Stadt der Blumen strava3
Stockwerk und winkte. Lucien ruderte hinüber, bis sie darunter waren.
»Wo kommt ihr denn her?«, fragte Tullio.
»Von Bruder Sulien«, erläuterte Sky. »Es hat schreckliche Kämpfe gegeben bei der Segnungs-Zeremonie und einige Menschen sind schlimm verletzt. Er hat uns um Arznei geschickt, aber in der Apotheke und im Laboratorium ist alles zerstört.
Wir haben nur das, was Sandro in seiner Zelle finden konnte.«
Bruder Tullio spähte hinab. »Ist die durchtränkte Ratte da etwa der kleine Sandro?«, fragte er. »Was wollte Sulien denn haben?«, fuhr er fort. »Die Brüder haben alles, was wir noch retten konnten, hier in den oberen Stock gebracht.«
Es dauerte nicht lange, bis ein Korb voller Arznei in das Boot hinuntergelassen wurde, und die Jungen konnten die Fahrt zurück antreten. Sky legte die kostbare Flasche in den Korb zu den anderen Mitteln, und erst jetzt merkte er, was für ein Glück es war, dass sie sie überhaupt hatten.
»Du hast ja das Etikett lesen können!«, sagte er zu Sandro und der Junge grinste, wobei er das Klappern seiner Zähne zu unterdrücken versuchte.
Es wurde allmählich dunkel und Georgia überlegte, wie lange sie es wagen konnte, in Giglia zu bleiben. Aber sie fand, dass sie nicht verschwinden konnte, solange Nicholas noch bewusstlos war. Wie sollte er sonst in seine Welt zurückkehren?
Sky und Lucien hatten die Arznei gebracht und der begeisterte Fratello hatte sich dem schmutzigen, nassen Bündel entgegengeworfen, das sich als Sandro herausstellte. Sulien verabreichte den Patienten, die am schlimmsten verwundet waren, bereits sein kostbares »trinkbares Silber«. Es gab nur sehr wenig davon, weil es so teuer und aufwändig herzustellen war – in einem geheimen Prozess, der Monate in Anspruch nahm. Er gab Luca und Gaetano je fünf Tropfen, dann suchte er den stöhnenden, fiebernden Filippo Nucci auf.
»Ich verbiete Euch, diesem Elenden davon zu geben«, sagte der Großherzog.
Doch Sulien beachtete ihn nicht und maß eine Dosis für Giuditta ab, die sie Filippo einflößen sollte. Prinzessin Beatrice selbst hielt ihren Vater zurück, der den Mönch sonst womöglich angegriffen hätte.
»Na gut«, sagte er und rang um Fassung. »Lasst ihn eben am Leben. Dann kann ich wenigstens noch einen Nucci mehr hängen lassen.«
Nun begab sich Sulien in das Gemach der Mutter Oberin, in dem er Nicholas versteckt hatte, und flößte auch ihm einen Tropfen der kostbaren Flüssigkeit ein. Die Augenlider des Jungen zuckten und Sulien atmete erleichtert auf. Aber er konnte immer noch keine Ruhepause machen. Nachdem nun die verschiedenen Arzneien gekommen waren, lief er zwischen den Patienten umher, nähte Wunden und verabreichte Schlafmittel, um den Schmerz zu lindern.
Als Georgia schließlich ermattet aufs Dach stieg, hatte jeder, der eine Behandlung nötig gehabt hatte, diese erhalten. Aber es gab immer noch eine Menge frierender, nasser und entkräfteter Leute, für die nichts zu essen da war; alle Vorräte waren im Erdgeschoss gelagert gewesen. Merla wartete mit hängenden Flügeln auf sie. Sie mochte das viele Wasser nicht. Raffaela saß geduldig neben ihr und beruhigte das Pferd mit einem ihrer seltsam klingenden Gesänge.
Merla nahm vom Dach aus Anlauf und die beiden erhoben sich auf ihr in die Luft.
Das Pferd schien erleichtert Giglia zu verlassen und sich in trockenere Gefilde aufzumachen.
Sky musste seine ganze Überredungskunst aufbringen, um Nicholas zur Rückkehr zu bewegen. Kaum aus der Ohnmacht erwacht, war Nicholas wild entschlossen gewesen zu bleiben und die Genesung seiner Brüder abzuwarten.
»Hör mal«, sagte Sky, »es wird schon dunkel draußen und wir müssen von hier aus reisen statt vom Kloster. Wer weiß, ob wir überhaupt am richtigen Fleck ankommen? Und wie fühlt sich Vicky wohl, wenn sie dich am Morgen bewusstlos vorfindet? Hast du überhaupt kein Mitgefühl mit deiner neuen Familie?«
»Ich kann jetzt sowieso nicht einschlafen«, sagte Nicholas, »solange Gaetano
und Luca in diesem Zustand sind.«
»Bei ihnen bleiben kannst du aber auch nicht«, entgegnete Sky. »Dein Vater oder deine Schwester würden dich erkennen. Außerdem kannst du doch morgen wieder herkommen.«
»Ich gebe euch beiden etwas, das euch hilft einzuschlafen«, sagte Sulien. »Ihr habt eure Talismane doch dabei? Ihr müsst euch nur auf euer Zuhause in der anderen Welt konzentrieren. Und ich verspreche dir, Nicholas, dass ich deine Brüder bis zu deiner Rückkehr am Leben
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