgen. Ich wollte nicht, dass ihm etwas
passierte. Aber was kann ich tun? Es ist doch nicht zu ändern .
Ich konnte ihm nur Mut machen und so tun als ob ich an meine eigenen
Worte glaubte. Jetzt brauchte er mich, zur Abwechslung mal,
wenigstens um ihn abzulenken.
In
naher Zukunft würde er alles hinter sich lassen, unseren
Kontinent, unser Land und alles was er kannte.
Ich
war in der Lage, ihm zumindest ein wenig von seiner Heimat, dem
Vertrauten und einem friedlichen Alltag schicken, wo auch immer er
war.
Und
genau das würde ich auch tun, so gut ich konnte.
Kapitel 11:
Die Tage bis zum ersten „Schultag“ waren viel zu schnell vorbei, als das ich mich an jeden in allen Einzelheiten erinnern könnte oder hier aufschreiben wollte.
Es war eine schöne Zeit, in der ich viel Neues erleben durfte.
Bahnfahren war zwar immer noch nicht alltäglich, aber ich gewöhnte mich daran. Der Job bereitete mir keine nennenswerten Probleme und die meisten der anderen Angestellten studierten ebenfalls.
Fast alle waren in Leahs Jahrgang, aber Gavin, der Football-Spieler von meinem ersten Tag, kehrte zum dritten Mal zu seinem Chicagoer College zurück. Er hatte Physik und Biologie als Haupt- und Nebenfach gewählt, spielte nebenbei drei oder mehr Stunden Football (täglich!) und schaffte es noch irgendwie nebenbei zu arbeiten.
Ich teilte Leahs Verdacht, dass er ein Zombie war. Anders konnten wir uns sein unglaubliches Leistungsvermögen nicht erklären.
Zwischen uns beiden entstand eine lockere Freundschaft, die in dieser kurzen Zeit immer enger wurde. In den meisten Punkten waren wir geteilter Meinung, aber bei den wichtigsten Aspekten hielten wir zusammen wie Pech und Schwefel.
Auch Josh sollte bald versetzt werden. Genaues wussten wir aber leider beide nicht.
Bree mailte mir, dass Tante Lilian mich schmerzlich vermissen wurde, genau wie meine Eltern. Dad rief an, als er wieder Zuhause war.
Er hatte viel weniger Zeit gebraucht als erwartet und alle Strapazen gut überstanden. Er freute sich wieder auf der Farm in Moms Nähe zu sein, das hörte ich aus seinen Worten heraus.
Dick war noch mal zum Café gekommen, einen Tag nach meiner Abreise.
Claire und Bree hatten ihm anscheinend sehr deutlich gemacht, dass er sich besser nicht mehr beim Café blicken ließ. Er hatte wohl wieder damit gedroht eine Szene zu veranstalten oder Leute dazu aufzurufen, das Café zu boykottieren.
Leah und ich hatten ungefähr zur gleichen Zeit einen Kurs am ersten offiziellen Tag des Semesters, weshalb wir auch zusammen zum College fuhren.
In dem Monat, den wir nun schon in der WG lebten,
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