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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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Tisch liegen, erhob sich und ging in den Flur.
    „Äh“, machte ich.
    „Ich glaube, Ihre Mutter möchte gehen!“, bemerkte Samuel Wagner.
    „Sie hat scheinbar vergessen, dass wir uns festgefahren haben. Tut mir sehr leid, aber wir bräuchten Ihre Hilfe“, erwiderte ich.
    Herr Wagner seufzte. „Na gut, wenn ich Ihre Mutter damit wieder loswerde, werde ich Ihnen helfen. In der Scheune finden wir bestimmt etwas, um den Wagen wieder frei zu bekommen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schüttelte betrübt den Kopf. „Warum, kann man mich nicht einfach in Ruhe hier wohnen lassen? Ihre Mutter ist nicht die erste, die mir mein Grundstück abschwatzen will. Aber ich werde bestimmt nicht verkaufen! Mir gefällt es hier nämlich.“
    „Kann ich verstehen“, nickte ich. „Es ist sehr idyllisch hier!“
     
    Samuel Wagner wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als es draußen plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall gab.
    „Was war denn das?“, fragte ich erschrocken.
    Vera, die bereits draußen vor der Türe gestanden hatte, kam zurück ins Wohnzimmer gestürmt. „Habt ihr das gehört? Was kann das gewesen sein?“
    Herr Wagner und ich sahen uns an und zuckten mit den Achseln.
    „Das hörte sich gefährlich an und viel näher als vorhin“, bemerkte ich und spitzte die Ohren. „Donner ist das bestimmt nicht!“
    Dem Knall folgte ein Geräusch, das sich anhörte, als ob etwas in einer mäßigen Geschwindigkeit den Berg hinunterrutschte.
    „Ein Erdrutsch!“, Samuel Wagner sprang auf. „Das muss ein Erdrutsch sein!“
    Oh nein , dachte ich. Das passiert nicht wirklich, oder?
    Ich musste an die Warnung der Zeisigs denken. Samuel Wagner stürmte zur Haustüre, riss sie auf und trat nach draußen. Vera und ich folgten ihm. Draußen nieselte es noch leicht. Das rhythmische Rutsch-Geräusch war nun viel lauter zu hören.
    „Oh, mein Gott! Da!“, ich deutete auf die Bergweide, auf der eben noch die Ziegen friedlich in ihrem Unterstand gestanden hatten. Die Hälfte der Wiese war einfach verschwunden. Als ob jemand ein großes Stück davon abgeschnitten und einfach den Berg hinunter geworfen hätte.
    Es knallte erneut.
    „Schnell, zurück ins Haus!“, schrie Samuel Wagner.
    „Wir werden alle sterben“, jammerte Vera, die nun den Ernst der Lage erkannt hatte.
    „Los, los, Beeilung! Nicht stehen bleiben!“ Herr Wagner scheuchte uns zum Haus.
    Ich lief so schnell ich konnte. Mein Herz pochte wie verrückt und pumpte eine gewaltige Menge Adrenalin in meinen Körper. Ich war mir nicht sicher, ob das Holzhäuschen uns wirklich ausreichend Schutz vor einem Erdrutsch bieten würde, aber wir hatten auch keine andere Alternative. Noch höher den Berg hinaufzusteigen, war zu gefährlich und runter ging es gerade auch nicht. Bitte lass die Hütte stehen bleiben und nicht auch abrutschen , dachte ich.
    Wir stürmten ins Haus und schlossen die Türe.
    „Auf den Boden legen!“, befahl Samuel Wagner.
    Ich tat, was er sagte und selbst Vera folgte seinem Befehl und legte sich platt auf den Boden. Ihr Gesicht war weiß wie eine Wand und sie zitterte am ganzen Körper. Vermutlich hatte sie einen leichten Schock. Ich machte mir große Sorgen um ihr Herz.
    „Vera, alles wird gut! Uns wird nichts passieren. Das verspreche ich dir!“ Ich nahm ihre Hand und drückte sie. „Du musst dich beruhigen. Atme tief ein und aus. Einatmen 21, 22, 23, ausatmen 24, 25, 26“, atmete ich mit ihr zusammen.
    „Alles ok?“ Samuel Wagner hob den Kopf und musterte uns besorgt.
    „Meine Mutter hat ein schwaches Herz. Sie darf sich nicht so aufregen!“, rief ich verzweifelt.
    Vera zitterte immer noch stark.
    Herr Wagner kam zu uns herüber gerobbt. „Haben Sie Herztabletten dabei?“, fragte er Vera. Doch diese antwortete nicht. „Hat Sie welche mit?“, fragte er mich.
    „Ich weiß es nicht“, entgegnete ich und angelte nach Veras Handtasche, die neben ihr auf dem Fußboden lag. Zum Glück war Veras Tasche sehr ordentlich, ganz im Gegenteil zu meiner und so hielt ich nach kurzem Suchen triumphierend eine Packung Tabletten in die Höhe.
    „Vera?“, ich schüttelte sie leicht. „Sind das die richtigen Tabletten?“
    Vera nickte benommen.
    „Ich hole schnell ein Glas Wasser“, meinte Samuel Wagner und verschwand im Wohnraum. Einige Sekunden später kam er mit einem Wasserglas zurück. Er setzte sich neben Vera und hievte sie hoch, indem er sie unter den Armen hochzog und anschließend an seine Brust drückte, seine Hände

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