Stadt Aus Blut
verwundetes Monster. Ich knie mich hin und töte ihn wie Lep, mit einer kurzen, kräftigen Drehung des Genicks. Dann schleppe ich ihn durch das Kellerlabyrinth und lege ihn neben seinen Freund. Irgendwann wird sie irgendwer finden und versuchen, sich einen Reim auf das Ganze zu machen. Für den Moment reicht es mir, und ich mache mich auf den Weg nach Hause.
Zombies foltern nicht. Sie foltern nicht, verhören nicht und stellen auch niemandem Fallen. Irgendjemand will mich hier kräftig verarschen. Mich und meine Leute.
Evie schaut vorbei. Sie sieht das Blut, und ich sage ihr, dass es nicht meins ist, bevor sie ausflippen kann. Sie besteht darauf, dass ich mich dusche. Eigentlich wollte ich mich gleich in die Wanne legen, aber ich bin über und über mit Leps Blut beschmiert. Sie stopft meine Klamotten in einen Plastiksack, während ich mich abdusche. Dann sitzen wir uns in der Badewanne gegenüber. Nackt. Ich erzähle ihr, dass Lep tot ist und dass die Typen, die ihn umgebracht haben, es auch auf mich abgesehen haben. Sie stellt keine Fragen. Sie reibt einfach nur Seife auf einen Waschlappen und schrubbt meine Füße ab.
Das King Cole sieht aus wie immer. Dasselbe Eichenholz, dasselbe Gemälde, dieselben Gäste aus der High Society. Nur habe ich diesmal ein neues Gegenüber.
– Ich will mich klar ausdrücken: Wenn diese Unterhaltung beendet ist, werden Sie niemals – und ich kann diesen Punkt gar nicht deutlich genug betonen – niemals wieder mit meiner verdammten Frau sprechen.
Ich nicke. Dale Edward Horde nickt zurück.
Er ist älter als seine Frau, aber genauso gepflegt. Ich würde ihn Anfang fünfzig schätzen. Seine Kleidung stammt bestimmt nicht aus einem der üblichen Designer-Schuppen. Er hat sie sich auf der Upper East Side maßschneidern lassen – der einzige Hinweis darauf sind unauffällige, von Hand eingenähte Labels. Sein Haarschnitt ist makellos, bis hin zu den leicht ergrauten schwarzen Strähnen, die ihm über die Stirn fallen. Er könnte das Titelbild von Men’s Health zieren. Nur wenn man genauer hinsieht, fallen einem die fast unmerklichen Augenringe auf und seine sehnige Muskulatur, die weniger nach Fitnessstudio als nach Stress und harter Arbeit aussieht.
Bevor er sich in seinem Stuhl zurücklehnt, nimmt er einen weiteren Schluck Talisker . Ungeduldig klirrt sein Ehering gegen den Rand des Glases.
– Eigentlich habe ich eine Abneigung gegen von Touristen stark frequentierte Orte. Aber glücklicherweise hält die Preispolitik dieses Lokals die meisten davon ab, es zu betreten und die besser gestellte Klientel zu begaffen. Aber die Touristen sind im Moment nicht mein Problem. Vielmehr sind es die Menschen mit Geld. Menschen, mit denen meine Frau und ich zu verkehren pflegen. Leider Gottes meiden sie ehrliche Arbeit und haben daher viel zu viel Freizeit. Und sie wissen nichts Besseres damit anzustellen, als sich gegenseitig zu beobachten. Ihr Rendezvous mit meiner Frau hat mehr als das übliche Aufsehen erregt. Aber – um ehrlich zu sein – es interessiert mich nicht, ob irgendjemand glaubt, dass Sie mit meiner Frau intim waren. Sie wären nicht der erste Abschaum aus Downtown, mit dem sie sich eingelassen hat. Aber sobald diese Leute einen Grund finden, sich das Maul zu zerreißen, tun sie das auch. Und das macht mir Sorgen. Aus Gerede werden Gerüchte, und die verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Dass jemand mir Hörner aufgesetzt hat, wäre dabei noch das geringste Problem. Aber die Information, dass meine Frau wie auch immer geartete Verbindungen zu Ihnen unterhält, könnte die falschen Kreise erreichen. Kreise, die wissen, wer und was Sie sind. Nicht auszudenken, wenn jemand auf die Idee kommen würde, ich und meine Frau hätten Kontakt zu Ihren – wie soll ich sagen? – Mitbrüdern?
Ich starre weiter auf meine Schuhspitzen.
– Vielleicht nicht unbedingt Mitbrüder. Sie und Ihresgleichen eben. Ich weiß, das hört sich leicht diskriminierend an, aber so ist das nun mal.
Er leert seinen Scotch. Sofort wird das Glas von einem Kellner weggeräumt.
– Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass wir uns nur hier treffen, damit uns die Klatschmäuler Höflichkeiten austauschen sehen. So wird das hässliche Gerücht, meine Frau habe eine Affäre mit Ihnen, wohl aus der Welt geschafft und Ihre Verbindung zu uns beiden nicht länger Stadtgespräch sein. Sie verstehen mein Anliegen?
Ich nicke.
– Gut. Nachdem wir diesen Punkt geklärt hätten – wollen Sie mit
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