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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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sich endlose Mauern und Wände entlangschlängelte, sich in nutzlosen Nischen auflöste, sich an erloschenen Feuerbecken festklammerte, Treppen hinauf- und hinabglitt, die noch nie jemand hinauf- oder hinabgestiegen war.
    Wohin gehe ich eigentlich?, fragte sich Rokia, doch sie konnte sich diese Frage nicht beantworten.
    Sie wusste es nicht. Sie floh, das war alles. Von einem Zimmer ins andere, nur weg von dem Lockruf des Fürsten und seinem merkwürdigen Lied.
    Als sie meinte, dass sie ihn endgültig nicht mehr hören konnte, lehnte sie sich erschöpft an eine Wand, ließ sich zu Boden gleiten und vergrub ihren Kopf in den Händen. Sie musste sich erst einmal beruhigen. Wie hatte sie nur annehmen können, dass es so einfach sein würde, dass sie nur hier hereinspazieren müsste und um die Seele ihres Großvaters bitten könnte? Wie dumm war sie doch gewesen, hierherzukommen, um mit Sanagò zu reden! Sie hatte Matukés Seele nicht gefunden, und dazu hatte sie sich auch noch in diesem grauenhaften Palast verlaufen, in dem sie sich nun versteckte wie ein Mäuschen in einem Kornspeicher.
    Sie streckte ihre Beine von sich, atmete im Schutz der Dunkelheit tief durch und dachte dabei an ihr Dorf, an ihre Brüder und Aotyé, wie sie Mäuse gejagt hatten. Traurig musste sie lächeln. Sie würde sie nach ihrem schrecklichen Abenteuer wohl nie mehr wiedersehen!
    Rokia stützte ihre Hände auf die Teppiche, die den Boden bedeckten.
    Jetzt hatte sie nur noch einen Wunsch, sie wollte hier raus.
    Sie war dankbar für diese Stille und diese Dunkelheit, die ihr zum ersten Mal, seit sie in den Palast eingedrungen war, einen gewissen tröstlichen Schutz zu bieten schien.
    Die Dunkelheit war voller Gedanken, sagte ihr Großvater immer. Und sie musste dringend nachdenken.
    Wie konnte sie hier hinausgelangen? Durch das große Tor? Unmöglich. Über die Mauern? Da könnte sie sich auch gleich ins Feuer stürzen. Zurück zum Elefanten und den Schacht wieder hinabklettern, der zu Baawa führte? Und dann? Wenn sie bei Baawa war? Wie sollte sie das Tor öffnen, das zu dem verborgenen Platz führte?
    Vielleicht konnte sie sich ja aus einem der drei hohen, schmalen Fenster dieses Zimmers herablassen. Sie konnte sich ein Seil aus den Vorhängen drehen, die sie zuvor in einem Raum gesehen hatte. Oder all die Teppiche hinauswerfen und dann auf eine weiche Landung hoffen.
    Um sie herum lagen viele Teppiche.
    Und da waren drei hohe, schmale Fenster, durch die ein Streifen Nachtlicht hereinfiel.
    Drei hohe und schmale Fenster.
    Teppiche.
    Und eine tiefe Stille.
    Eine Stille, die beinahe körperlich wirkte.
    Und die ihr allmählich Angst einjagte.
    Rokia kniff die Augen zusammen und glaubte, die riesigen dunklen Umrisse eines großen Möbelstücks zu erkennen. Eine hohe Silhouette, die bis zur Decke reichte. Gebogen.
    Rokias Herz klopfte schneller.
    Das sah aus wie der Thron des Fürsten.
    Sie stand langsam auf. Tastete mit den Händen die Wände hinter sich ab. Sie waren mit Samt überzogen.
    Blauem Samt, hätte sie gesagt.
    Einem Samt so blau wie die Nacht.
    Warum hörte sie keinen Laut?
    Plötzlich bestürmten sie schreckliche Zweifel.
    War sie etwa wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt?
    Dieses Lied …
    … war wie der Lärm im Kornspeicher, mit dem man die Mäuse nach draußen trieb …
    … war es etwa nur eine Falle, um sie zurückzutreiben, direkt … in seine Arme?
    Aus der Dunkelheit, die sie umgab, schnellten auf einmal zwei knochige Hände vor und packten sie an den Schultern. Rokia fühlte, wie ihr das Blut in den Adern gefror, und konnte nicht einmal mehr schreien. Sie hatte sich gegen die Beine des Fürsten gelehnt! Das war sein Gewand!
    Der Fürst der Stadt aus Sand hob sie vom Teppich hoch bis vor seine riesigen Spinnenaugen.
    »Wo wolltest du denn hin, merkwürdiges Mädchen?«, flüsterte er ihr mit seinem trockenen, heißen Atem zu. Dann öffneten sich seine verbrannten Lippen und sprachen den Zauber aus, den er eben nicht hatte beenden können.
    Und im nächsten Augenblick hielt der Fürst der Stadt aus Sand statt Rokia einen Wüstenfuchs in Händen, der noch ihre zerrissenen Kleider am Leib trug und ihre haselnussbraunen Augen hatte.

    Der Fuchs wand sich nach Leibeskräften.
    Dann biss er zu.
    Der Fürst ließ los, und Rokia landete ungeschickt auf dem Teppich. Sie schlüpfte aus ihren Kleidern, schwankte unsicher in ihrem neuen Tierkörper und tapste so ungeschickt herum wie ein neugeborener Welpe. Und plötzlich

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