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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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nichts von dir, oder?
    – Geht dich nichts an.
    – Okay.
    Wieder Schweigen.
    – Holst du dir jetzt einen runter, oder was?
    – Nein.
    – Dann sag irgendwas. Ist ja gruselig.
    – Okay. Warum bist du abgehauen?
    – Noch mal: Geht dich nichts an.
    – Alles klar.
    Schweigen.
    – Was geht dich das überhaupt an?
    – Gar nichts. Ich will nur, dass du endlich pisst und ich meine Beine wieder ausstrecken kann.
    Sie lacht.
    – Mach nur. Bin schon fertig.
     
    Sie sucht irgendwas in ihrem kleinen Rucksack, wobei sie die Taschenlampe in der Rechten hält, mit der Linken die Tasche durchwühlt und dabei meine Hand hin- und herzerrt.
    – Hat es ausgerechnet meine rechte Hand sein müssen?
    – Hätte ich die andere genommen, müsstest du jetzt rückwärts laufen.
    Sie starrt mich an.
    – Ja, klar. Ganz bestimmt hätte ich das gemacht.
    Unsere Finger berühren sich.
    – Deine Hand ist kalt und schweißig.
    Sie beäugt mich zweifelnd.
    – Du bist doch nicht krank? Ich warne dich. Wenn du mich mit irgendwas ansteckst, werd ich echt stinksauer !
    – Keine Angst, das ist normal bei mir.
    – Toll.
    Ich bin wirklich überall kalt und feucht. Das Vyrus versucht, so viel Energie wie möglich für den großen Showdown aufzusparen. Krank reicht nicht als Ausdruck für diesen Zustand.
    Sie findet das, was sie sucht, unter ein paar Klamotten, einem MP3-Player, Batterien und einer Wasserflasche: Diätschokoriegel. Sie nimmt einen in die Hand und reißt die Verpackung mit den Zähnen auf. Ich beobachte sie.
    – Willst du einen?
    Klar will ich einen. Ich habe schon länger nichts mehr gegessen, und bin daran gewöhnt, zu futtern wie ein Scheunendrescher. Muss ich auch, weil das Vyrus meinen Kreislauf ständig auf Hochtouren hält.
    – Klar.
    – Erdnussbutter, Schoko oder Kokos?
    – Erdnussbutter.
    Sie reicht mir einen Riegel rüber. Wir essen im schwachen Schein der Taschenlampe. Als sie fertig ist, lässt sie das Papier fallen und holt einen neuen aus der Tasche.
    – Also meine Mutter hat dich beauftragt.
    Ich kaue noch ein paar Sekunden. Erdnussbutter war die falsche Entscheidung. Der Riegel ist hart und klebrig. Mein Kiefer schmerzt beim Essen.
    – Hmm.
    – Was hat sie dir erzählt?
    – Dass du abgehauen bist, und dass ich dich finden soll.
    Sie zupft an ihrem Riegel herum, bricht mit den Fingernägeln kleine Stücke des Schokoüberzugs ab und steckt sie sich in den Mund.
    – Hast du auch mit meinem Vater geredet?
    – Ja.
    Sie schnaubt wütend.
    – Uuuuund?
    Ich denke an mein Treffen mit Dr. Dale Horde. Wie lässig er mich runtergeputzt hat, als würde er so was zehnmal am Tag tun. Wie er mich außer Gefecht gesetzt hat, damit Predos Spion meinen Vorrat klauen konnte.
    – Er wollte auch, dass ich dich finde.
    – Na klar.
    Inzwischen hat sie die Hälfte der Schokolade abgekratzt. Die Kokosnussfüllung rührt sie nicht an.
    – Mom sagt, dass er mich ficken will. Das wäre ja mal irgendeine Reaktion. Die meiste Zeit schaut er mich nur komisch an, als wüsste er nicht genau, wo ich überhaupt herkomme. Nur wenn ich eine von meinen Freundinnen zu Besuch habe – dann spielt er den supercoolen Dad. Das nervt extrem.
    – Deswegen bist du abgehauen?
    Ich sollte es eigentlich besser wissen. Solche Fragen über Sachen, die mich nichts angehen, machen alles nur noch schwieriger.
    – Keine Ahnung. Vielleicht, weil meine Mutter dauernd besoffen ist. Oder weil sie mir erzählt hat, dass Dad mich ficken will. Ich glaube, das macht sie eifersüchtig. Vielleicht auch, weil mein Dad so komisch ist, wenn meine Freundinnen da sind. Oder weil ich ein Paar von Moms Ohrringen gestohlen hab. Um mich zu bestrafen hat sie mir meinen Computer weggenommen. Ich musste mich in Dads Büro schleichen. Auf seinem Computer hab ich dann die ganzen Pornofotos gefunden, die Whitney gemacht hat. Ekelig! Also nicht, dass sie die Fotos gemacht hat, sondern dass Dad sie sich angeglotzt hat. Vielleicht bin ich auch abgehauen, weil ich in seinem Schreibtisch Bilder von ihm gefunden hab, wie er gerade Whitney fickt. Kann aber auch sein, dass ich stocksauer auf Whitney war und ihr so richtig in den Arsch treten wollte. Keine Ahnung. Ich bin einfach abgehauen.
    Sie wickelt den verstümmelten Schokoriegel wieder in die Verpackung und steckt ihn in ihren Rucksack zurück.
    – Gott. Ich hasse das. Whitney sagt, dass man fett wird, wenn man nur aus Langeweile isst.
    Sie hebt ihr Che-Guevara-T-Shirt hoch, betrachtet ihren flachen Bauch und kneift hinein.
    –

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