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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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denn?“, fragte Sam erstaunt. „Ist bei mir heute Tag der offenen Türe, oder was? Sagen Sie jetzt nicht, Sie sind auch Immobilienmakler.“
    „Immobilienmakler, ich? Keineswegs! Ich bin Kay König, erkennen Sie mich denn nicht?“, verwundert betrachtete der Typ Sam.
     
    Kay König , dachte ich. Irgendwie kam mir der Name bekannt vor. Ich war mir sicher, dass ich hatte ihn schon einmal gehört.
    War das nicht dieser Schauspieler, der gerade überall Werbung für seinen neuen Kinofilm machte?
    Den hatte ich doch neulich erst in der Werbepause im Fernsehen gesehen, oder? Wie kam der denn hierher? Da war man gefangen auf einer einsamen Hütte und auf einmal tauchte ein Schauspieler auf? Das war so was von bizarr. So was konnte auch nur mir passieren. Und dann sah ich dermaßen verdreckt und fertig aus. Verstohlen strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versteckte mich hinter Sams breitem Rücken. Der blieb völlig ungerührt und antwortete:
    „Nein, tut mir leid. Ich kenne Sie nicht. Was zum Teufel machen Sie denn hier?“ Der nette Sam von vorhin, der sich so rührend um Vera gekümmert hatte, war nun verschwunden. Dieser Sam wirkte abweisend und genervt.
    „Kann ich vielleicht erst einmal hereinkommen? Mir ist ein Baum aufs Auto gefallen und auf dem Weg hier herauf, wäre ich beinahe drauf gegangen. Der ganze Weg ist verschüttet worden. Ich hatte Glück, dass ich schon weiter oberhalb war, als der Hang abgerutscht ist. Ich hatte Todesangst und Sie behandeln mich so unhöflich“, ärgerte Kay König sich.
    Wortlos trat Sam zur Seite und ließ den ungebetenen Gast ins Haus. Damit nahm er mir das Versteck hinter seinem Rücken.
    „Huch, da ist ja noch jemand“, Kay König betrachtete mich überrascht. Seine blauen Augen musterten mich von Kopf bis Fuß. Ich fühlte mich unwohl unter seinem forschenden Blick und  merkte wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
    Verdammt, wie ich das hasse , dachte ich. Seit meiner Pubertät stand ich mit den verschiedenen Rottönen auf Kriegsfuß. Wenn ich mich unwohl oder verlegen fühlte, nahm mein Gesicht einen Rotton an. Die Palette reichte dabei von Hellrosa bis Signalrot. Leider konnte ich weder ahnen, wann mein Gesicht beschloss sich zu färben, noch welchen der Töne es sich gerade ausgesucht hatte. In dieser Hinsicht führte es ein völliges Eigenleben. Meine Freunde fanden es immer ganz niedlich, wenn ich rot wurde. Ich selber aber verabscheute diesen Effekt.
    Kay König schien meine Gesichtsfärbung zu amüsieren. Er schmunzelte belustigt.
    Bild dir bloß nichts darauf ein, dachte ich genervt.
    „Hi, ich bin Kay“, er ergriff meine Hand und drückte zu.
    „Au“, entfuhr es mir. „Willst du meine Finger zerquetschen?“
    „Aha, du bist also empfindlich!“, bemerkte er mit einem Glitzern in den Augen. „Weißt du denn wenigstens, wer ich bin?“
    „Ja“, entfuhr es mir. „Ein arrogantes Arschloch!“
    „Na, ich wusste gar nicht, dass wir uns so gut kennen“, erwiderte Kay schmunzelnd. Er wirkte kein bisschen beleidigt. „Diese merkwürdige Art der Gastfreundlichkeit hast du wohl von deinem Vater.“
    „Meinem Vater?“, fragte ich erstaunt. „Meinst du etwa Sam? Den kenne ich auch erst seit einer Stunde.“
    Als ob er seinen Namen gehört hatte, stand Sam plötzlich hinter mir. „Alles in Ordnung oder macht der neue Gast Ärger?“
    „Nein, nein, schon gut“, murmelte ich und blitzte Kay böse an.
    „Na, dann kommt doch bitte mit ins Wohnzimmer. Dann können wir Geschichten austauschen. Wenn ihr hier so laut redet, wacht Frau Schneider noch auf!“
    „Bin gespannt auf deine Geschichte“, hauchte Kay mir im Vorbeigehen ins Ohr.
    Pah, dachte ich. Der hat vielleicht Nerven. Hält sich wohl für unwiderstehlich! So schlimm kann sein Tag ja gar nicht gewesen sein, wenn er noch blöde Sprüche machen kann.
    Ich machte ein hochmütiges Gesicht und folgte Sam ins Wohnzimmer. Dabei hoffte ich, dass der Rotton so langsam aus meinem Antlitz verschwinden würde.
    „Wer ist denn Frau Schneider?“, wollte Kay König wissen, als er sich wie selbstverständlich neben mich gesetzt hatte. Sam verschwand derweil in seiner Küchenzeile, um noch mehr Teewasser aufzusetzen und ein paar Brote zu schmieren.
    „Meine Mutter“, antwortete ich.
    „Ihr kennt euch auch erst eine Stunde und deine Mutter schläft bereits in seinem Bett?“ Kay wirkte gar nicht mehr so hochnäsig wie noch vor einigen Minuten, sondern war nun sichtlich verwirrt.
    In dieser Rolle

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