Stadt der Blumen strava3
zurückbrachten. Über dem Palazzo Ducale barsten weiter die Lichtergarben des Feuerwerks und Lucien, der auf dem Platz wartete, sah, dass jegliche Farbe aus Ariannas Gesicht gewichen war. Bleich sah sie zu den explodierenden Raketen empor.
Am nächsten Morgen hallte der Palazzo di Chimici in der Via Larga wider von den Rufen der Kammerzofen, die nach warmem Wasser, Lockenscheren, Haarnadeln und Kämmen riefen, während vier Bräute für ihre Hochzeit hergerichtet wurden.
Auf der Piazza della Cattedrale wurde ein Baldachin aus blauem Samt mit silbernen Sternen aufgespannt, um einen überdachten Weg zum Ostportal der Kathedrale zu schaffen. Darunter wurde ein roter Teppich mit den weißen, eingearbeiteten Lilien entrollt, der bis ans Ende der Piazza reichte, wo die Prinzessinnen aus der herzoglichen Kutsche steigen würden.
Die Kathedrale selbst war voller Lilien – und voller Soldaten. Männer der Privatarmee des Herzogs waren an den Wänden entlang aufgereiht und auf der Empore über dem Hochaltar umringte eine Gruppe von Bogenschützen den Innenraum der Kuppel. In der Sakristei wurde der Papst in seine Pluviale aus Silberbrokat gehüllt. Den ganzen Morgen über trafen Gäste ein und füllten die Bänke des Kirchenschiffs.
Rodolfo und Sulien waren ebenfalls eingeladen, Dethridge, Giuditta, Lucien und Sky jedoch nicht. Und schon gar nicht Nicholas und Georgia, von denen man nicht einmal wusste, dass sie in der Stadt waren. Es würden also zwei Stravaganti innerhalb der Kirche sein und die übrigen sechs unter der feiernden Menge draußen. Auch Silvia und Guido würden unter den Zuschauern sein. Viele Giglianer waren seit dem frühen Morgen auf den Beinen, hatten sich einen Aussichtspunkt gesichert und Essen und Trinken mitgebracht. Jedes Fenster und jeder Balkon mit Sicht auf die Piazza della Cattedrale war mit Zuschauern gefüllt.
Arianna, die sich noch in der Gesandtschaft befand, war verzweifelt. Das verfluchte Chimici-Kleid lag auf ihrem Bett, direkt neben dem gleichermaßen eleganten – und viel bequemeren – Kleid aus grünblauem Brokat, das sie aus Bellezza mitgebracht hatte. Sie ging unruhig in ihrem Spitzenunterkleid auf und ab. Das kastanienbraune Haar fiel ihr lose und wirr um die Schultern, zur Verzweiflung ihrer Zofe Barbara, die es zu bändigen versuchte.
Arianna hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und war froh eine Maske tragen zu können, die die dunklen Ringe unter ihren Augen verbarg – aber welche sollte sie nur anlegen? Die diamantenbesetzte silberne, die ihr, passend zu dem Kleid, vom Großherzog geschickt worden war, oder die grünblaue, seidendurchwirkte Maske, die zu ihrem bellezzanischen Kleid passte? Rodolfo hatte ihr abgeraten, das Geschenk des Herzogs zu tragen, nachdem er von dem Antrag gehört hatte. Silvia hingegen fand, es nicht zu tragen könnte einen gefährlichen diplomatischen Zwischenfall bei den Hochzeiten auslösen.
»Wie könnt Ihr nur zögern, Euer Gnaden?«, fragte Barbara, die ungefähr in Ariannas Alter war und ein sehr vertrauliches Verhältnis zu ihrer Herrin hatte. »Ich würde nur zu gern die Gelegenheit ergreifen, das mit den Diamanten zu tragen.«
Arianna blieb abrupt stehen. »Das ist es!«, sagte sie. »Trag du es, Barbara! Warum nicht? Meine Mutter hat oft genug eine Stellvertreterin benutzt und wir haben fast die gleiche Statur. Wenn ich es trage, wird es der Herzog als Zeichen dafür nehmen, dass ich seinen Antrag annehme. Aber wenn ich später sagen kann, dass ich nicht darin steckte, dann habe ich ein bisschen mehr Zeit gewonnen. Sag, dass du es machst!«
Der Großherzog suchte die jungen Bräute in der Via Larga auf. Es gab ein allgemeines Hasten nach spanischen Wänden und Handtüchern und Morgenröcken, als er den Kopf durch ihre Türen steckte. Doch der Herzog lachte nur; er war ausgezeichneter Laune und seine hübschen Verwandten erinnerten ihn nur daran, dass auch er schon bald eine junge Braut haben würde. Er hatte ihnen ihre kleinen Hochzeitstruhen gebracht, deren Deckel alle mit derselben Szene bemalt waren, die demnächst in Santa-Maria-der-Lilien stattfinden sollte: vier Paare, die die Kathedrale unter dem Baldachin der Chimici betraten. Und in den Truhen lagen die dicken Halsbänder aus Perlen und Rubinen, die er als Hochzeitsgaben bestellt hatte. Die Prinzessinnen waren begeistert von ihren Juwelen und hielten sie an ihre Hochzeitskleider und küssten den Herzog mit offenem Haar, das ihnen noch locker um die Schultern wallte. Er
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