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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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und konnte mir seine Hilfe anbieten.«
    Sie warf
dem Grafen einen bittenden Blick zu. Der Marquis wäre entsetzt, wenn er
herausfinden würde, auf welche Art sie seinen Sohn begrüßt hatte. »Es geht mir
wunderbar, wie Ihr wohl seht.
Ihr braucht Euch keine Sorgen um mich zu machen.« Sie wußte, der Kapitän war
weit davon entfernt. Ihm würde es vermutlich am besten gefallen, wenn sie sich
den Hals brechen würde.
    Sie wartete
auf die Worte, mit denen er sie bloßstellen würde, mit denen er sie als
dieselbe unerzogene Göre hinstellen würde, die er schon früher gekannt hatte.
Doch er hob nur sein Weinglas und prostete ihr zynisch zu. »Auf Eure
Gesundheit, Mistress Fox.« Er verzog leicht den Mund, dann nippte er an seinem
Rotwein.
    Jessie
wartete angespannt auf seine nächste Attacke, doch er schwieg. Sie unterhielten
sich nun über Nebensächlichkeiten, über die Veränderung des Wetters, die Reise
des Kapitäns von Portsmouth. Auch wenn er sie weiterhin beobachtete, so gehörte
doch seine ganze Aufmerksamkeit seinem Vater. Vielleicht würde er doch nicht
die ganze Zeit über versuchen, sie in eine Falle zu locken. Eventuell hatte ihm
ja ihr Anblick in dem seidenen Kleid und ihr Benehmen als vollendete Lady die
Sprache verschlagen. Was auch immer der Grund dafür war, sie war dankbar für
den Aufschub, für die Möglichkeit, sich gegen ihn wappnen zu können.
    Er würde
sie ganz sicher nicht in Ruhe lassen, dessen war sie sicher. Doch zumindest
wahrte er die Höflichkeit. Er glaubte noch immer, daß ihr nichts an seinem
Vater lag, daß sie ihn nur für ihre eigenen selbstsüchtigen Ziele benutzte. Sie
wußte es, weil er in seinen Briefen davon geschrieben hatte. Sie hätte diese
Briefe nicht lesen dürfen. Der Marquis wäre schrecklich wütend, wenn er es
wüßte. Aber ihre Neugier hatte über ihre Erziehung gesiegt.
    Sie gab
ehrlich zu, daß die Vermutungen des Kapitäns am Anfang der ganzen Geschichte
sogar richtig gewesen waren. Sie hatte wochenlang gegrübelt, wie sie die
Aufmerksamkeit des alten Herrn erregen könnte. Nachdem ihre Mutter gestorben
war, war sie auf sich allein gestellt gewesen. Außer Viola und ihrem
gelegentlich unerwünscht anwesenden Halbbruder Danny hatte sich niemand um sie
gekümmert. Nach dem Angriff des Be trunkenen in dem Schankraum war sie
schließlich gezwungen gewesen, das Gasthaus zu verlassen und sich einen Ort zu
suchen, an dem sie unbehelligt leben konnte.
    Sie hatte
den Marquis um Hilfe gebeten, weil er immer so nett zu ihr gewesen war. Wenn er
ins Dorf kam, hatte er stets eine Münze oder zwei für sie übrig gehabt, als
hätte es schon damals ein Band zwischen ihnen gegeben. Von Anfang an hatte sie
sich zu ihm hingezogen gefühlt, und jetzt liebte sie ihn wie den Vater, den sie
nie gehabt hatte.
    Aber davon
verstand der Graf überhaupt nichts. Er sah nichts als ihr Mißgeschick, ihre
Lügen, ihre Diebereien und Betrügereien. Er glaubte nur das Schlimmste von
ihr, und er wollte zeigen, daß er recht hatte.
    Und Jessie
war genauso entschlossen, das Gegenteil zu beweisen.
    Er machte
eine großartige Schau daraus, ihr den Arm zu bieten, und ein beunruhigendes
Glitzern erschien in seinem Blick, als sie dem Anstand folgte. Sie fühlte die
rauhe Wolle seiner Uniformjacke, die Wärme seines Körpers, und ein unerwartet
wohliges Gefühl durchrieselte sie.
    Auch wenn
sie sehr nervös war, so überkam sie doch ein Anflug von Belustigung. Was würde
dieser hochgewachsene, attraktive Kapitän zur See sagen, wenn er wüßte, daß
ihr Grund, ihn bei jeder Gelegenheit zu ärgern, nur der war, seine Aufmerksamkeit
zu erringen?
    Was würde
Graf Strickland sagen, wenn er wüßte, daß sie ihn schon immer angebetet hatte?
    Das
Abendessen war
endlich zu Ende. Papa Reggie hatte eine große Anzahl köstlicher Gerichte
bestellt – Fasan mit Austernfüllung, Kalbsmilch, geröstete Ente, Steinbutt in
Hummersauce, verschiedene Gemüse und Salate und eine riesige Süßspeise in Form
eines Ankers als Nachtisch.
    Während des
gesamten Mahls unterhielten sie sich angeregt miteinander. Sie sprachen von der
englischen Blockade, die Napoleon und die französische Flotte davon abhalten
sollte, sich für eine
Invasion der britischen Insel zu sammeln, eine der größten Ängste des Landes.
    Das Schiff
des Kapitäns, die Norwich, lag vor Brest und
der Bucht von Biscaya, sie unterstand dem Kommando des Admirals Cornwallis.
    »Wir waren
wenigstens nicht so weit von zu Hause weg wie Nelson und die Schiffe,

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