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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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mir anstoßen?
    Der Kellner bringt ein weiteres Glas Talisker für Horde. Er bestellt mir ebenfalls einen.
    – Ich hoffe, das ist Ihnen recht?
    Ich nicke. Mein Drink kommt. Horde deutet auf das Glas, das ich in der Hand halte.
    – Nehmen Sie einen Schluck. Wir müssen schließlich den Anschein erwecken, als würden wir uns kennen.
    Ich hebe das Glas an die Lippen und nippe daran.
    – Gut, nicht wahr?
    Ich nicke.
    – Zurück zum Geschäft. Wegen meiner Tochter...
    Jetzt nehme ich einen großen Schluck. Es ist ein schwerer Scotch. Das Aroma von Lagerfeuer und Torf steigt mir in die Nase und vertreibt für einen Augenblick den Geruch von Leprosys Blut, der an meinen Haaren klebt.
    – Was wollen Sie wissen?
    – Haben Sie sie gefunden?
    – Nein.
    Er sieht mich abwartend an, aber ich habe nicht die Absicht, ihm noch mehr zu erzählen. Er verliert die Geduld.
    – Könnten Sie vielleicht ein wenig ins Detail gehen?
    – Also gut.
    Ich leere mein Glas.
    – Wie es aussieht, steckt Ihre Tochter ziemlich tief in der Scheiße. Sie lebt mit ihren Pennerfreunden in Alphabet City, wo sich gerade ein ziemlich krankes Ding zusammenbraut. Brandgefährlich für jeden, der auf der Straße lebt.
    Er verzieht das Gesicht und nickt.
    – Meines Wissens nach ist meine Tochter auf der Suche nach genau diesem kranken Ding . Und ich nehme mit ziemlicher Sicherheit an, dass sie bei ihrer Suche erfolgreich sein wird.
    – Andersherum, Mr. Horde. Das Ding hat sie bereits gefunden.
    Er hebt die Augenbrauen.
    – Wenn die Sache so aussieht, wäre es wohl das Beste, sie machen sich jetzt auf den Weg und suchen nach ihr. Ihr Glas ist sowieso leer.
    Er steht auf. Ich auch.
    – Mein Benehmen mag manchmal etwas befremdlich wirken, Mr. Pitt. Die meisten Menschen halten es für gefühlskalt. Was Sie vielleicht zu der Annahme führen könnte, dass ich meine Tochter nicht liebe. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es ist mein größter Wunsch, sie wiederzubekommen. Unversehrt. Finden Sie sie, und Sie werden angemessen belohnt. Sollten Sie dagegen versagen, wird dementsprechend mit Ihnen verfahren. Was mich zu meinem letzten Punkt führt: Bringen Sie sie zu mir. Und nur zu mir. Lassen Sie Amandas Mutter aus dem Spiel.
    – Und warum?
    Der Kellner präsentiert Horde eine Rechnung, die er unterschreibt, ohne hinzusehen. Woraufhin der Kellner sich wieder verzieht.
    – Meine Frau ist notorisch untreu und dem Alkohol verfallen. Sie übt einen schlechten Einfluss auf meine Tochter aus. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen gerne die Hand schütteln. Nur, um den Schein zu wahren.
    Er gibt mir die Hand. Sie ist weich, wie ich es erwartet habe, aber mit festem Griff. Er lächelt breit und klopft mir auf die Schulter.
    – Unversehrt und nur mir persönlich. Verstanden?
    Er hält immer noch meine Hand und sein Arm liegt auf meiner Schulter. Seine Körpersprache und sein Tonfall sollen den Eindruck erwecken, dass er mit einem vertrauenswürdigen und wichtigen Angestellten spricht. Ich ziehe meine Hand weg.
    – Geht klar.
    Ich verlasse das Cole. Auf dem Weg in die Lobby des St. James übersehe ich die Treppe, stolpere und muss mich am Geländer festhalten. Schweiß läuft mir über das Gesicht. Ich fühle mich plötzlich, als wäre ich betrunken. Stockbesoffen. Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht. Meine Finger riechen nach irgendwas. Ein bekannter Geruch, ich weiß nur nicht, woher. Erst als ich vor den Fahrstuhltüren stehe, bemerke ich, dass ich die Lobby durchquert habe. Ich gehe zum Eingang. Die Drehtür zischt zweimal an mir vorbei, bevor ich das richtige Timing finde, sie zu betreten, ohne eingequetscht zu werden. Einer der uniformierten Pförtner hilft mir die Stufen hinunter und fragt mich, ob er mir ein Taxi rufen soll. Ich schüttle den Kopf, und der Typ verschwimmt vor meinen Augen. Torkelnd gehe ich den Bürgersteig zur Ecke Fifth und 55th hinunter und stehe plötzlich mitten im dichtesten Verkehr. Die Autofahrer hupen und brüllen mich an, während ich mich über die Straße schleppe. Bei einer Bushaltestelle lehne ich mich an einen Pfosten. Alles dreht sich. Ich hätte mir wirklich ein Taxi nehmen sollen. So komme ich nie nach Hause. Ich weiß nicht mal, in welcher Richtung meine Wohnung ist. An der 55th schlagen die Penner ihre Zelte für die Nacht auf und entrollen ihre Schlafsäcke. Ich schließe mich den Passanten an, die die Straße überqueren. Immer weiter, bis ich ein Gebäude erreiche, an dem ich mich festhalten kann. Ich

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