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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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Nordwesten wehte eine leichte Brise des Harmattan . Im Lager brannte prasselnd ein Feuer, und köstliche Düfte stiegen aus einem Kupfertopf auf.
    »Bin ich etwa gestorben?«, fragte sich Ayad, der vorsichtshalber an ein Leben nach dem Tod glaubte. »Oder bin ich nur verrückt geworden?«
    Er kroch aus dem Zelt.
    Rokia hockte in der Nähe des Feuers und warf Raogo, der neben ihr ausgestreckt auf dem Boden lag, kleine Brocken zu. Der Fennek schien ihr gegenüber jedes Misstrauen verloren zu haben und ließ sich hinter den Ohren kraulen.
    »Na, du bist mir ja ein treues Tier!«, meinte der Händler sarkastisch mit einem Anflug von Eifersucht.
    »Hallo, Ayad«, begrüßte Rokia ihn.
    Raogo legte sich auf den Rücken und streckte die Beine in die Luft.
    »Was ist denn hier los?«, fragte der Tablier gähnend. Dann näherte er sich dem Feuer und vertrieb Raogo, nicht etwa aus Bosheit, er wollte ihn nur erinnern, dass er sich nicht so sehr mit ihrer Ware anfreunden sollte.
    »Ich habe mir gedacht, du würdest gern mal ein bisschen Tô aus Fingerhirse mit einer Soße aus Oseille essen.«
    » Tô aus Fingerhirse? Wie hast du das denn gemacht?«
    »Ach, das ist doch nichts Besonderes …« Rokia kostete die Spitze eines Blattes, um festzustellen, ob das Essen gar war. »Ich habe eine Handvoll Oseille -Blätter in einer Truhe gefunden, drei Möhren, eine halbe Zwiebel, die noch gut war, süßen Pfeffer, Mehl aus Fingerhirse und Gewürze in diesem grünen Sack dort … dazu habe ich Knoblauch getan, Karité -Butter und …«
    Ayad setzte sich neben das Feuer. Er wirkte völlig verblüfft. »Großartig. Unglaublich. Also, ich wollte sagen … ich kann natürlich auch ein ausgezeichnetes Tô kochen, aber … aber ich hätte nicht gedacht, dass man … mit den paar Zutaten …«
    So oft wie er die Soße anstarrte und dabei schluckte, war völlig klar, dass er schon sehr lange nichts ordentlich Gekochtes gegessen hatte.
    »Das riecht ausgezeichnet!«, erklärte er abschließend.
    Rokia reichte ihm eine gutgefüllte Schüssel. »Hoffen wir, dass es auch so gut schmeckt!«
    Ayad nahm die Schüssel so behutsam, als wäre sie eine Reliquie.
    »Egal, wie es schmeckt!«, sagte er barsch. »Wir Männer der Wüste sind gewöhnt, alles zu essen.«
    Das Essen stellte sich als so gut heraus, dass Ayad einen Großteil seiner Gesichtsbemalung verwischte, als er versuchte, auch noch die letzten Tropfen aus dem Topf zu lecken. Danach legte er sich zufrieden auf den Rücken und verschränkte die Hände über dem Bauchnabel. »Wunderbar!«, meinte er.
    Dann sprang er plötzlich auf und sagte: »Jetzt fehlt nur noch … eine letzte Kleinigkeit …«
    Er beendete den Satz nicht und fing an, in seinen Truhen zu wühlen, wobei er jammerte: »Wo habe ich sie hingetan? Aber … sie war hier … ich erinnere mich ganz genau. Raogo, weißt du, wo ich sie hingetan habe?«
    Doch statt eine Antwort zu geben, war der Fennek aus dem Lager verschwunden. Rokia begann aufzuräumen.
    Am Ende seiner Suche hatte Ayad schließlich aus seinem Gepäck ein Saiteninstrument gefischt, dessen Korpus aus einem Stück Bambusrohr bestand, und fing an, darauf mit einer gewissen Geschicklichkeit herumzuzupfen.
    »Es geht doch nichts über ein schönes Lied, um den Abend zu beschließen, meinst du nicht?«
    Rokia war absolut seiner Meinung. Sie fühlte, wie ihr Herz sich weitete, und war ihm dankbar für diese Überraschung. Doch die beiden Dromedare zischten drohend.
    Ayad ließ sich feierlich neben dem Feuer nieder. Die Glut erwärmte seine Wangen und beleuchtete die verwischten Stammesornamente auf seinem Gesicht.
    »Ehem!«, räusperte er sich, was bei den Dromedaren einige Unruhe auslöste.
    Dann glitten die Hände des schlitzohrigen Tablier blitzschnell über die Saiten. Für einen Moment sah man in der Ferne Raogos spitze Ohren hinter einer kobaltblauen Düne auftauchen, doch als Ayad zu singen begann, verschwanden sie rasch wieder.
    Und Rokia begriff sehr bald, warum.
    »Hat es dir gefallen?«, fragte Ayad, nachdem er sein Lied mit einigen perlenden Tönen ausklingen ließ.
    Rokia brachte nicht mehr heraus als: »Hmm.«
    Dann legte Ayad das Instrument aus Bambusrohr auf den Boden und nahm einen tiefen Atemzug, während er sich selbstgefällig umsah, als gehörte die ganze Wüste ihm. Und fachte die Glut mit den Fersen an: »Nicht übel, was?«
    »Soll ich ehrlich sein?«, fragte ihn das Mädchen.
    Ayad zog die Nase hoch und atmete hörbar ein.
    »Was willst du

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