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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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hast dir die Seife direkt auf deine Bemalung gestrichen?«, fragte Rokia ihn.
    Ayad erstarrte wie ein Priester, der auf dem Höhepunkt seines heiligen Rituals unterbrochen wird. Dann wies er mit dem schmutzigen Rasiermesser auf die Töpfe über dem Feuer und sagte zu ihr: »Hör gut zu, Mädchen. Hier in diesem Lager darfst du über alles frei reden außer über meinen Bart. Ich rasiere mich seit fünfzehn Jahren jeden Morgen so. Und ich mag es genau so.«
    »Wie du meinst, Ayad«, sagte Rokia entschuldigend.
    »Und jetzt sei ein braves Mädchen und mach Wasser heiß.«
    Der Händler rasierte sich weiter, als wäre nichts gewesen, aber er beobachtete Rokia im Spiegel und ließ sie nicht aus den Augen. »Jeden Tag ein neues Geschäft! Ein neues Geschäft …«
    Als das Mädchen weit genug entfernt war, rief Ayad den Fennek mit einem Pfiff zu sich. Er kraulte ihn hinter den Ohren und flüsterte ihm zu: »Auf dem Sklavenmarkt in der Stadt aus Sand wird sich dieses Mädchen als eine Goldmine erweisen. Aber du musst sie im Auge behalten, verstehst du? Sie darf dir auf keinen Fall entkommen …«
    Ayad nahm eine Pfote des Fuchses und tastete sie sorgfältig ab. »Wir haben noch einige Tage Zeit, damit sie etwas zunimmt und wieder passabel aussieht … und dann werden wir uns … mit dem, was wir aus dem Verkauf erlösen … zur Ruhe setzen und unser Leben genießen, mein Lieber!«
    Der Fennek jaulte zustimmend und lief mit wedelndem Schwanz zu Rokia. Ayad stand mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht auf.
    Und zwinkerte seinem Spiegelbild zu.
    Dann wusch er sich mit ein wenig Wasser den restlichen Rasierschaum ab und machte sich über sein Frühstück her.

    »Ohne all diese Punkte und Kreise auf deinem Gesicht siehst du besser aus«, sagte Rokia zu Ayad.
    »Findest du? Für meinen Stamm sind die Bemalungen völlig normal. Dieser Zwieback ist nicht übel, stimmt's?«
    Ayad hatte aus einer Truhe, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammen musste, eingeschweißten Militärproviant der Deutschen herausgeholt. Und stippte den Zwieback in ein Gebräu aus heißem Wasser und Kamelmilch.
    »Wirklich knusprig«, stimmte Rokia zu, die alle zwei Bissen einen heimlich an Raogo abgab, der ganz in ihrer Nähe wie eine Sphinx dalag.
    Ayad nickte, trank den letzten Schluck und stand auf. »Wir sollten aufbrechen«, sagte er. »Los! Wenn ich dich bis zur Stadt aus Sand mitnehmen soll, dann hilf mir jetzt, diese beiden Viecher zu beladen!«
    »Ja, gern«, antwortete Rokia.
    In der nächsten halben Stunde erklärte Ayad Rokia, in welcher Reihenfolge sie den gesamten Lagerbestand auf die Dromedare laden sollte, während er vor dem Spiegel stand und sich routiniert das Gesicht bemalte. Die letzten drei Truhen, die aufgeladen werden sollten, waren die drei, auf denen der Rasierspiegel immer noch ein wenig wackelig stand.
    »Fertig, na also!«, beglückwünschte sich Ayad, nachdem alles aufgeladen war. »Wir haben wirklich gute Arbeit geleistet!«
    Rokia hatte zwar keine Einwände gegen Ayads Fähigkeiten, doch begriff sie den grundsätzlichen Sinn seiner Anordnung nicht. Nach seinen Befehlen war eines der Dromedare im Übermaß beladen, während das andere nur Ayads Sattel trug, einen geschmacklosen Sonnenschirm mit Straußenfedern und einige Körbe mit Essen sowie unter dem Bauch eine seltsame Hängematte.
    Rokia versuchte, Ayad darauf aufmerksam zu machen.
    »Ach, Unsinn«, antwortete der und schwang sich in den Sattel. »Brechen wir auf! Vorwärts, Monet!«
    Als er mit der Peitsche knallte, stand das Dromedar Monet schwankend auf und setzte sich dann leichtfüßig in Bewegung. Das andere Dromedar kam nur mühsam hoch, wobei die Truhen gegeneinanderkrachten und seine Knie vor Anstrengung knackten.
    »Manet, alter Bursche, kriegst du vielleicht endlich mal deinen Hintern hoch«, beschimpfte ihn Ayad vom Sattel des anderen Dromedars aus. Als sich auch Manet schließlich schwerfällig wankend auf den Weg machte, beugte sich Ayad zu Rokia hinunter, die nicht mit aufgestiegen war, und streckte ihr die Hand hin. Rokia lief ein wenig neben dem Dromedar her, ergriff Ayads Hand, rammte ihre Füße in die Rippen des Tiers und hievte sich so hoch in den Sattel.
    Raogo trottete noch ein Stückchen neben ihnen her, dann suchte er sich sorgfältig einen geeigneten Moment aus, in dem er zwischen Monets Beinen hindurchschlüpfen konnte, und machte es sich in der Hängematte unter dessen Bauch bequem.

    Nach ungefähr einer Stunde Marsch erreichten sie

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