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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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folgte. »Jetzt verstehe ich, warum er nichts davon hören möchte. Was wohl in diesem Palast geschieht?«
    »Was auch immer dort geschieht, ich werde keinen Fuß hineinsetzen. Und du auch nicht«, meinte Ayad und fügte in Gedanken hinzu: Auch weil ich dich morgen schon an Ubalebe, den Sklavenhändler, verkauft haben werde. Und danach werde ich ein schönes, gut vergorenes Dolo trinken.

    Als sie Rast machten, kochte Rokia einen ausgezeichneten Couscous aus Fonio . Die Landschaft hatte sich zum Teil verändert. Die endlosen, einförmigen Sanddünen wurden jetzt hier und da von rissigem Gestein und spärlichem dornigen Gestrüpp unterbrochen, das hier niedrig und flach wuchs, um dem Wind standhalten zu können.
    »Wie weit ist es noch in die Stadt?«, fragte das Mädchen und gab Raogo etwas ab.
    »Wir werden morgen früh ankommen«, verkündete ihr Ayad, bevor er schlafen ging. »So in etwa …«
    Endlich!
    Rokia lächelte ihn an. »Danke, Ayad. Ohne dich hätte ich es nie geschafft.«
    Der Händler brummte irgendeine undeutliche Antwort und dann winkte er ihr sichtlich verlegen einen Gutenachtgruß zu.
    Während das Mädchen das Zelt hinter sich schloss, lief der Bororo nachdenklich durch das Lager. Er setzte sich auf einen noch warmen Stein, schaute nach, ob sich darunter keine unangenehmen Überraschungen verbargen, schließlich legte er sich hin, die Arme im Nacken verschränkt, und tauchte mit den Augen tief in den mit Sternen übersäten Himmel ein.
    Raogo kuschelte sich in seine Armbeuge und legte ihm die Schnauze auf den Bauch.
    So blieben sie lange liegen und hingen irgendwelchen komplizierten Gedanken nach.
    »Weißt du was?«, sagte Ayad schließlich. »Ein wenig tut es mir doch leid.«
    Raogo winselte.
    »Ja, sie ist so unterhaltsam und sympathisch.«
    Raogo winselte noch einmal.
    »Stimmt. Außerdem kocht sie wirklich gut. Es ist doch schade, mit ihr zu Ubalebe zu gehen. Meinst du nicht?«
    Beide versuchten, eine Antwort in den Sternen zu finden.
    »Nicht immer ist der erste Einfall auch der beste«, nahm Ayad das Gespräch wieder auf. »Letzten Endes wollte ich nicht einmal in die Stadt aus Sand. Aber wenigstens haben wir sie nicht fesseln oder mit Gewalt zum Mitkommen zwingen müssen. Wir wollten alle in die gleiche Richtung, was für ein glücklicher Zufall … Aber jetzt … nach all diesen Tagen … ach, ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, sie an Ubalebe zu verkaufen.«
    Raogo winselte zum dritten Mal.
    »Was hast du denn verstanden?«
    Ayad wälzte sich auf die Seite und kraulte den Fennek hinter den Ohren.
    »Ich glaube langsam, dass sie an einen Wilden wie Ubalebe verschwendet wäre. Vielleicht sollten wir sie zu Samun Goldzahn bringen und das Doppelte verlangen!«
    Raogo knurrte leise.
    »Du magst Samun nicht, was?«
    Der Fennek schüttelte die kraulende Hand seines Herrn ab.
    »Du meinst, wir sollten sie gar nicht verkaufen«, interpretierte er seinen Fuchs. Dann sagte er nichts mehr. Er drehte sich wieder auf den Rücken, um die Sterne zu betrachten, und nach einer Weile erklärte er: »Wie auch immer, das entscheiden wir morgen.«

DER GEIER
    Zweihundert Schritt vom Dorf entfernt aß Inogo gerade seinen dritten kleinen Kloß aus Hirse mit Honig, die Zouley für ihn gemacht hatte, und blickte zu dem Baum auf, in dem er normalerweise sein Essen versteckte.
    Gerade hatte sich auf dessen höchsten Zweigen ein Geier niedergelassen.
    Ein schwarzer Geier.
    Inogo hatte noch nie einen so großen Vogel gesehen. Er hatte zwei Riesenflügel, einen langen, kahlen Hals, einen Hakenschnabel und diese Augen …
    Der Junge packte seinen Speer und schaute genauer zwischen den Zweigen nach.
    Vielleicht hatte er sich ja geirrt.
    Aber nein, er hatte ganz richtig gesehen.
    Die Augen dieses Vogels waren tiefschwarz. Und sie starrten ihn an.
    »Und jetzt?«, sprach er ihn mit der Unbekümmertheit eines Neunjährigen an. »Ja, ich meine dich. Warum siehst du mich so an?«
    Er hob einen Stein auf und warf ihn nach dem Geier. Der Stein prallte zwischen den Zweigen ab, ohne dass er jedoch den Geier erschreckte, der nun sogar die Flügel ausbreitete und krächzte, worauf sich bei Inogo die Haare im Nacken sträubten.
    Mit ausgebreiteten Flügeln wirkte der Vogel noch riesiger.
    Inogo schätzte ab, wie weit es von ihm zur Palisade war, doch er zwang sich, die Situation in Würde anzugehen. »Es ist doch bloß ein Tier. Ein blödes, riesiges Tier.«
    Sein Vater hatte ihm beigebracht, je größer ein

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