Stadt der Blumen strava3
benahmen sich untadelig und waren zudem mit ihren silbernen Halsbändern an eine Säule gekettet. Sie teilten sich ein Stück Fleisch, das ihnen die Köche abgegeben hatten.
Die Soldaten, denen die Nucci anvertraut worden waren, hatten mit diesen nicht zum Palazzo zurückkehren können, dessen Kerker inzwischen sowieso überflutet waren. In dem Trupp war ein erneuter Tumult ausgebrochen, als die Soldaten und die Gefangenen vor den hereinstürzenden Fluten um ihr Leben rannten. Matteo und Graziella entkamen mit ihren Töchtern und den verbliebenen Anhängern zu einem nahe gelegenen Turm der Familie Salvini, die den Nucci verbunden war.
Sie hämmerten an die Tür, um eingelassen zu werden. Das Wasser stand ihnen inzwischen schon bis zur Taille. Leitern wurden von einem der oberen Geschosse herabgelassen und sie kletterten hinauf, wobei die Frauen ziemlich mit ihrer durchtränkten Festgarderobe zu kämpfen hatten. Aber wenigstens waren sie alle in Sicherheit und konnten ihrer Trauer um Camillo und ihrer Angst um den einzigen übrigen Sohn freien Lauf lassen.
Arianna kümmerte sich selbst um Barbara und öffnete die Ösen und Schnüre des Kleides, das die Zofe in solche Gefahr gebracht hatte. Lucien weigerte sich sie zu verlassen.
»Es war meine Schuld, dass sie verletzt worden ist, Luciano«, schluchzte Arianna. »Ich wollte nicht, dass irgendein anderer außer dem Herzog uns beide verwechselt. Er hat gesagt, wenn ich das Kleid tragen würde, würde er das als positive Antwort auf seinen Antrag ansehen.«
»Dann hat er dich also tatsächlich gefragt?« Es kam Lucien äußerst unpassend vor, über dieses Thema zu reden, während so viele Menschen im Sterben lagen und die Fluten durch die Stadt schossen.
»Hast du gewusst, dass er das vorhatte?«
Lucien nickte.
»Es war gestern Abend während des Balls. Er hat mir die schreckliche Krone aufgesetzt.« Sie schauderte. »Und jetzt stirbt Barbara vielleicht, weil ich zu feige war ihm gleich eine Absage zu erteilen.«
»Wenn ich es verhindern kann, stirbt sie nicht«, sagte Sulien und trat an das Lager des Mädchens. Er untersuchte ihre Wunde sorgfältig und bat eine der Nonnen ihm die Arzneien zu bringen, die er benötigte. »Sie ist nicht so tief«, stellte er fest. »Etwas tiefer und die Klinge hätte ihr das Herz durchbohrt. Der Angreifer hat wohl nicht genau gezielt.«
»Parola ist mit dem Degen dazwischengefahren«, sagte Lucien. »Dann hat Arianna den Angreifer ganz erledigt.«
Arianna zitterte. Ihre Mutter kam auf sie zugelaufen und umarmte sie. »Bist du auch nicht verletzt?«, fragte sie.
Arianna schüttelte den Kopf. »Wie du siehst, hat Barbara den Stich abbekommen, der für mich bestimmt war.«
»Schnell«, sagte Silvia. »Zieh dir wieder das elende Kleid an und lege das der Zofe aufs Bett.«
»Warum?«
»Weil wir nicht wissen, wer dich angegriffen hat und warum«, erklärte Silvia.
»Es war ein Nucci«, sagte Lucien. »Ich habe ihn gesehen.«
»Und du kannst einen Anhänger der Nucci so genau von einem Spitzel der Chimici unterscheiden?«, fragte Silvia. »Der Großherzog muss es als Zustimmung angesehen haben, dass du sein Kleid getragen hast, Arianna. Das soll er sich ruhig noch eine Weile einbilden.«
Silvia half Arianna aus dem schlichten grünen Gewand und in das Geschenk des Großherzogs. Inzwischen war es ihrer Tochter sogar noch verhasster, blutbefleckt, wie es war.
»Und du steh nicht so rum«, fuhr Silvia Lucien an, der die neue Wendung der Dinge zu verstehen suchte. »Löse Ariannas Zöpfe, ich will inzwischen versuchen Barbara wieder in eine Zofe zurückzuverwandeln.«
Lucien löste Ariannas Haarflechten, sodass ihr die Locken über die Schultern fielen. Er reichte ihr die silberne Maske und den Schleier, während Silvia die kunstvolle Frisur auflöste, die Arianna und Barbara vor wenigen Stunden aufgesteckt hatten. Als sie die Locken sanft glatt strich, erwachte Barbara. Mit umwölktem Blick sah sie Silvia an.
»Tapferes Mädchen«, sagte Silvia. »Du hast der Duchessa das Leben gerettet.«
»Und Parola hat ihres gerettet«, sagte Lucien. »Er hat den Stoß der Klinge abgewendet.«
»Tatsächlich?«, fragte Silvia. »Was ist er doch für ein bemerkenswerter, junger Mann. Sulien, was könnt Ihr für das Mädchen tun?«
Bruder Sulien wusch ihre Wunde mit einem Sud aus Kräutern aus, den ihm die Nonne gebracht hatte.
»Das wird erst mal helfen«, sagte er. »Aber ich muss die Wunde nähen. Das tut weh, daher muss ich ihr ein
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