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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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Dromedare, »kann es auch zwei dauern.«
    »Wie kommt das?«
    »Weil es zwei ganz besondere Tiere sind. Sie laufen höchstens vier oder fünf Stunden am Tag und dann … Schluss! Sogar ein Hogon würde die beiden nicht zum Weitergehen bringen!«
    »Zwei Wochen!«, rief Rokia aus und schaute hinaus in die Dunkelheit, in die Richtung, die Ayad ihr gezeigt hatte. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit ist!«
    »Noch weiter. Du musst schließlich ganz an den Rand der Wüste, bis du zu dem Fluss Niger kommst.«
    »Dann liegt die Stadt aus Sand gar nicht mitten in der Wüste?«
    Ayads Gesicht legte sich in nachdenkliche Falten: »Na ja, also, nein. Natürlich liegt sie nicht mitten in der Wüste. Wie sollte man dort leben? Ohne den Niger könnte es dort keinen Ort für Menschen geben.«
    »Ist er sehr groß?«
    Ayad bewegte sich, dass seine Halsketten rasselten: »Wen meinst du, den Niger oder den Ort?«
    »Den Ort natürlich. Ist er größer als Tamanè?«
    Der Mann schüttelte den Kopf und sah den Fennek an: »Kennen wir Tamanè?«
    Der Fuchs knurrte leise.
    »Nein«, bestätigte Ayad. »Was ist das? Ein Dorf?«
    »Mein Großvater sagt, es sei eine Stadt.«
    »Na, dann wird es wohl ungefähr so sein wie die Stadt aus Sand.«
    »Bist du schon jemals dort gewesen?«
    »Wo, in Tamanè oder in der Stadt aus Sand?«
    »In der Stadt aus Sand.«
    Der Fennek knurrte wieder.
    »Hör endlich auf!«, beschimpfte Ayad ihn und gab ihm einen Klaps hinter die Ohren. Dann erklärte er: »Raogo hasst die Stadt, er muss dort viel gelitten haben. Ich habe ihn in einer schmutzigen Gasse zwischen dem Gasthaus Zum Rosafarbenen Stein und dem Markt gefunden. Und es gefällt ihm überhaupt nicht, dass wir dorthin zurückkehren.«
    »Hast du wirklich zurückkehren gesagt? Bedeutet das etwa, dass auch du zur Stadt aus Sand unterwegs bist?«
    Ayad verdrehte die Augen, als hätte sie ihn ertappt: »Was meinst du? Aber sicher! Natürlich wollen wir in die Stadt aus Sand! Wo sollte man denn sonst hinwollen, wenn man hier in der Wüste ist?«
    »Und was habt ihr dort vor?«
    »Ach … wir … wir … sind … so was wie Händler. Wir handeln mit Kopfbedeckungen«, meinte Ayad und nahm seine Mütze mit den Spiegeln ab, die ihm schief über der Stirn gehangen hatte, und zeigte sie dem Mädchen. »So was wie das da, siehst du? In diesen Koffern habe ich Dutzende davon. Und dann habe ich Puppen aus Glas, verzierte Schächtelchen und Fläschchen mit seltenen Essenzen. Ich habe Töpfe und Deckel für alles, was du dir zubereiten möchtest. Seidentaschentücher, Messer aus Madagaskar und zwei echte schwarz-weiße, handgenähte Fußbälle aus Indien.«
    »Dann bist du also ein Tablier «, stellte Rokia fest.
    »Einer von den besten, kleines Mädchen«, antwortete Ayad, während sich Raogo respektlos auf den Rücken in den Sand schmiss und den Bauch in die Luft streckte.
    »Einer der besten. Und ich bin nicht nur ein Tablier  … sondern auch ein ausgezeichneter Koch.«
    Bei diesen Worten knurrte Rokias Magen laut: »Entschuldigt bitte!«
    »Das macht doch nichts«, winkte Ayad ab und ging zu einem zweiten Topf auf dem Feuer.
    Wenige Minuten später servierte ihnen Ayad eine Brühe, in der einige gummiartige, runde Stücke weißes Fleisch schwammen. Die hölzernen Suppenlöffel hatten viele Löcher, und die Brühe schmeckte wie abgestandenes Brackwasser, durch das man eine Herde Warzenschweine getrieben hatte.
    »Ausgezeichnet!«, log Rokia, die so hungrig war, dass sie wohl alles gegessen hätte. »Was ist das?«
    » Néré -Soße mit … Schlange!«, antwortete Ayad, der mit offenem Mund kaute.

    Die schwarzen Geier zogen hoch am Himmel vorbei.
    Auch in dieser Nacht flogen sie über das Dorf hinweg.
    Setuké hörte auf, seinen Schutzzauber zu singen, und legte das Rombo auf den Boden. In seiner Hand zeichneten sich blutige Abdrücke ab, sein Mund war trocken und die Lippen aufgesprungen.
    Er war schrecklich erschöpft.
    Der Hogon lehnte den Kopf gegen den Stamm des großen Baobabs und seufzte. Wieder hatte er die Kraft gefunden, sie fernzuhalten.
    Doch wie lange würde ihm das noch gelingen?
    Sobald er sich ein wenig entspannte, musste er sofort an Matuké denken.
    Sein Bruder lag im Sterben.
    Seit drei Tagen verweigerte sein Körper Nahrung und Wasser. Sein Gesicht war eingefallen, die Augen gerötet, Arme und Beine ausgetrocknet wie kraftlose Zweige.
    Jeden Tag setzte sich Setuké neben sein Bett und verbrauchte einen guten Teil seiner Energie

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