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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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ohne auch nur einen Krümel zu verschwenden. Dann steckte er seinen Kopf noch einmal in den Sack und holte sich alle getrockneten Früchte. Sie schmeckten süß und saftig, obwohl die größten Bissen an seinem Gaumen klebenblieben und der Fuchs sie dann mit seinen Pfoten abkratzen musste, wobei er um sich selbst sprang.
    Dann hörte er einen Pfiff.
    Der Fennek schlüpfte aus dem Beutel, den er gerade plünderte. Er drehte unruhig die Ohren, dann nahm er den Beutel mit den Zähnen und verschwand mit wedelndem Schwanz zwischen den Dünen.

    Als jemand Rokias Hals berührte, riss sie die Augen weit auf.
    »Du lebst also doch noch«, sagte ein Gesicht über ihr, das auf dem Kopf stand. Ein perfektes oranges Oval, mit lebhaften Augen und schwarz angemalten Lippen.
    »Wo bin ich?« Das Mädchen war schlagartig wach und sprang auf.
    Dabei stolperte es über sein Gewand und fiel hin.
    »Wer bist du?«, schrie es das Gesicht an, während es gleichzeitig versuchte, einen klareren Kopf zu bekommen und zu begreifen, was los war.
    Rokia war in der Wüste, es war Nacht, und das Gesicht gehörte zu einem dünnen, hochaufgeschossenen Mann, der es sich zu einer Teufelsfratze bemalt hatte. An den Mundwinkeln hatte er einige kleine schwarze Kreuze gezeichnet, die jeweils in drei weißen Zeichen endeten. Seine Wangen schmückten zwei Kreise aus Punkten, während sich auf dem Nasenrücken eine lange Linie entlangzog, die auf der Stirn wie in Adern eines Blattes auslief. Der Mann trug eine Kopfbedeckung aus untereinander verbundenen kleinen Spiegeln, von der zu beiden Seiten des Gesichtes zwei Ketten aus Muscheln und Perlen herunterhingen. Aus seinen Haaren ragte eine hohe, schwarze Feder hervor.
    Sein Gewand war genauso originell: Unter Dutzenden Ketten aus gelben und roten Steinen, Muscheln und bemalten Holzstücken trug er eine flache Matte, die gerade bis zu den Knöcheln herunterfiel und mit unzähligen verschiedenen geometrischen Mustern in grellen Farben verziert war, dazu eine weiße Schärpe, an der mindestens vier Lederbeutel und ebenso viele Büschel aus weißen Federn hingen.
    »Oooh, bei Amma!«, rief Rokia seufzend nach einem schnellen Blick auf ihn.
    »Eigentlich hättest du jetzt sagen müssen: Vielen Dank, dass du mir das Leben gerettet hast«, verspottete sie der Mann mit dem bemalten Gesicht und ließ dabei seine Stimme weinerlich und unnatürlich hoch wie die eines Mädchens klingen. »Oder: O Geist der Wüste, ohne deine Hilfe wäre ich hier gestorben.«
    Rokia sah sich um: Über einem kleinen Feuer hingen einige Kupfertöpfchen. Neben einem amarantroten Zelt knieten zwei Dromedare im Sand und bewachten es. Und dann … was war das denn? Ein Berg aus Koffern, verschlossenen Truhen, Körben und Behältern in allen Größen und Formen, die dort kunterbunt aufeinanderlagen und eine Art Schutzmauer zwischen diesem Platz und der übrigen Wüste bildeten.
    »Wo bin ich?«, fragte Rokia noch einmal.
    »Pah, Kinder!«, meinte der Mann abfällig und spuckte auf den Boden. »Die bringen nicht einmal ein Wort der Dankbarkeit über die Lippen.« Dann drehte er ihr den Rücken zu, wobei seine lächerliche Kopfbedeckung mit den Spiegeln klirrte, und kontrollierte einen nach dem anderen die Töpfchen auf dem Feuer. »Du bist eben in meinem Lager!«
    Rokia stieg jetzt der stechende Geruch von brennendem Dung in die Nase und der zarte Duft von kochenden Teeblättern. Sie sah sich den Unbekannten näher an und kam zu dem Schluss, dass er höchstens zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt sein konnte. Sie merkte, dass ihr der Kopf weh tat, dabei erinnerte sie sich an den Sturz von der Düne, den langen Fall hinunter und dann … dann erinnerte sie sich an nichts mehr, bis zu dem Moment, als sich dieses beunruhigende Gesicht auf dem Kopf stehend über sie gebeugt hatte.
    »Du redest ja mehr, wenn du schläfst, als wenn du wach bist«, meinte der Unbekannte kichernd und nahm einen der Töpfe vom Feuer.
    »Ich habe im Schlaf geredet?«
    »Und wie!« Er wühlte in dem Kram, der um das Feuer herumlag, holte zwei angeschlagene Tassen hervor und goss das Gebräu hinein, das er gekocht hatte.
    »Und was habe ich gesagt?«, fragte Rokia.
    »Nimm das und pass auf: Es ist heiß!«, sagte der Mann und hielt ihr eine der beiden Tassen hin. Dann setzte er sich im Schneidersitz in den Sand und nippte mit gleichgültigem Gesichtsausdruck an seinem Tee. »Ach, nichts Besonderes.«
    Rokia umklammerte ihre heiße Tasse mit den Händen und merkte, wie

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