Stadt der Blumen strava3
Kathedrale hinauf. »Selbst wenn mein Herz an Santa-Maria-im-Weingarten hängt, muss ich Santa Maria del Giglio doch bewundern – Santa-Maria-der-Lilien.«
Die Mauern der Kathedrale waren mit weißem Marmor verkleidet, der in geometrischen Mustern von grünlichen und rötlichen Marmorstreifen durchzogen war.
Sie erinnerten Sky an neapolitanisches Eis, er hielt es aber für unklug, das zu erwähnen. Allerdings fiel ihm auf, dass die Fassade selbst unvollendet und nur aus rohem Stein war. Ein schlanker Glockenturm in denselben Farben erhob sich daneben und das ganze Gebäude wurde dominiert von einer riesigen Kuppel aus rötlichen Ziegeln, die von kleineren Kuppeln umgeben war.
»In acht Wochen werden in dieser Kathedrale drei Prinzen der Familie di Chimici und ein Herzog mit ihren Cousinen verheiratet«, fuhr Sulien fort. »Doch nun lass mich dir etwas anderes zeigen.«
Er führte Sky weiter auf einen kleinen Platz, auf dem einige Männer Boccia spielten. »Auf diesem Platz«, sagte Sulien, »hat vor fünfundzwanzig Jahren ein Mitglied der Chimici einen jungen Adligen aus der Familie Nucci erstochen.«
»Warum?«, fragte Sky.
»Weil sich die Chimici anlässlich einer arrangierten Heirat zwischen den beiden Familien beleidigt fühlten. Donato Nucci sollte Prinzessin Eleonora di Chimici heiraten – eine vorteilhafte Verbindung für ihn. Aber er war erst zwanzig und sie war einunddreißig. Und vielleicht nicht gerade die Schönste ihres Geschlechts, wenn auch intelligent, fromm und vollendet erzogen. Am Tag der Hochzeit sandte der junge Donato einen Boten und ließ mitteilen, dass er verhindert sei, verhindert und, wie sich herausstellte, nicht in der Lage, Eleonora zu heiraten, denn er war auch in Verhandlung mit einer anderen Familie und einer anderen, jüngeren Braut.«
»Die arme Eleonora«, sagte Sky.
»Und der arme Donato«, ergänzte Sulien finster. »Er hatte die Kühnheit, am nächsten Abend bei einem Boccia-Spiel aufzutauchen, und Eleonoras jüngerer Bruder Jacopo stieß ihm einen Dolch ins Herz.«
»Was geschah mit Jacopo?«
»Er verließ die Stadt. Er war nur zu der Hochzeit nach Giglia gekommen; seine Familie wohnte in Fortezza, einer anderen berühmten Stadt in Tuschia, wo sein Vater Falco als Fürst residierte. Im Jahr darauf starb der alte Fürst Falco und Jacopo erbte den Titel. Einige behaupten, dass der alte Fürst von den Nucci vergiftet worden sei, aber er war schon recht alt.«
»Und was wurde aus Eleonora – und Donatos anderer Braut?«
»Keiner weiß, was mit dem anderen Mädchen geschah. Eleonora di Chimici nahm den Schleier und ihre jüngere Schwester ebenso. Jacopo selbst heiratete – und hatte zwei Töchter, von denen die eine Prinz Carlo di Chimici hier in ein paar Wochen heiraten wird. Die andere heiratet ihren Vetter Alfonso di Chimici, den Herzog von Volana.«
In dem ganzen Durcheinander von Namen und Titeln sah Sky allmählich ein Muster.
»Und lebt dieser Jacopo noch?«, fragte er.
Sulien nickte. »Er wird seine Tochter dem zweiten Sohn des Herzogs dieser Stadt zuführen.«
»Und was ist mit den Nucci?«
»Werden natürlich eingeladen sein. Sie gehören noch immer zu den bedeutenden Familien in Giglia.«
»Puh!«, sagte Sky. »Ganz schön explosiv. Aber ich verstehe wirklich nicht, warum Sie mir das alles erzählen.«
»Komm noch ein Stück mit«, sagte Sulien.
Sie gingen um den hinteren Teil der Kathedrale herum. Am Fuß der Gebäude befand sich hier eine geschäftige, laute Werkstatt, aus der das Geräusch von Mei
ßeln auf Stein erklang. Sulien hielt an und sah sich nach beiden Seiten um.
»Das ist die Werkstatt von Giuditta Miele, der Bildhauerin«, erklärte er. »Sie gehört auch zu uns Stravaganti. Und ihr nächster Auftrag ist eine Statue der schönen Duchessa von Bellezza, die auch zu den Hochzeitsfeierlichkeiten der Chimici kommt.«
»Tut mir Leid«, sagte Sky. »Ich verstehe immer noch nicht …«
»Die Duchessa sollte Gaetano, den dritten Chimici-Prinzen, heiraten. So hatte es Herzog Niccolò sich zumindest gedacht. Sie hat ihn jedoch abgelehnt, einige meinen, weil sie zu sehr an einem jungen Mann hängt, der der Lehrling ihres Vaters ist. Ihr Vater ist Rodolfo Rossi, der Regent von Bellezza, und einer der mächtigsten Stravaganti in ganz Talia. Und der junge Mann hatte ihrer Mutter, der verstorbenen Duchessa, einen großen Dienst erwiesen und ist inzwischen ein hoch geehrter Bürger von Bellezza, was nicht immer so war.«
»Nein?«, fragte Sky,
Weitere Kostenlose Bücher