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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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kürzeste, aber dann hätte Rokia nicht unbemerkt aufspringen können: Die Äffchen hätten sie bestimmt bemerkt. Wenn sie sich dagegen zwischen den Kletterpflanzen verstecken und dann von hinten auf den klapprigen Transporter aufspringen könnte …
    In der Mitte des Platzes hing der Wasserfall aus geschmolzenem und wieder gehärtetem Wachs schwer von der Umrandung der Pagode herab, auf der immer noch die letzten Kerzenstumpen brannten.
    Baawa war nun praktisch fertig.
    Da hob Rokia einen Kiesel auf und zielte damit auf die Wachsmasse.
    Tok!, machte der Kiesel und löste einen Wachsstalaktiten ab, der auf dem Boden zerschellte.
    Baawa zuckte sofort zusammen, und die beiden Äffchen rasten wie verrückt geworden aus dem Auto.
    Rokia lächelte: Der Weg mitten über den Platz kam schon mal nicht mehr in Frage.
    Baawa betrachtete nachdenklich den Wachsblock auf dem Pflaster, fasste sich mehrmals an die Nase, als ob er entscheiden müsste, was nun zu tun sei, dann machte er sich daran, langsam einmal den Platz im Uhrzeigersinn zu umrunden, wobei er ab und an stehen blieb, um sich prüfend umzublicken.
    Rokia lächelte wieder: Der Trödler lenkte das Nashorn und das gepanzerte Fahrzeug genau in ihre Richtung.
    Auf Zehenspitzen drückte sie sich tiefer in die Kletterpflanzen und betete, dass sie nicht auffiel. Baawa kam näher, lief nicht ganz drei Schritte entfernt an ihr vorbei. Und ging weiter. Rokia presste sich dicht zwischen die Stämme und die grünen Blätter, aber auch das Nashorn zog an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Dann rollte der Transporter quietschend an ihr vorüber. Die Motorhaube mit den Sternchen der UNO , der Fahrgastraum mit den groben Klemmen für das Zuggeschirr, die Ladefläche …
    Rokia machte sich bereit. Sie musste schnell sein, wie sonst, wenn sie den Ziegenbock austricksen wollte, der die Dorfstraße bewachte. Das Mädchen schaute sich noch einmal kurz um und vergewisserte sich, dass die Äffchen immer noch weit genug entfernt waren. Dann warf sie noch einen Kieselstein gegen eine Hausfassade, und als sie den Aufprall hörte, wagte sie sich aus der Deckung und machte sich zum Sprung auf das gepanzerte Fahrzeug bereit.
    Baawa war einen Moment stehen geblieben und sah nach, woher das Geräusch gekommen war. Inzwischen schlüpfte Rokia hinter das Auto, machte einen Satz und fand sich im Wageninnern wieder.
    Ob sie mich wohl gesehen haben?, dachte sie und glitt auf den Boden des alten Transporters.
    Dann fuhr das Fahrzeug mit dem verrosteten Rahmen und den platten Reifen wieder an.
    Rokia rollte sich im Stroh zwischen den untersten Körben zusammen.

    Das gepanzerte Fahrzeug erreichte das Tor.
    Rokia achtete auf jedes Geräusch. Sie hörte, wie die beiden Äffchen zurückkamen, wie Baawa mit den Schlüsseln herumhantierte, wie sich die großen Torflügel langsam öffneten, das Nashorn schnaubend vorwärtstrottete und schließlich, wie Baawa ihm den Befehl gab, stehen zu bleiben, damit er das Tor schließen konnte.
    Plötzlich war sie von Dunkelheit umgeben. Rokia beglückwünschte sich zu ihrem guten Einfall. Der Transporter holperte langsam vorwärts, und bei jedem Rumpeln der Karosserie wurde sie gegen eine scharfe Kante geschleudert. Die Strohpolsterung der Körbe schien nur dazu zu dienen, sie in der Nase zu kitzeln und zum Niesen zu bringen.
    Als sie sich vom Tor entfernten, hörte sie neben dem Schnauben des Nashorns und dem Rollen der Räder nur noch das zänkische Geschnatter der beiden Äffchen, die Baawa vergebens zu beruhigen versuchte.
    »Ruhig! Ruhig!«, flüsterte der Trödler und zog an den Zügeln, bis das gepanzerte Fahrzeug stehen blieb. Rokia hörte, wie er um es herumlief. Und dann weitere Schritte.
    Das waren die Wachen des Fürsten, die den Wagen kontrollierten. In der Dunkelheit sah ihre Kleidung tiefschwarz aus. Baawa sagte etwas, das das Mädchen nicht verstehen konnte, dann spürte sie, wie sich der Fahrzeugrahmen zur Seite neigte und begriff, dass eine der Wachen in den Wagen geklettert war.
    Rokia hielt den Atem an.
    In die hinterste Ecke gekauert, hörte sie, wie der Soldat den Holztisch hochhob, und sah seine Stiefel, die sich zwischen den Körben bewegten. Ab und zu stieß er seinen gebogenen Speer zur Kontrolle in die Ladung.
    Rokia schloss die Augen.
    Draußen vor dem Auto schrie eines der Äffchen auf, und Baawa brüllte: »Die Ärm zsch te! Ihr habt zsch ie er zsch reckt!«
    Daraufhin beendete die Wache auf dem Transporter hastig ihre Inspektion und stieg

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