Stadt der Blumen strava3
Niccolò di Chimici, Herzog von Giglia, hiermit zum ersten Großherzog von ganz Tuschia.«
Und er setzte die großherzogliche Krone, die eher wie eins der Zuckerwerke aus der herzoglichen Konditorei aussah, auf das weiße Haupt seines Bruders.
Der neue Großherzog rückte sie zurecht und von den Tischen brandete Applaus auf.
»Diese Krone und diesen Titel hoffe ich an meinen Erben Luca und seine Nachkommen weitergeben zu können«, sagte Niccolò. Sein Blick suchte nach jemandem unter seinen Gästen. »Und nun, ehe wir uns zum Tanz in den Palast zurückziehen, bitte ich Euch alle, mit mir einen letzten Trinkspruch auf unsere besonders geschätzte Besucherin, die schöne Duchessa von Bellezza, auszusprechen!«
Diese Worte lösten unter den Speisenden Geflüster aus; solch eine deutliche Ehrenbezeugung, die gleich im Anschluss an die Verkündigung des neuen Titels erfolgt war, musste eine besondere Bedeutung haben. Lucien umklammerte Sandros Schulter. Aber es folgte keine weitere Bekanntmachung. Die wichtigen Gäste begaben sich zum Tanz in den großen Innenhof des Palazzo Ducale und Arianna wurde Luciens Blicken entzogen.
»Möchtet Ihr, dass ich hier warte, bis sie wieder rauskommt?«, fragte Sandro.
Lucien war gerührt. »Ich glaube, ich bleibe selbst hier, vielen Dank«, sagte er.
»Dann halte ich zusammen mit Euch Wache«, entschied Sandro.
Die Diener räumten die Tribüne ab, daher setzten sich die beiden auf die Stufen des Springbrunnens und taten sich schon bald an den Resten des Festessens gütlich. Selbst Fratello bekam ein paar Brocken Ziegenleber, die von den Tischen gefallen war.
Auf der Piazza vor Santa-Maria-im-Weingarten wurden Wagenrennen um die hölzernen Obelisken abgehalten, doch Sky war nicht mehr da, um sie mitzuerleben.
Auf allen anderen Plätzen der Stadt wurden Freudenfeuer entzündet, um den neuen Großherzog und die bevorstehenden Hochzeiten zu feiern. Silbermünzen wurden von Niccolòs Männern unter die Menge geworfen und die Leute riefen:
»Lang lebe Großherzog Niccolò! Lang lebe die Familie di Chimici!«
Im Hof des herzoglichen Palastes bildeten sich Paare für den Tanz. Arianna suchte ihren Vater, um ihn rasch zu Rate zu ziehen, doch der Herzog selbst kam ihr zuvor. »Ah, Euer Gnaden«, sagte er mit einer betonten, wenn auch unsicheren Verbeugung. »Erweist mir bitte die Ehre und seid meine Partnerin.«
Arianna erschrak heftig, bis sie merkte, dass er nur den Tanz meinte. Im ganzen ersten Stock lief eine Loggia um den Innenhof, auf die sich die Musikanten inzwischen zurückgezogen hatten. In eisernen Haltern, die direkt unter dieser Empore angebracht waren, flackerten Fackeln, und die Noten der Spieler wurden von Kerzen in mehrarmigen Kandelabern erleuchtet. Ein schwerer Duft von Lilien lag in der Luft und hoch über den Tanzenden zeigten sich die Sterne. Die Nacht war wie geschaffen für Romanzen.
Die vier Paare, die am nächsten Tag vermählt werden sollten, waren eindeutig auch dieser Ansicht und beängstigenderweise anscheinend auch der Großherzog selbst.
»Ich habe ein Geschenk für Euch«, sagte er zu Arianna, während sie den förmlichen Bewegungen des Tanzes folgten.
»Euer Gnaden haben sich bereits mehr als großzügig erwiesen«, erwiderte sie.
Der Herzog zog einen schwarzen Samtbeutel aus seinem Wams.
Die Göttin steh uns bei, dachte Arianna, doch nicht während des Tanzes, wo jeder zusieht! Aber es war kein Ring. Es war eine silberne Brosche in Form einer Mandola, die mit wertvollen Steinen besetzt war.
»Ganz entzückend«, sagte Arianna. »Aber –«
Der Herzog hob die Hand. »Das ist ein Wort, das ich gar nicht mag«, sagte er.
»Es sind keinerlei Bedingungen daran geknüpft, das Geschenk anzunehmen. Sagen wir einfach, es ist eine Gabe von Giglia an Bellezza.«
»Dann dankt Bellezza der Stadt Giglia«, sagte Arianna.
»Darf ich sie Euch anheften?«, sagte der Großherzog und sie traten aus dem Reigen der anderen Tänzer, damit er die Brosche an ihr blaues Satinkleid stecken konnte. Als das geschehen war, machte er einem Diener ein Zeichen und führte sie in ein kleines Gemach, das auf den Innenhof ging. Sie sah sich verzweifelt nach Rodolfo um, doch sie konnte ihn nirgends entdecken.
»Es gibt noch etwas«, sagte Niccolò.
Ein Diener führte zwei herrliche, gefleckte Wildkatzen in den Raum, die so groß waren wie Jagdhunde. Beide trugen Halsbänder in der Form von geflochtenen Lilien, an denen lange Ketten befestigt waren. Arianna konnte nicht
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