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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Niagara getan hat: eine Tüte voll Pillen, ein paar Zettel mit Telefonnummern, eine verknitterte Eintrittskarte für die New York Dolls, seine Pomadendose und zehn Dollar in zerfledderten Scheinen und Münzen.
    – Siehst du, Joe? Nichts.
    – Komm her.
    – Aber...
    – Komm einfach einen Schritt näher, Phil. Ich tu dir schon nichts.
    Er gehorcht, und ich gebe ihm eine schallende Ohrfeige. Dann werfe ich ihn auf den Tisch. Ich durchsuche ihn und finde nichts. Er steht auf und reibt sich das Gesicht.
    – Mann, Joe.
    – Ich schwöre dir, ich lass dich splitternackt ausziehen.
    Er streckt die Arme aus wie Jesus am Kreuz.
    – Joe, ich hab nichts. Ich schwör’s.
    – Ausziehen.
    Er schüttelt den Kopf.
    – Joe, ich weiß, was du jetzt denkst. Du denkst, ich bin ein Feigling. Und da hast du recht. Aber selbst ein Feigling wie ich hat seinen Stolz, Joe. Es gibt Grenzen.
    Er streckt das Kinn vor und ich gehe einen Schritt auf ihn zu. Schnell knöpft er sich das Hemd auf.
    – Ist ja schon gut, schon gut.
    Er zieht sich bis auf seine schmutzigen Boxershorts aus und deutet drauf.
    – Die auch?
    – Um Himmels willen, nein.
    Ich untersuche jeden Quadratzentimeter seiner Klamotten, lasse meine Finger über alle Nähte und Umschläge fahren. Ich finde ein bisschen Speed, das er in seinem Hemdkragen versteckt hat. Sonst nichts.
    – Also gut. Zieh dich wieder an.
    Er bugsiert seinen dünnen Arsch wieder in die unglaublich enge Levi’s 501, als mir die Schuhe einfallen.
    – Was ist mit den Latschen?
    – Hä?
    – Deine Schuhe.
    – Ach so, die Schuhe.
    Er versucht, seine Hand in den rechten Schuh zu schieben, bevor er ihn mir rübergibt. Ich packe sein Handgelenk und drehe es herum. Er lässt eine Bankkarte fallen, die auf dem Boden landet. Sie ist von der Chase Bank, ausgestellt auf Amanda Marilee Horde.
    Philip starrt die Karte an.
    – Wow. Wo zum Teufel kommt denn die jetzt her?
    – Wo ist das Mädchen, Phil?
    – Ich weiß nicht...
    – Wo?
    – Keine Ahnung, ehrlich...
    – Philip, glaub ja nicht, du würdest mir irgendetwas bedeuten. Wenn ich einen guten Tag habe, kann ich dich einfach nur nicht leiden. Aber im Moment bin ich richtig sauer. Und ich habe Hunger. Also, wo ist das Mädchen?
    – Ich weiß nicht...
    Ich stopfe ihm Dobbs’ Toupet in den Mund.
    – Grmpf. Mpf.
    Ich ziehe mein Messer aus der Hosentasche und klappe es auf.
    – Wir werden das jetzt auf die traditionelle Art machen, Phil. Ich werde einfach nur eine von deinen Arterien aufschneiden und daran saugen. Das ist wie Dosenstechen.
    Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke. Normalerweise würde ich so einen Drecksack wie Phil nicht aussaugen, aber im Moment bin ich hungrig genug, um es mir zweimal zu überlegen.
    – Oder ich schleppe dich aufs Dach und lasse dich runterbaumeln. Und wenn du dein Maul nicht aufkriegst, fällst du. Dann können sie dich vom Asphalt abkratzen. Wie wär’ das, Phil?
    – Ymph.
    – Also, wo ist das Mädchen!
    Ich ziehe ihm das vollgesabberte Toupet aus dem Mund.
    – Ich schwör bei Gott, Joe...
    Ich will es ihm wieder reinstopfen.
    – Nein! Mlf. Nlmf. Ich schwörf.
    Er presst seine Lippen aufeinander, sodass ich es nicht ganz hineinbekomme.
    – Wusstef. Niemanf. Hat was. Gesaft. Vomf. Mädf.
    Ich reiße es wieder heraus.
    – Wer hat was gesagt?
    – Niemand hat mir was von dem Mädchen gesagt!
    – Was haben sie dir gesagt?
    – Nichts. Ich soll mich nur umsehen, haben sie gesagt. Mehr nicht.
    – Wer, Phil?
    – Ich weiß nicht...
    – Predo?
    Er macht einen Satz wie eine Katze, der man einen Chinaböller in den Hintern gesteckt hat.
    – Ja, Phil. Genau so was habe ich mir gedacht.
     
    Während er sich wieder anzieht, durchsuche ich das Büro, jedoch ohne Ergebnis. Dobbs war ein Privatdetektiv der alten Schule – wahrscheinlich liefen seine Geschäfte am besten zu jener Zeit, als ich mit Terry und der Society unterwegs war. Sein Name war mir früher schon mal begegnet, so wie man eben von Leuten hört, die in der gleichen Branche tätig sind. Dobbs war eine kleine Nummer, die meiste Zeit damit beschäftigt, mutmaßlichen Ehebrechern hinterherzuschnüffeln, fremde Leute durch Fenster zu beobachten und ab und an ein bisschen gröbere Sachen durchzuziehen – mal einem die Fresse polieren, dort ein paar Schulden eintreiben, solche Sachen. Ich glaube nicht, dass er über die ganze Sache Bescheid wusste, und deswegen erscheint es mir umso rätselhafter, warum die Hordes gerade ihn

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