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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Perversen mittleren Alters zu wühlen, während das Vyrus innerlich an mir knabbert, gefällt mir gar nicht.
    – Lieber nicht.
    – Kann ich sonst noch etwas für dich tun?
    – Weißt du was über den Typen, der Nacktfotos von Vale im Internet verkaufen will?
    Er schüttelt den Kopf.
    – Wahrscheinlich handelt es sich um einen ihrer Fans, der sich ihre Bilder heruntergeladen hat und jetzt versucht, aus dieser Tragödie Profit zu schlagen. Ich habe selbstverständlich alles relevante Material vernichtet. Das erschien mir nur vernünftig.
    Ich fische das Foto von Amanda Horde aus meiner Tasche und werfe es ihm auf den Schreibtisch. Ich passe auf, dass es nicht zu weit von ihm entfernt landet, damit er sich nicht danach strecken muss.
    – Kennst du sie?
    Er betrachtet das Bild.
    – Eher nicht.
    – Vielleicht ohne Make-up?
    Er untersucht das Bild mit zusammengekniffenen Augen, bevor er es mir zurückgibt.
    – Nein, kenne ich nicht. Aber...
    – Ja?
    – In unserer Branche herrscht eine hohe Fluktuation. Eine Menge von heimatlosen Kindern werden hier durch meine Tür geschwemmt, auf der Suche nach einer Karriere oder zumindest etwas schnellem Geld. Diejenigen, die offensichtlich zu jung sind – wie dieses Mädchen hier – werden von mir höflich zurückgewiesen. Aber die Möglichkeit, dass sie meine Schwelle überquert hat, will ich nicht von der Hand weisen.
    Ich stecke das Bild zurück in meine Jackentasche.
    – Alles klar.
    Er sieht auf die Uhr.
    – Sind wir fertig, Joe?
    – Ja. Danke.
    Er beugt sich vor und streckt die Hand aus. Vor lauter Anstrengung beginnt er zu schwitzen. Ich schüttle sie.
    – Whitney hatte so ein Ende nicht verdient, Joe.
    Ich lasse ihn los.
    – Nach allem, was ich gehört habe, musste es so kommen. Sie war krank, Chubbs. Ich glaube, so ist es für alle das Beste.
    Er hält sich die Hand vor den Mund.
    – Davon will ich nichts hören, Joe.
    – Nur Gerede.
    Ich gehe zur Tür.
    – Kümmere dich um die Sache Joe. Gründlich.
    Ich bleibe im Türrahmen stehen.
    – Ich versuch’s.
    Er schaut mir in die Augen.
    – Yo, Nigga.
     
    Dallas sitzt auf einer alten Vinylcouch im Empfangsbereich. Ich deute auf Chubbys Büro.
    – Du darfst jetzt wieder reingehen.
    Er lässt das Magazin fallen, in dem er gerade gelesen hat, und stiefelt mit hoch erhobener Nase an mir vorbei. Ich gehe zu dem Mädchen an der Rezeption.
    – Hallo, Mr. Pitt.
    Es ist Missy, eines der Mädchen, das ich aus dem Haus des Fesseltypen gerettet habe. Vorhin hatte sie wohl gerade Pause.
    Sie sieht wieder besser aus. Ihr Ohr wird nie mehr nachwachsen, und sie wird den Rest ihres Lebens dieses schiefe Lächeln zur Schau tragen. Aber sie lässt ihr Haar lang wachsen, um das Schlimmste zu überdecken, und Chubby scheint ihr hier einen Übergangsjob beschafft zu haben. Nicht, dass er ein großer Menschenfreund wäre. Missy ist für ihn eine rein geschäftliche Investition. Das andere Mädchen ist kurz darauf mit Sack und Pack verschwunden. Wahrscheinlich dahin, wo sie hergekommen ist. Dort sitzt sie jetzt vermutlich in einer dunklen Wohnung vor einer Flasche und einem Haufen Pillen. Aber Missy ist geblieben. So, wie sie aussieht, könnte sie sicher einige der Kunden mit speziellerem Geschmack ansprechen, und Chubby würde nicht schlecht dabei verdienen. Aber das würde Aufsehen erregen, und das ist das Letzte, was er gebrauchen kann. Also steckte er sie in die Telefonzentrale am Empfang, bevor sie die Nerven verliert und mit den Cops redet. Die beiden haben einen Deal. So läuft das Geschäft. Ganz einfach.
    Ich nicke ihr zu.
    – Hallo, Missy.
    Ihre Hand fährt unbewusst in ihr Haar. Sie versucht, es über die immer noch feuerrote Narbe zu ziehen, wo sich früher ihr Ohr befand.
    – Kann ich etwas für Sie tun, Mr. Pitt?
    Sie schaut mir ins Gesicht.
    Ich erinnere mich an das Haus auf Staten Island. Er hatte sie beide gefoltert, aber Missy schien es ihm besonders angetan zu haben. Sie hätte nicht mehr lange durchgehalten. Was spräche dagegen, ihr einfach zu sagen: Klar könntest du etwas für mich tun. Lass mich schnell mein Werkzeug holen, dann zapfe ich dir ein, zwei Liter von dem Blut ab, das es ohne mich sowieso nicht mehr gäbe. Scheiße, sie wäre wahrscheinlich sogar einverstanden.
    – Chubby hat mir gesagt, dass er jede Minderjährige sofort wieder nach Hause schickt. Stimmt das?
    – Stimmt genau.
    – Ist das dein Job?
    – Manchmal schon.
    Ich zeige ihr das Foto.
    – Kennst du sie?
    Sie guckt es sich

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