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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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verdüsterte sich. Er beugte sich vor, um seinen Reisebeutel aufzuheben, damit er Ogoibélou und Serou helfen konnte, die letzten Gewehre ins Dorf zu tragen, als er bemerkte, dass Inogo zu ihm zurückgekehrt war.
    »Ich muss dir noch eine letzte Frage stellen, Setuké«, sagte der Junge zu ihm. »Wie lautet der wahre Name des Roten Kindes?«
    Das Gesicht des Hogon entspannte sich nun, als hätte Inogo mit dieser Frage die Prüfung bestanden, der er ihn gerade heimlich unterzogen hatte.
    Ja, dachte Setuké. Er hatte den richtigen Jungen ausgewählt, um diese Geschichte zu bewahren.
    »Er lautet Sanagò«, antwortete er.
    »Und warum fürchtet er sich davor?«
    »Weil er ihn an die Zeit erinnert, als er selbst ein Kind war. Und weil er Angst davor hat, noch Gefühle zu haben.«
    Gefühle.
    Das Öl des Blutes.

DER BAUM
    Jetzt zitterten sogar ihre Strohhüte.
    Die beiden Wachen verbeugten sich tief vor dem Fürsten, ein Knie auf die Teppiche gestützt, ihre Krummspeere neben sich. Sie hielten den Kopf nach vorne gesenkt, damit sie weder ihren Herrn noch die blauen Fläschchen ansehen mussten, die vor ihnen auf der Erde lagen.
    »Nun?«, fragte der Fürst. »Habt ihr sie gefunden?«
    Die beiden Wachen schüttelten langsam den Kopf.
    »Wie ist das möglich?«, schrie Sanagò und streckte seine knochigen Hände zur Decke. Sein Gesicht erstarrte zu einer Maske aus Stein.
    »Hundert Wachen sind nicht in der Lage, einen winzigen Fuchs zu fangen?«
    Eine der Wachen senkte den Speer.
    Das Gewand des Fürsten fing an zu knistern wie brennendes Stroh. »Durch das Tor entkommen, sagt ihr? In die Stadt? Worauf wartet ihr dann noch? Fangt alle Füchse in der Stadt! Setzt eine Belohnung aus! Durchsucht jede Straße, jedes Haus, jeden Winkel! Ich will sie hierhaben! Hier! Bei mir!«
    Der Fürst richtete sich kerzengerade auf wie ein kampfbereiter Skorpion.
    »Worauf wartet ihr noch? Geht!«
    Die Wachen machten Anstalten, sich zu entfernen.
    »Wartet!«, rief Sanagò sie an der Tür zurück. Er zeigte auf die beiden Ampullen auf den Teppichen. »Nehmt eure Gefährten mit und werft sie zum Trödler hinab. Und macht schnell! Los! Es ist keine Zeit zu verlieren!«
    Die Wachen eilten davon.

    Als Sanagò allein zurückblieb, schüttelte er den Kopf. Er fühlte sich erschöpft. Es war ein sehr langer Tag gewesen. Sehr anstrengend.
    Und ungewöhnlich.
    Er verließ das Zimmer mit den Teppichen, ging an ein Fenster und schaute in den Innenhof seines Palastes hinab.
    Dass dieses Mädchen hier aufgetaucht war und dann auch noch seinen früheren Namen kannte, konnte kein reiner Zufall sein.
    Diese Kleine war gekommen, weil sie ihn um die Seele ihres Großvaters bitten wollte.
    Und wenn es wirklich seine Seele war?
    Matukés Seele?
    Allein von der Vorstellung wurde Sanagò schwindelig. Er taumelte erschöpft, stützte sich auf die Brüstung und schaute sich schnell um, um sich zu vergewissern, dass keine der Wachen etwas davon mitbekommen hatte. Dann starrte er lange auf den Baobab und sagte: »Wir werden sie bald finden. Und dann ist alles vorbei. Schscht!« , fügte er hinzu, wie um den auffrischenden Wind zu besänftigen. » Schscht , alter Mann. Kehr zurück in dein stilles Grab. Es ist nichts geschehen.«
    Aber tief im Innern quälte ihn eine Frage, die ihn bei jedem Schritt durchbohrte.
    Wie war dieses Mädchen bloß hereingekommen?
    Und wie hatte sie es geschafft, wieder zu verschwinden?
    Jetzt benötigte Sanagò Kraft und einen klaren Verstand. Er legte die Hand an den Gürtel, an dem er normalerweise die Glasfläschchen trug, und zog einen großen schweren Bund verrosteter Schlüssel hervor.
    Auf seinen dürren Beinen stakste er zurück über den Flur und ging zu der Wendeltreppe, die hinab bis unter die Erde führte. Müde schlurfte er über die Stufen und stützte sich an den Rillen ab, die er im Laufe der Jahre in die Wand gegraben hatte. Von Schmerzen gebeutelt, ging er die Treppe hinunter, während seine Beine sich zitternd bemühten, nicht nachzugeben, und seine Knie gequält aufschrien, da sie sich mit den Jahren entzündet hatten. Doch das war ein notwendiges Übel, dachte er, wenn man die Zeit besiegen wollte.
    Er stöhnte auf, als er das Ende der Treppe erreichte. Der Schlüsselbund klirrte in seinen Händen. Ohne hinzusehen, griff er gleich nach dem richtigen Schlüssel. Damit ging er zu der schwarzen Tür aus Eisen, beugte sich vor und tastete nach dem Schloss. Er drehte dreimal mit aller Kraft den Schlüssel darin um, dass es

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